"... Insgesamt ist klar: Die IG Metall hätte mehr herausholen können,
wenn sie einen Flächenstreik vorbereitet und geführt hätte. Denn das
Kapital der Branche hatte volle Auftragsbücher und der Arbeitsmarkt
für Qualifizierte war ziemlich leergefegt. Die IG Metall hat ihre
Kampfkraft nicht ausgeschöpft, weil ihrer Führung – und auch großen
Teilen der Kernbelegschaften – die partnerschaftlichen Beziehungen zur
Kapitalseite wichtiger waren. Man folgt dem Grundsatz, dass man die
Gegenseite nicht zu sehr unter Druck setzen und die Wettbewerbschancen
des eigenen Unternehmens und der deutschen Exportindustrie nicht
verschlechtern darf. Logischerweise gehört zu dieser
sozialpartnerschaftlichen Sicht der Glaube an einen dauerhaft
funktionierenden Kapitalismus und an einen Modernisierungspakt mit den
Unternehmern, also die Absage an die Idee, dass Gewerkschaften eine
Perspektive jenseits dieser »Wirtschaft, die tötet« (Papst Franziskus)
suchen sollten. Ich denke, dass nicht nur dieser Glaube in die Irre
führt, wie die kapitalistisch erzeugten weltweit wachsenden
Ungleichheiten und Krisen zeigen. Vielmehr wird auch die Erneuerung
der Sozialpartnerschaft in Deutschland nur um den Preis eines
gesteigerten ökonomischen Wettbewerbsnationalismus zu haben sein, bei
dem die Gewerkschaften ihre Bekenntnisse zur internationalen
Solidarität noch deutlicher als bisher dementieren. Denn der Abschluss
der IG Metall ist auch ein Exportförderungspakt..." Kommentar von Bodo
Zeuner vom 02.03.2018 beim ND online
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1081031.gewerkschaften-und-konfrontation-sozialpartner-fuer-immer.html
Siehe zum Thema auch unser Dossier: Offener Brief: Wieder weniger
Gewerkschafter - Unterstützung für Große Koalition
http://www.labournet.de/?p=126902
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