„… “Wir geben uns nicht die Hand und auch kein Küsschen mehr auf die Wange”, erzählt Marco. “Das ist für Italiener schon ziemlich unhöflich”, scherzt er. Sein Lachen klingt etwas gedämpft durch die Atemmaske, die er seit Sonntag, seit der Notstand ausgerufen wurde, trägt. “Zehn Euro wollten sie dafür in der Apotheke haben. Das ist unverschämt”, klagt der junge Mann aus Vittadone, einem kleinen Nest in der norditalienischen Po-Ebene. Aber Schutzmasken und Handreinigungsmittel sind überall in der Umgebung fast ausverkauft. Da steigen auch die Preise. Nur wenige Dorfbewohner tragen eine Maske. Das finden viele übertrieben. Schließlich leben sie ja noch nicht in der “Roten Zone”, die direkt hinter dem Dorf beginnt. In der “Roten Zone”, die von der Provinz Lombardei ausgerufen wurde, liegen zehn Siedlungen, die mehr oder weniger unter Quarantäne liegen. Die “Rote Zone” soll eigentlich niemand betreten oder verlassen. Darüber wachen zwei Carabinieri von der uniformierten Kriminalpolizei in ihrem polierten schwarzen Alfa Romeo an der Dorfstraße. Doch Bauern mit ihren Traktoren, Fahrradfahrer und Menschen, die zum Supermarkt oder in die Apotheke ins nächste Dorf wollen, werden durchgelassen und dürfen auch wieder zurück. “Man braucht eine gute Erklärung und dann geht das schon. Man kann die Leute doch nicht völlig einsperren”, sagt Enzo, der auch in Vittadone lebt und schon “drüben” in der Roten Zone zum Einkaufen war. Die Maßnahmen der Provinzbehörden und der italienischen Regierung hält er für etwas zu drastisch. “Warum soll man denn die Grenzen sperren nach Frankreich oder Österreich. Das Corona-Virus ist doch schon hier”, meint er…“ – aus dem Beitrag „Leben an der Roten Zone in Italien“ von Bernd Riegert am 24. Februar 2020 bei der Deutschen Welle über die Quarantäne-Maßnahmen der italienischen Regierung und das „Echo“ der Bevölkerung. Siehe dazu fünf aktuelle Beiträge, die sich mit Alternativen zum Vorgehen der italienischen Regierung befassen – und mit der Entwicklung des öffentlichen Gesundheitssystems, wie sie durch die Politik verschiedener Regierungen erzwungen wurde – in Europa ja nicht einmalig…
- „Paesi isolati militarmente. Contro il coronavirus c’è solo la sanità pubblica“ am 23. Februar 2020 bei Contropiano ist ein Beitrag, in dem die Regierung konkret kritisiert wird für ihr militaristisches Angehen gegen die Virusgefahr und unterstrichen wird, dass der Kampf gegen das Virus keine Aufgabe der Armee, sondern der öffentlichen Gesundheitsversorgung sei. Dass dieses nunmehr seit rund 30 Jahren immer weiter kaputt gespart werde, räche sich nun – zumal die privaten Unternehmen der Gesundheitsbranche aktuell genau das täten, was von ihnen zu erwarten sei – sich für nicht zuständig erklären…
- „CORONAVIRUS: TUTELARE LA SALUTE E IL REDDITO DI LAVORATRICI E LAVORATORI, POTENZIARE I SERVIZI SANITARI PUBBLICI“ am 24. Februar 2020 beim Gewerkschaftsbund USB ist eine Stellungnahme der Basisgewerkschaft, in der vor allem gefordert wird, das öffentliche Gesundheitswesen zu stärken, um der Seuchengefahr begegnen zu können (beispielsweise durch die Einstellung zusätzlichen Personals, um vergangene Stellenstreichungen auszugleichen) und die Sicherheit der dort Beschäftigten zu garantieren.
- „Napoli: il 27/2 manifestazione dei lavoratori idonei nelle graduatorie concorsuali della sanità pubblica“ am 25. Februar 2020 beim Gewerkschaftsbund SI Cobas ist konkret der Aufruf zum Protest gegen die Bedingungen im Gesundheitswesen Neapels am 27. Februar, steht aber in Zusammenhang mit anderen Veröffentlichungen der Basisgewerkschaft dieser Tage, in denen ebenfalls kontinuierlich darauf verwiesen wird, dass traditionell es immer das Gesundheitssystem war, das bei solchen Gefahren zum Einsatz kam, und es eben durch seine gewollte Ruinierung dazu kaum noch in der Lage sei.
- „“Ministro/candidato Gualtieri, le vostre ricette fanno male”“ von Elisabetta Canitano am 24. Februar 2020 bei Contropiano ist ein Beitrag, in dem im Rahmen des aktuellen Wahlkampfes die Frage der Gesundheitsausgaben im Haushalt konkret beleuchtet wird – und nachgewiesen, dass hier über lange Zeit hinweg ein ganzes System kaputt gespart wurde.
- „IL RISCHIO DI MORIRE“ am 25. Februar 2020 bei Operai Contro ist ein Beitrag, in dem nachgefragt wird, warum die Frage der Opfer beim Virus alles beherrsche – während 1.400 Todesopfer bei „Arbeitsunfällen“ und beinahe eine halbe Million Verletzte, beides im Jahr 2018, überhaupt keine einzige Nachricht wert gewesen seien…
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