Donnerstag, 10. November 2016
Tsipras' Ziel: Schuldenschnitt. Das Problem: Vier Reformen täglich.
Der griechische Ministerpräsident stellt ein neues Kabinett vor
"... Eine Kabinettsreform ist in der griechischen Politik
normalerweise ein Instrument, welches die Premierminister zur
Überraschung und für einen politischen Klimaumschwung nutzen. Alexis
Tsipras‘ aktuelle Kabinettsreform hat ihren Überraschungseffekt von
Anfang an verloren. Sie war bereits bei der Internationalen Messe in
Thessaloniki angekündigt worden. Einen Klimaumschwung kann Tsipras
dennoch sehr gut brauchen. In der jüngsten Umfrage liegt Syriza satte
24 Prozent hinter der oppositionellen Nea Dimokratia. Wenngleich der
Wahrheitsgehalt von Wahlumfragen in Griechenland immer wieder - und
sehr oft zu Recht - angezweifelt wird, ist der sich darin
niederspiegelnde Trend nicht mehr anzuzweifeln. Das
Meinungsforschungsinstitut Public Issue fand zudem heraus, dass 89
Prozent der Griechen das Land auf falschem Kurs sehen. Syriza droht
unter der Last der Sparpolitik zu zerbrechen. (...) Allerdings möchte
Tsipras zur Erreichung seines Ziels, eines Schuldenschnitts, der dem
Land von den Kreditgebern zugesichert wurde, nicht weniger, sondern
mehr Reformen durchführen lassen. (...) Um dieses Ziel zu erreichen,
muss seine Regierung jedoch pro Tag vier Reformen komplett unter Dach
und Fach bringen. Schafft Tsipras es nicht, dann entgeht ihm nicht nur
die Klärung der Schuldenfrage, sondern auch die Gelddruckmaschine der
EZB. Vom Programm von Mario Draghi initiierten Konjunkturförderung
bleibt Griechenland nämlich so lange ausgeschlossen, bis auch die
zweite Inspektion der Troika abgeschlossen ist..." Artikel von
Wassilis Aswestopoulos vom 7. November 2016 bei Telepolis
http://www.heise.de/tp/features/Tsipras-Ziel-Schuldenschnitt-3457735.html
Die Frage ist nur, ob durch einen Schuldenschnitt die griechische
Wirtschaft überhaupt noch gerettet werden kann. Denn:
Griechenlands Wirtschaft ist eine riesige Blase
"... Der Griechische Handels- und Unternehmensverband (ESEE) weist auf
die Gefahr hin, die unkontrollierte Aufblähung der Schulden von
Unternehmen und Haushalten könne die griechische Wirtschaft mitreißen,
und betont dabei, Griechenlands Wirtschaft ähnele einer riesigen
„Blase“, die mittlerweile nur noch durch Luft angetrieben wird, da
einer die Schulden auf die Schultern des anderen verlagert. Wie der
ESEE betont, schafft die unkontrollierte Anhäufung von Schulden eine
große Ungewissheit über die Zukunft, da der kontinuierliche und
beharrliche Anstieg der Schulden der Unternehmen und Haushalte diese
in einem Grad aufblähte, dass die Analysten befürchten, eines Moments
werden sie die gesamte griechische Wirtschaft mit sich reißen. (...)
Die fälligen Verbindlichkeiten an das Finanzamt, die
Versicherungskassen, die Banken und die öffentlichen Unternehmen
(DEKO) übersteigen bereits 130% des BIP des Landes, da sie inzwischen
über 230 Mrd. Euro betragen, während das BIP sich bei 176 Mrd. Euro
befindet. Die Dynamik der fälligen Verbindlichkeiten des privaten
Sektors ist sogar dermaßen, dass sie sehr schnell selbst auch die Höhe
der öffentlichen Verschuldung erreichen könnte, die derzeit auf 328
Mrd. Euro veranschlagt wird. (...) Die Wettbewerbsfähigkeit der
griechischen Wirtschaft sinkt Jahr um Jahr. Griechenland rangiert
unter 138 Ländern mittlerweile auf Platz 86 und hat in der Rangliste
sogar einen Abstieg um 5 Positionen verzeichnet. (...) Im griechischen
Handel verschlimmert sich das Klima, wobei die Umsätze kontinuierlich
sinken und der Rücklagen-Index sich gefährlich rückläufig bei -34%
bewegt, was alle Hoffnungen auf eine Stabilisierung des Markts in
Griechenland in die Ferne rücken lässt." Beitrag vom 7. November 2016
beim Griechenland-Blog (Quelle: Iefimerida online)
http://www.griechenland-blog.gr/2016/11/griechenlands-wirtschaft-ist-eine-riesige-blase/2138613/
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