Dienstag, 15. September 2020

Abgrenzungen und Ausschlüsse. Die Unvereinbarkeitsbeschlüsse in der GEW Hamburg in den 1970er Jahren


Für starke Gewerkschaften - Keine Ausschlüsse - Solidarität“Die GEW Hamburg hatte eine Studie in Auftrag gegeben, die ihren Umgang mit den Unvereinbarkeitsbeschlüssen untersuchen soll: Ihre Entstehung, ihre Praxis sowie die Folgen für die betroffenen Personen. Diese Arbeit liegt nun vor. In der Studie wird am Beispiel der Hamburger GEW eine erste Untersuchung zum Umgang der GEW mit den Unvereinbarkeitsbeschlüssen vorgelegt. Dabei werden einerseits die politischen Prozesse analysiert, die zur Etablierung der UVB in der GEW führten und herausgearbeitet, welche Personen daran federführend beteiligt waren. Dabei wird ein besonderer Blick darauf gelegt, welchen Einfluss der DGB und die Zentralisierung der GEW für die Durchsetzung der UVB hatten. Andererseits werden die Ausschlussverfahren systematisch untersucht: Wer wurde ausgeschlossen und auf welcher Grundlage? Reichte die Mitgliedschaft in kommunistischen Gruppen aus oder war das konkrete Verhalten in der GEW ausschlaggebend? In der Studie wird herausgearbeitet, wie stark die Unvereinbarkeitsbeschlüsse mit politisch-generationellen Konflikten und Umbrüchen innerhalb der GEW verbunden waren. Die UVB sind somit ein weiteres Beispiel, warum die 1970er Jahren häufig als Jahrzehnt des Umbruchs oder des Konflikts beschrieben werden. Mit Radikalenbeschluss, Parteiordnungsverfahren und Unvereinbarkeitsbeschlüssen waren die 1970er Jahre auch ein Jahrzehnt der Abgrenzungen und Ausschlüsse. Als Forscherin konnten wir Alexandra Jaeger gewinnen. Sie hat vor kurzem an der Universität Hamburg zum Thema „Berufsverbote in Hamburg“ promoviert und arbeitete im Fachbereich Geschichte bzw. an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg zum Thema…” Buchvorstellung der GEW Hamburg vom 25. August 2020 externer Link (“GEW Hamburg arbeitet die eigene Geschichte auf, Teil 2”) mit Bestellmöglichkeit der Studie von Alexandra Jaeger im Beltz-Verlag externer Link (140 Seiten zum Preis von 19,95 Euro), dort als Leseprobe: Abgrenzungen und Ausschlüsse externer Link . Siehe dazu:
  • Klima des Misstrauens: Die Bildungsgewerkschaft GEW und der »Radikalenerlass« – eine Fallstudie New
    “Im August 1975 erhielt die 26-jährige Hamburger Lehrerin Sabine Breustedt Post von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Der Leiter der Rechtsschutzabteilung teilte ihr mit, dass ihr kein Rechtsschutz gewährt werden könne, bis ihre Mitgliedschaft geklärt sei. Ihren unklaren Status begründete er mit der vermuteten Unterstützung des Kommunistischen Bunds (KB). Breustedt war eine jener Personen, die in den 1970er Jahren die Folgen der Unvereinbarkeitsbeschlüsse (UVB) in der GEW erfuhr. Ein eigenes Kapitel gewerkschaftlicher Konfliktgeschichte im Kontext von Studentenbewegung, Radikalenbeschluss und Linksterrorismus. Breustedt hatte in Hamburg Englisch und Französisch auf Lehramt studiert und sich im Sommer 1975 nach dem Zweiten Staatsexamen dort für den Schuldienst beworben. Zunächst war ihr eine Stelle an einem Gymnasium in Aussicht gestellt worden. Doch dann lehnte der Senat die Bewerbung wegen Zweifeln an ihrer Verfassungstreue ab. Der Vorwurf lautete: Mitgliedschaft im KB und Besuch mehrerer Veranstaltungen und Demonstrationen der Organisation. (…) Die Unvereinbarkeitsbeschlüsse waren Ausdruck der politisch-generationellen Umbrüche in der GEW der 1970er Jahre. Ältere Mitglieder vertraten einen vehementen Antikommunismus und forderten eine klare Abgrenzung von den K-Gruppen, teils auch von der DKP. Zugleich wuchs die Gruppe zumeist jüngerer Mitglieder, die die Praxis der Gewerkschaftsausschlüsse ablehnten. An dem Umgang mit den UVB wird deutlich, wie in den 1970er Jahren in der GEW unterschiedliche Politik- und Gewerkschaftsvorstellungen aufeinanderprallten. (…) Für die Stimmung in der GEW bedeuteten die UVB eine starke Belastung. Sie beförderten ein Klima von Misstrauen und Denunziation. Administrative Maßnahmen ersetzten die politische Diskussion, die in jenen Jahren nicht einfach war. Noch heute sprechen GEW-Mitglieder von einem »Trauma«, das in der Organisation lange nachgewirkt habe. Mittlerweile hat die GEW sich bei ausgeschlossenen Mitgliedern entschuldigt und ihnen eine Entschädigungszahlung angeboten.” Artikel von Alexandra Jaeger vom 12. September 2020 in neues Deutschland online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=177437

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