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Einfach mal enger zusammenrücken
»Vorbehaltlich der neuen Bevölkerungsprognose sowie der Ergebnisse des schulfachlichen Monitorings 2020 wird für das kommende Schuljahr 2020/2021 ein rechnerisches Schulplatzdefizit von 7360 Plätzen erwartet.« So steht es in einem Bericht der Verwaltung von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), der an diesem Mittwoch dem Hauptausschuss vorgelegt wird. Übersetzt heißt das: Wenn nichts passiert, könnten 7360 Jungen und Mädchen in etwas mehr als fünf Monaten ohne Schulplatz dastehen.
Noch schlechter sieht es demnach für das Schuljahr 2021/2022 aus. Hier geht der Senat davon aus, dass es ein »Kapazitätsdefizit von 9505 Plätzen« geben wird. Während aber diese Zahl seit einem halben Jahr bekannt ist, wird die viel dringlichere für das im Sommer beginnende Schuljahr erst jetzt präsentiert.
Abhilfe schaffen soll vor allem die Schulbauoffensive, wobei ein Teil zunächst durch temporäre Baumaßnahmen aufgefangen werden soll: Pavillons, Container und »fliegende Klassenzimmer« genannte wiederverwendbare Holzmodulbauten. 100 Millionen Euro will der Senat bis Sommer 2021 für diese Provisorien ausgeben. Die temporären Bauten dürfen zwar nicht einmal fünf Jahre stehen, dafür können sie »ohne Prüfverfahren umgesetzt werden«, wie Scheeres unlängst mitteilte.
Dass es sich dabei nur um eine Notlösung handeln kann, weiß auch die Senatorin, die darauf verweist, dass in Berlin über 60 Schulgebäude neu errichtet werden sollen. »Die entstehen aber nicht von heute auf morgen.« Der Zeitraum für das Projekt ist dann auch bewusst großzügig bemessen: Zehn Jahre gönnt sich der Senat, bis auch das letzte Haus bezugsfertig ist.
Die Bildungsverwaltung bleibt jedoch optimistisch: »Es ist bekanntlich knapp. Aber wir gehen davon aus, dass die Plätze reichen«, so ein Sprecher. 4211 Plätze könnten demnach durch temporäre oder dauerhafte Baumaßnahmen bis zum August geschaffen werden, 4748 weitere bis Beginn des Schuljahres 2021/2022. Zusammen mindestens 3500 Plätze hiervon entfallen auf Tempobauten.
Absehbar ist, dass sich die Situation auf mittlere Sicht nicht entspannen wird. Jahr für Jahr drängen mehr Kinder auf die Grundschulen und sechs Jahre später dann auf die weiterführenden Schulen. Allein von 2020 bis 2021 steigt das Defizit um fast 2000 Plätze. Um dem Mangel zu begegnen, ist die Schulverwaltung daher auch auf »schulorganisatorische Maßnahmen« angewiesen, wie es in dem Bericht für den Hauptausschuss heißt.
»Zu befürchten ist, dass damit neben der Umfunktionierung von beispielsweise Horträumen mal wieder eine Erhöhung der Klassenfrequenz gemeint ist«, sagt Regina Kittler, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus. Eigentlich sollten in Sekundarschulklassen nicht mehr als 26, in Gymnasiumsklassen nicht mehr als 32 Schüler sitzen. Laut »Tagesspiegel« soll diese Höchstgrenze zuletzt in über 120 Berliner Klassen überschritten worden sein. »Das kann aktuell das letzte Mittel sein, aber keine dauerhafte Lösung«, mahnt Kittler.
Auf welche Bezirke und Schularten diese »Überbelegung« zukommen wird, könne man noch nicht genau sagen, teilt die Bildungsverwaltung auf »nd«-Nachfrage mit: »Aber wir arbeiten die Zahlen aktuell auf.«
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