“Immer wieder werden in der tunesischen Hafenstadt Zarzis die Leichen ertrunkener Migranten angeschwemmt. Ein ehemaliger Fischer begräbt die Toten. Doch inzwischen schafft er es nicht mehr alleine. (…) Wenn Tote angeschwemmt oder aus Fischernetzen gezogen werden, sorgt die Hilfsorganisation Roter Halbmond für solche Leichensäcke. Sie übernimmt auch den Transport ins Krankenhaus von Zarzis. Mongi Slim arbeitet seit 25 Jahren beim Roten Halbmond: “Wir erleben es seit Jahren, dass die Toten hier angeschwemmt werden”, sagt er. “Aber jetzt sind es besonders viele.” Mittlerweile habe man sogar Leichensäcke für Babys gebracht. “Es ist sehr verletzend.” Anfang Juli sank ein Boot vor der tunesischen Küste. 82 Menschen ertranken, drei überlebten, weil sie sich tagelang an einer Holzplanke festklammerten. Früher kümmerte sich niemand um die unbekannten Toten. (…) Aber Marzoug ging es gegen den Strich, dass niemand bereit war, den Toten der Migration wenigstens eine letzte Ruhestätte zu geben. Auf dem offiziellen Friedhof der Stadt dürfen die ertrunkenen Migranten nicht begraben werden. Dort sollen nur Angehörige der Familien aus Zarzis hin, hieß es. Und nur Muslime. Wer wisse denn schon, ob die Ertrunkenen Muslime waren, heißt es in Zarzis. Deshalb fing Marzoug vor drei Jahren einfach an, die Migranten in diesem Sandabschnitt zu begraben. (…) Marzoug schimpft auch auf die Europäer. Er sagt, Europa töte diese Menschen – weil es ihnen keine legale Einreise erlaube und sie damit auf die “Todesschiffe” zwinge. Der 54-Jährige ist Freiwilliger bei der Hilfsorganisation Roter Halbmond. Von den Behörden wird er geduldet, aber er hat oft mit ihnen Ärger. Die Ertrunkenen gelten als irreguläre Migranten. Jetzt liegen sie auf einem irregulären Friedhof. Frauen, Männer, Kinder…” Reportage von Jens Borchers, ARD-Studio Rabat, zzt. Zarzis, vom 28.07.2019 bei tagesschau.de
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