Dienstag, 25. Oktober 2016

Schlüsselfigur im Fall Iguala in Mexiko festgenommen



Iguala, Mexiko
. Im Fall der seit September 2014 verschwundenen 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa ist einer der Hauptverdächtigen, der damalige Polizeichef der Stadt Iguala,  festgenommen worden. Flores Velázquez wurde dort am Freitag von der mexikanischen Bundespolizei gestellt, als er seine Ehefrau besuchte. Er war seit dem Verschwindenlassen der jungen Männer auf der Flucht gewesen.
In der Nacht des polizeilichen Angriffs gegen die Lehramtsstudenten am 27. September 2014 war Flores Velázquez im Dienst. Laut den Ermittlungen der unabhängigen Expertenkommission der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (GIEI) soll er den Befehl gegeben haben, die Studenten anzugreifen, als diese drei Reisebusse in Iguala organisiert hatten, um nach nach Mexiko-Stadt zu fahren. Dort wollten sie an der Kundgebung zum Jahrestag des Massakers von Tlatelolco teilnehmen, bei dem am 2. Oktober 1968 Soldaten und Paramilitärs das Feuer auf eine Studentendemonstration eröffnet und über 200 Menschen erschossen hatten.
Gegen Flores Velázquez wurde Haftbefehl wegen Entführung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation erlassen und eine Belohnung [3] in Höhe von zwei Millionen Pesos (rund 99.000 Euro) ausgesetzt. Er wird beschuldigt, in enger Verbindung mit der Drogenbande Guerreros Unidos zu stehen. Laut der mexikanischen Regierung soll diese kriminelle Organisation die 43 jungen Männer ermordet und in der Müllkippe von Cocula verbrannt haben. Diese Darstellung wurde von den unabhängigen Experten mehrmals widerlegt.
Gleich am Freitag gab der Beauftragte für Nationale Sicherheit, Renato Sales Heredia, eine Pressekonferenz, bei der er die Einzelheiten der Festnahme von Flores Velázquez bekannt machte. Demnach konnte die Einheit für Ermittlungen und Nationale Sicherheit (CISEN) nach mehrmonatiger Überwachung des Verbindungsnetzes von Flores seinen Standort ermitteln. Bei der Festnahme waren außer der Bundespolizei auch das Heer und die Kriegsmarine beteiligt. Es sei kein einziger Schuss gefallen, so Sales Heredia.
Die Eltern der bis heute verschwundenen Lehramtsstudenten halten die Festnahme von Flores Velázquez für bedeutend, kritisieren aber, dass sie erst nach zwei Jahren erfolgte. Ihre Anwälte veröffentlichten zusammen mit den Menschenrechtsorganisationen, die sie begleiten, ein Kommuniqué [4], in dem sie fordern, bei den Vernehmungen von Flores Velázquez anwesend zu sein und an dem Strafprozess beteiligt zu werden. Es sei sehr wichtig die Informationen, über die er verfügt, zu sichern, damit der Verbleib der Lehramtsstudenten ermittelt werden könne.
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Veröffentlicht auf amerika21 (https://amerika21.de)

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