Dienstag, 15. November 2016

Leiharbeit: Missbrauch legal ausgeweitet



"„Arbeitgeber missbrauchen seit Jahren Leiharbeit und Werkverträge 
dazu, Belegschaften zu spalten und Lohndumping zu betreiben. Etwa eine 
Million Menschen sind zurzeit als Leiharbeitnehmerin und 
Leiharbeitnehmer tätig. Ihr Lohn ist oft geringer als derjenige der 
Stammbelegschaft. Zudem haben sie schlechtere Arbeitsbedingungen und 
weniger Rechte. Einige Leiharbeitnehmer arbeiten bis zu zehn Jahre in 
demselben Entleihbetrieb. Das darf nicht sein.“ Selten ist die 
SPD-Fraktion des Deutschen Bundestags so nahe an der Wahrheit wie mit 
dieser Zustandsbeschreibung 
(http://www.spdfraktion.de/themen/missbrauch-leiharbeit-riegel-vorgeschoben). 
Dann allerdings wird behauptet, dass das auf Initiative der SPD und 
des Arbeitsministeriums eingebrachte und vom Bundestag im Oktober 
beschlossene Gesetz an dieser Lage etwas verbessert. Und das ist schon 
wieder eine große Lüge. (...) Wir sind für die Abschaffung der 
Leiharbeit. Sie verlagert grundsätzlich sehr einfach die Risiken des 
kapitalistischen Marktes auf die LohnarbeiterInnen. Für die 
Abschaffung sind sicher auch Hunderttausende, wenn nicht Millionen in 
diesem Land. Aber keine der Bundestagsparteien oder der Gewerkschaften 
ist dafür. Wenn es Kritik an der Leiharbeit gibt, dann immer nur am 
„Missbrauch“, wie ihn die SPD oben beschreibt: dem Einsatz mit dem 
Ziel, Belegschaften zu spalten und Lohnkosten zu sparen, 
Arbeitsbedingungen zu verschlechtern und ArbeiterInnen zu entrechten. 
(...) Wenn diese Überausbeutung wirksam begrenzt würde, müsste man das 
unterstützen. Was aber tut das Gesetz?..." Artikel von Frederik Haber 
in Neue Internationale 214 vom November 2016 bei der Arbeitermacht
http://www.arbeitermacht.de/ni/ni214/leiharbeit.htm

Zudem im Text: "... Der Verzicht der IG Metall darauf, die 
LeiharbeiterInnen und alle anderen Randbelegschaften wieder in die 
Konzerne einzugliedern, zeigt, dass sie diese Strategie der Konzerne 
mitträgt und mit einer Vielfalt von Tarifverträgen gestaltet. Dieses 
Muster zeigt sich auch bei der Bezahlung. Equal Pay: Wenn 
LeiharbeiterInnen den gleichen Lohn verdienen würden wie die 
Stammbelegschaften, würde in der Tat das Interesse am dauerhaften 
Einsatz der Leiharbeit dramatisch schwinden. Das wollen weder die 
Kapitalisten noch die Gewerkschaften. Das eine ist logisch, das zweite 
empörend. (...) Die Kundgebung „gegen die Leiharbeit“, wie sie der DGB 
Anfang April in München veranstaltete, war nicht der Auftakt zur 
Mobilisierung, sondern eine Alibi-Aktion. Die Lage der 
LeiharbeiterInnen bleibt weiter schlecht, die Leiharbeit wird eher 
zunehmen und der Druck auf das Lohnniveau auch. Möglich ist das alles, 
weil die Gewerkschaftsführungen (nicht nur) in dieser Frage in engste 
Kumpanei mit dem Kapital verstrickt sind und die Absenkung des 
Lohnniveaus mitbetreiben. Es gibt Gerüchte, dass eine tarifliche 
Verlängerung der Verweildauer bis 4 Jahre möglich werden soll und dass 
die IG Metall diese schon hinter dem Rücken der Mitglieder 
verhandelt..."

Siehe zum Hintergrund unser Dossier: Gesetz zur Regulierung von 
Zeitarbeit und Werkverträgen 2016
http://www.labournet.de/?p=81850

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