Dienstag, 30. Juli 2019

Ortega 1979 – 2019. Was in Nicaragua passiert ist: Vom Sandinismus zum Orteguismus…


Demonstratin in Nicaragua Anfang Mai 2018 - eher nicht von Rechts...„… Die Somozas, das waren 42 Jahre Machtusurpation und Bereicherungsdiktatur. Im Jahr 1976 gehörten ihnen 346 Unternehmen in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft Nicaraguas und 30 Prozent des landwirtschaftlich genutzten Bodens, darunter Viehfarmen, Baumwoll-, Zucker- und Kaffeeplantagen. Die Familie kontrollierte Hafenanlagen, Brauereien, Zement- und Textilfabriken, Bauunternehmen, Versicherungen, die Fluggesellschaft und Schifffahrtslinie, eine Zeitung und eine Fernsehanstalt. Die Somozas, das waren aber auch die Kompradorenbourgeoisie, Statthalter und einheimische Vermittler, die den ausländischen Kapitalinteressen halfen, um koloniale Strukturen aufrechtzuerhalten. Sie spielten eine zentrale Rolle in der Ausbeutung ihres Landes durch auswärtige Kapitalisten, zum Beispiel für den Marktzugang, die Nutzung billiger Arbeitskräfte und Ausplünderung der Rohstoffe und Bodenschätze und konnten sich dadurch auch selbst bereichern. Im Jahr 1978 unterhielten allein aus der BRD Bayer, Siemens, BASF und die AEG Niederlassungen im Lande. Daimler-Benz ließ seine Autos mit gutem Erfolg durch den Präsidenten Anastasio Somoza als Generalimporteur und Lizenzgeber persönlich zum gegenseitigen Vorteil vertreiben. (…) Kaum jemand aus der „alten“ Solidaritätsbewegung  hat sich vorstellen können, dass das Regime Ortega/Murillo mit derart brutaler Repression gegen die Protestierenden vorgehen und Nicaragua in einen Polizeistaat verwandeln würde. Dies ist das Ende eines Prozesses, der schon seit vielen Jahren autoritäre Regierungsformen und machtorientierte Bündnisse mit neoliberaler Wirtschaftspolitik und Korruption verbindet und der zur Familiendiktatur der Ortega/Murillos geführt hat, die der Familiendiktatur der Somozas um nichts nachsteht. Umso dringlicher ist der kritische Rückblick. Yerling Aguilera von der CUDJ (Universitätskoordination für Demokratie und Gerechtigkeit) und Dani Rodríguez Moya vom Komitee SOS Nicaragua in Granada/Spanien sagten vor einem Jahr, dass der größte Widerstand in Europa gegen eine klare Verurteilung von Ortega aus den Reihen der ehemaligen Solidaritätsaktivist*innen komme, da diese ihre eigenen positiven Erinnerungen nicht antasten und mit ihren romantischen Ideen von Revolution nicht brechen wollen. Es ist fürwahr bitter, von heute aus auf Aspekte zu schauen, die wir lange Zeit nicht in den Blick genommen haben oder die in Vergessenheit geraten sind. Tröstlich ist, dass wir noch da sind, um aus den Versäumnissen zu lernen und offener als früher mit unseren alten Compañerxs und mit den jungen Nicas darüber zu sprechen, mit Blick auf die heutigen Kämpfe. Um ein paar Gedankensplitter zur Debatte darüber beizutragen, wollen wir vier Aspekte ansprechen…“ – aus dem Beitrag „Auch wir haben Ortega mit erschaffen“ von Barbara Lucas und Klaus Heß in der ila 427 (Ausgabe Juli 2019) externer Link, in dem eine konkrete Aufarbeitung vom Standpunkt der Nicaragua-Solidarität ab 1979 geleistet werden soll.  Siehe dazu auch unseren bisher letzten Beitrag zur Entwicklung in Nicaragua: Zur Entwicklung in Nicaragua zuletzt: „Amnestie in Nicaragua: Für wen?“ am 14. Juni 2019 im LabourNet Germany

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen