Dienstag, 25. Oktober 2016

Sozialpolitik: Der wirkungslose Mindestlohn



"Armut verhindert? Ungleichheit verringert? Fehlanzeige! Knapp zwei 
Jahre nach seinem Inkrafttreten wird sichtbar, wie wenig er verändert 
hat. Als der Bundestag den Mindestlohn verabschiedete, sparten seine 
Befürworter nicht mit großen Worten. Es handele sich um einen 
"Meilenstein in der Arbeits- und Sozialpolitik", verkündete 
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Andere Parlamentarier sprachen 
von einer "historischen Stunde" oder vom Mindestlohn als einer "der 
größten Sozialreformen in der Geschichte der Bundesrepublik". Heute, 
knapp zwei Jahre nach seinem Inkrafttreten, wird immer deutlicher: Der 
Mindestlohn hat erstaunlich wenig bewirkt. Die großen sozialen Fragen, 
über die seit Jahren debattiert wird, sind nach der Einführung des 
Mindestlohns so wenig gelöst wie zuvor. Beispiel Aufstocker: Vor der 
Einführung des Mindestlohns hieß es, Arbeit müsse zum Leben reichen, 
es sei ein Skandal, wenn Menschen sich ihr Gehalt noch mit Hartz IV 
aufstocken lassen müssten. Das sollte der Mindestlohn stoppen. Doch im 
vergangenen Jahr bezogen 1,13 Millionen Menschen gleichzeitig Lohn und 
Hartz IV, und damit fast genauso viele wie im Jahr zuvor – 1,18 
Millionen. Der Rückgang ist minimal. Beispiel Armut: Vor der 
Einführung des Mindestlohns galten 15,4 Prozent der Bevölkerung als 
armutsgefährdet, danach 15,7 Prozent. Es gibt also nun nicht weniger, 
sondern sogar ein wenig mehr Arme als vorher. Beispiel Ungleichheit: 
Der sogenannte Gini-Koeffizient ist der international gängigste 
Maßstab für Ungleichheit.(...) Vor dem Inkrafttreten des Mindestlohns 
ermittelte das Statistische Bundesamt für Deutschland einen 
Gini-Koeffizienten von 29 Prozent. Nach Einführung des Mindestlohns 
liegt dieser Gini-Wert immer noch bei ebenjenen 29 Prozent. Es hat 
sich nichts geändert..." Artikel von Kolja Rudzio vom 20. Oktober 2016 
bei der Zeit online
http://www.zeit.de/2016/42/sozialpolitik-armut-mindestlohn-einkommen-ungleichheit-sozialreform

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