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Erst Hitlergruß, dann Messerangriff
18 Zentimeter soll die Klinge lang gewesen sein. Mehrmals stach ein 16-Jähriger am 29. August mit seinem Messer zu. Damit endete eine Techno-Party in der Dresdner Heide. Eine Frau musste noch in der Nacht notoperiert werden. Der mutmaßliche Täter soll zuvor einen Hitlergruß gezeigt und durch Klamotten der rechten Szene aufgefallen sein. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln, zivilgesellschaftliche und linke Gruppen sprechen von Verharmlosung rechter Gewalt.
Regelmäßig finden am Dresdner Stadtrand geheime Partys der eher alternativ und links geprägten Techno-Szene statt. Bei dem Angriff Ende August erlitt ein Mann eine schwere Stichverletzung der Niere. Einer Frau wurden lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt. Unter massiven Blutungen im Bauchraum musste sie noch in der Nacht operiert werden. Wahrscheinlich wäre sie sonst gestorben.
Die Staatsanwaltschaft Dresden teilt auf Anfrage von »nd« mit, dass sich der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft befinde. Das Motiv der Tat sei bisher noch unklar, so die Staatsanwaltschaft.
Das sehen nicht alles so. Am Abend des 11. Septembers zog eine Demonstration durch die Dresdner Neustadt. Die undogmatische radikale Antifa (URA) teile später mit, dass rund 200 Menschen teilgenommen hatten. Ihren Erkenntnissen nach hat der mutmaßliche Täter von der Dresdner Heide klare Bezugspunkte ins Neonazi-Milieu. Auf ihrer Website liefern sie dafür detaillierte Hinweise, verweisen unter anderem auf sein Facebook-Profil, in dem sich der Jugendliche mit Reichskriegsflagge im Hintergrund als »Nationalist« bezeichnet.
Nicht nur das. Auch in Hinblick auf die Tat selber legen verschiedene Organisationen aus Dresden ein politisches Motiv nahe. Der Täter soll etwa eine Stunde vor dem Angriff auf seine Klamotten angesprochen worden sein – von eben jenen Menschen, die er später niederstach – so schildern es zumindest andere Besucher*innen der Technoparty gegenüber »nd«. Auch soll der mutmaßliche Täter vorher einen Hitlergruß gezeigt und einen Syrer bepöbelt haben. Dass Staatsanwaltschaft und Polizei nun »in alle Richtungen ermitteln« und nicht eindeutig von einem rechten Tatmotiv ausgehen, sorgt für Kritik.
Die Dresdner Opferberatung »Support« für betroffene rechter Gewalt hat mit mehreren Menschen gesprochen, die auf der Party waren. Auch sie spricht gegenüber »nd« von einem »massivem rechtsmotivierten Angriff«, den die beiden Betroffenen »nur mit Glück überlebt haben«. Die Polizei spricht von gefährlicher Körperverletzung, für die Opferberatung kommt auch ein versuchtes Tötungsdelikt in Frage.
Der Streit darum, ob ein rechtes Tatmotiv vorliegt, ist aus mehreren Perspektiven relevant. Zum einen geht der Fall sonst nicht als rechter Angriff in die Kriminalstatistik ein. Wichtiger ist aber, dass das Tatmotiv im vorliegenden Fall erheblichen Einfluss auf den Ausgang des Verfahrens hätte, wenn etwa aufgrund des Tatmotivs ein niedererer Beweggrund anzunehmen wäre und damit der Tatbestand des versuchten Mordes vorliegt. Die Beweggründe und Ziele des Täters sind zudem Umstände, die bei der Strafzumessung zu berücksichtigen sind.
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