Dienstag, 15. September 2020

Besser sauber: Ein Bündnis aus Gewerkschaften und der Initiative „Schule in Not“ will die Schulreinigung rekommunalisieren. Ziel sind auch fairere Arbeitsbedingungen


Initiative „Schule in Not““Was dabei herauskommt, wenn die öffentliche Hand spart, sagt Anne Zetsche von der Initiative „Schule in Not“, das könne man doch in Berlin immer noch am allerbesten am Sauberkeitsgrad von Schultoiletten und Klassenzimmern besichtigen: Das seien „katastrophale Zustände – weil die öffentliche Hand die Gewinne von privaten Firmen finanziert“, sagt die Mutter aus Charlottenburg-Wilmersdorf am Donnerstag bei der Vorstellung einer Zwischenbilanz zum Anliegen der Initiative, der Rekommunalisierung der Schulreinigung. (…) Tatsächlich unterstützt inzwischen ein breites Gewerkschaftsbündnis die Initiative: Neben der IG Bau sitzen am Donnerstag auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW sowie Verdi auf dem Podium. Den Gewerkschaften geht es um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in einer extrem prekären Branche. Man stelle fest, sagt Korsten: „Regelmäßig, wenn es wieder neue Tarifabschlüsse gibt, vergrößern die Unternehmen die zu reinigende Fläche – oder sie verkürzen die Arbeitszeit der Beschäftigten.“ Im Kampf um Aufträge unterböten die Reinigungsfirmen sich gegenseitig, wer mehr Fläche für weniger Geld putze, sagt Korsten – die Stellschraube sind die Personalkosten. Und die öffentliche Hand, im Falle der Schulen die Bezirksämter, sei oft nicht gewillt, mehr zu zahlen als eben das, was für die anschaulichen acht Minuten pro Klassenzimmer reicht…” Artikel von Anna Klöpper vom 11. September 2020 in der taz online externer Link und die Homepage des Bündnisses „Schule in Not“ externer Link sowie einen weiteren Artikel darüber:
  • Für Klopapier und Seife: Bündnis fordert, dass die Schulreinigung in Berlin rekommunalisiert werden soll“»Die Beschlüsse sind gefasst – nun müssen sie auch umgesetzt werden.« Hinter dem Satz, mit dem der Verein »Schule in Not« am Donnerstag in Berlin zur Pressekonferenz eingeladen hatte, steckt eine konkrete Forderung: Bis zum Beginn des Schuljahres 2021/2022 sollen zehn Prozent der Schulreinigung in Eigenregie erfolgen. Dieser Anteil soll bis zum Sommer 2022 auf 25 Prozent und dann jährlich in festzulegenden Schritten weiter steigen. Das Ziel des Bündnisses, das aus »Schule in Not« und den Gewerkschaften GEW, IG BAU und Verdi besteht, ist die Rekommunalisierung der Berliner Schulreinigung. Die Elterninitiative »Schule in Not« hatte 2019 auf die katastrophalen Hygienebedingungen in den rund 800 Berliner allgemeinbindenden Schulen und die miesen Arbeitsbedingungen der Reinigungskräfte aufmerksam gemacht. Seit der Gründung der Initiative im Vorjahr haben 25 000 Berlinerinnen und Berliner für die Rekommunalisierung der Schulreinigung unterschrieben. Damit sprachen sie sich zugleich für mehr Zeit und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten aus. In sechs von zwölf Bezirken fassten die Bezirksverordnetenversammlungen Beschlüsse zur Rekommunalisierung. Auf Landesebene wurde der »Runde Tisch Schulreinigung« eingerichtet. Im Doppelhaushalt 2020/2021 hat das Land 16 Millionen Euro zusätzlich für die Schulreinigung eingestellt. (…) »Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten ist die Reinigung an den Schulen eine Katastrophe«, sagte Anne Zetsche von »Schule in Not«. Die Rückmeldungen, die sie seit Beginn des Schuljahres bekommen habe, sprechen für sich, so Zetsche weiter. Ein Hausmeister habe ihr von seiner »seitenlangen Mängelliste« an das Reinigungsunternehmen berichtet. An manchen Schulen fehlten Handtücher, Klopapier, Seife, Zwischenreinigungen finden selten oder gar nicht statt. »Wenn die Beschäftigten pro Klassenzimmer acht Minuten Zeit haben, ist das auch nicht anders möglich«, sagte Jens Korsten von der IG BAU. Seine Gewerkschaft hat einen Flächentarifvertrag für die Gebäudereinigung erstritten, der seit 2018 allgemeinverbindlich ist – also bundesweit in der gesamten Branche gilt. »Das Problem ist«, so Korsten, »das mit jeder Tariferhöhung die Arbeitgeber die Zeit pro Reinigungsschritt verkürzen und gleichzeitig die Flächen vergrößern.« Zudem arbeite der größere Teil der Beschäftigten nicht in Vollzeit, sondern habe Verträge mit unter 30 Stunden pro Woche. Das Ergebnis diese Praxis: Zweit- und Drittjobs werden nötig, es entstehen soziale Folgekosten, wenn die Beschäftigten ihre Einkommen aufstocken müssen, die Qualität der Reinigung leidet. Das müsse man gegen die vermeintlich höheren Kosten für eine rekommunalisierte Schulreinigung rechnen, sagte Erich Mendroch von Verdi…“ Artikel von Jörg Meyer vom 10.09.2020 in Neues Deutschland online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=177980

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