Dienstag, 25. Oktober 2016
CETA: Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada
CETA: Wie ist es um eine europäische Widerstandskultur bestellt? Wie
im letzten Jahr Griechenland so wird jetzt Wallonien unter Druck gesetzt
""Europa im Würgegriff Walloniens", diese Floskel liest man in diesen
Tagen häufig. Schließlich könnte sich die Ratifizierung des
CETA-Abkommens verzögern, weil das Parlament der belgischen Provinz
bisher die Zustimmung verweigert. Deswegen kann Belgien auch nicht
zustimmen und die geforderte Einstimmigkeit ist dahin. Bis zum
kommenden Donnerstag, dem anvisierten Ratifizierungstermin, will der
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz den Widerstand beseitigt haben.
(...) Dass der Widerstand aus Wallonien kommt, ist kein Zufall. Es
gibt dort neben der sozialdemokratischen Partei noch eine relativ
starke Fraktion der Partei der Arbeit. Sie war einst eine maoistische
Gründung, fährt hat aber mittlerweile einen linkssozialdemokratischen
Kurs und hat einen gewissen Massenanhang auch unter Fabrikarbeitern.
Eigentlich müssten in vielen europäischen Ländern die CETA- Kritiker
wieder auf der Straße sein und sich mit der Mehrheitsentscheidung des
wallonischen Parlaments solidarisieren. Denn die belgische Provinz ist
nun in der Lage, in der sich Griechenland nach dem Syriza-Wahlsieg
2015 befunden hat. (...) Die aufgebaute Drohkulisse ist enorm und eine
kanadische Regierung, die angeblich entnervt die Verhandlungen
abbricht, gehört dazu. Damit soll der Druck auf die widerständige
Provinz erhöht werden. Dabei hat die kanadische Regierung und deren
Wirtschaft an dem CETA-Abschluss mindestens ein ebenso großes
Interesse wie die relevanten Wirtschaftskreise in der EU. Eine EU, die
einen solchen Vertrag nicht mehr reibungslos über die Bühne bekommt,
ist für die Interessen des Kapitals dysfunktional. (...) Der Ruf nach
einem autoritärerem Durchregieren auf EU-Ebene wird wieder lauter und
es werden auch konkrete Konzepte angesprochen, mit denen die
EU-Gremien gestärkt werden sollen. Doch dabei taucht ein Problem auf:
Den europäischen Gesamtkapitalisten, dessen Pläne dann die
europäischen Institutionen durchsetzen, gibt es nicht. Auch die
EU-freundlichen Kapitalisten agieren noch immer als deutsche,
französische etc. Gesamtkapitalisten. Das schafft massive
Reibungspunkte und ist ein Teil der EU-Krise. (...) Doch reicht es,
einer kleinen Provinz zu danken oder sie zum Durchhalten aufzufordern,
wie das im Frühjahr 2015 auch gegenüber der griechischen Regierung
geschehen ist? Müsste nicht gerade in Deutschland und in anderen
Ländern, die jetzt Druck auf die Wallonien ausüben, der Protest lauter
werden? Hier könnte sich zeigen, ob es ein Europa von unten gibt, ein
Europa des Widerstands und des Protestes..." Artikel von Peter Nowak
in telepolis vom 23.10.2016
http://www.heise.de/tp/artikel/49/49787/1.html
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