Mittwoch, 31. Juli 2019
Die Zerstörung der IG Metall? Über den gewerkschaftlichen Umgang mit der ökosozialen Krise
"Der Sozialdemokratismus lebt von Spielräumen. Denn als Praxis des
Kompromisses braucht er Verteilungsspielräume, politische Spielräume,
historische Spielräume, die er nutzen kann, um nach einer Phase der
Mobilisierung der eigenen Klientel zu Kompromissen mit seinem
jeweiligen Gegenüber zu gelangen. (...) Wir leben in einer Zeit, in
der die unterschiedlichen sozialen Spielräume erheblich kleiner
geworden sind. Mit Blick auf den Klimawandel ist die Zeit knapp
geworden und es droht eine ökologische Katastrophe globalen Ausmaßes
mit der Entstehung unbewohnbarer Erdgebiete, einer Verknappung der
globalen Nahrungsmittelproduktion und unvermeidbaren
Migrationsbewegungen. Ökonomisch scheint es uns gut zu gehen, aber die
ökonomische Blüte der Gegenwart ist fragil (...) Wenn diese
Ausgangsüberlegungen stimmen, dann ist eine aktuelle Krise der
internationalen Sozialdemokratie logisches Symptom des gegenwärtigen
Zustands der Welt und es ist davon auszugehen, dass sich diese mit den
weiter schwindenden gesellschaftlichen Spielräumen nicht so leicht
erledigen wird. In dieses Bild passt unseres Erachtens auch die Krise
großer Teile der Gewerkschaftsbewegung, denn die überwiegende Mehrheit
derselben sind an der Sozialdemokratie orientierte Organisationen, die
von Anfang an immer einen Kompromiss suchen, in ihrer Praxis also gar
nicht auf Siege über ihren Gegner abzielen, sondern mit diesem schnell
zu Lösungen kommen wollen. Eine große Ausnahme von dieser Krise
scheint es allerdings zu geben, und deshalb verdient diese
Gewerkschaft unsere Aufmerksamkeit: die IG Metall. Während um sie
herum die Sozialdemokratien und auch viele Gewerkschaften gegen
Mitgliedermangel, schwindenden Einfluss und das Zusammenbrechen ihrer
Machtressourcen kämpfen, scheint diese sozialdemokratische
Groß-Organisation kaum an Kraft einzubüßen. Deshalb soll die Frage
lauten: Ist die IG Metall unzerstörbar oder bereitet sich ihre
Zerstörung ähnlich wie die aller anderen sozialdemokratischen
Organisationen langsam vor?..." Artikel vom Autorenkollektiv »Die
Bewunderer des Hilarius Gilges« in express – Zeitung für
sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit - Ausgabe 7/2019
http://www.labournet.de/?p=152310
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