Montag, 16. Juli 2012
Neues Großprojekt in Hamburg: Der Bahnhof Altona
16.07.12 - Verschiedene Gutachten haben sieben Großprojekte der Bahn – darunter Stuttgart 21 und die Neubaustrecke von Nürnberg nach Erfurt, die in brutaler Weise durch den Thüringer Wald „geholzt“ wird - unter die Lupe genommen: Zu allen diesen Projekten gibt es sinnvolle Alternativen, die zu einer Einsparung von gut zwei Dritteln der real zu erwarteten Kosten führen würden, von den Folgekosten (Zinszahlungen usw.) ganz zu schweigen. Häufig sind die Infrastrukturprojekte der Bahn mit Grundstücks- und Immobilienspekulation verbunden. So gegenwärtig in Hamburg-Altona. Hier soll der Fernbahnhof in Altona (Kopfbahnhof) stillgelegt und voraussichtlich nördlich davon (in der Nähe des S-Bahnhofs Diebsteich) ein neuer Fernbahnhof (Durchgangsbahnhof) gebaut werden.
Mit diesem Vorhaben wird, neben dem bereits stillgelegten Güterbahnhof, eine riesige Fläche für die „Neue Mitte Altona“ frei. Investoren wittern hier eine neue „Goldgrube“. Es lässt tief blicken, wer sich bisher bereits einen Teil der Grundstücke des Areals gesichert hat. Dazu gehört neben der ECE, einer Tochterfirma des Otto-Konzerns - bekannt auch als Investor bei "Stuttgart 21" -, die Firma Aurelis, ein ehemaliges Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, das jetzt zur Hälfte Hochtief gehört. Hochtief ist bekanntermaßen der „Erbauer“ der skandalträchtigen Elbphilharmonie - eine „Lizenz zum Gelddrucken“ für Hochtief. Nach bisher zum Teil bekannten Planungen sollen auf dem gesamten Areal des stillgelegten Güterbahnhofs und des jetzigen Fernbahnhofs ggf. 4.000 Wohnungen gebaut werden. Zurecht kritisieren Anwohner-Initiativen, dass das neue Viertel vor allem unter „Rendite-Gesichtspunkten“ gestaltet wird. Das bedeutet, dass überwiegend teure Wohnungen gebaut werden. Und das angesichts der Entwicklung, dass für die Masse der Hamburger Wohnungen immer schwerer bezahlbar werden. Diese Situation ist zu einem wesentlichen sozialpolitischen Sprengstoff in der Stadt geworden. Auch eine Stilllegung bzw. Verlagerung des Bahnhof Altona wäre ein zusätzlicher Affront gegen die Interessen der Massen. Der Bahnhof hat einen idealen Standort für die Masse der Bevölkerung. Der Fernbahnhof ist integriert in das gesamte S-Bahn-Netz sowie in den städtischen Busverkehr mit vielen wichtigen Linien. Alles das würde zerstört, wenn sich die Profitinteressen der Investoren durchsetzen.
In Deutschland ist nicht zuletzt die Deutsche Bahn einer der Konzerne, die in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen zu den größten „Abzockern“ zu Lasten der breiten Massen gehören. So ist die DB Netz-AG (regelt die gesamte Infrastruktur - von Gleisen über Bauwerke bis zu den Stellwerken) mit der profitabelste Bereich für die Bilanz des DB-Konzerns mit mehr als einem Drittel des ausgewiesenen Gewinns von 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2010. Und zwar deshalb, weil vor allem die Neuinvestitionen in das Netz komplett vom Staat finanziert werden. Bewusst werden so zerstörerische Großbauvorhaben angegangen, die besonders teuer sind, obwohl es verkehrspolitisch und ökologisch gesehen viel bessere und deutlich kostengünstigere Alternativen gibt. Mit riesigen Infrastrukturprojekten wird zu Gunsten der internationalen Monopole künstlich ein „Markt“ geschaffen, damit diese ihr überschüssiges Kapital anlegen, um Höchstprofite zu erzielen. Dafür wird eine drastische Schädigung der natürlichen Umwelt in Kauf genommen, das Lebensumfeld vieler Menschen verschlechtert sich, es wird in schamloser Weise die Staatskasse geplündert, die Kassen der Kommunen usw.
Vor kurzem fand in Notre Dame, Frankreich (Bretragne) das "Europäische Forum gegen unnütze und aufgezwungene Großprojekte" statt (rf-news berichtete). Die Zahl von Massenprotesten gegen Megaprojekte der Bahn, wie gegen Stuttgart 21 oder die Bahntrasse in Norditalien, sowie gegen den Ausbau neuer Großflughäfen wächst. In der Betragne selbst gibt es einen langen Widerstand gegen den Bau eines Flughafens bei Notre Dame. Zur Zeit kommt es auch in China immer wieder zu heftigen Protesten, die sich zumeist gegen große Bauvorhaben oder Fabriken richten, die die Umwelt verschmutzen. Nach Angaben der Zentralregierung gab es dort im vergangenen Jahr mehr als 100.000 Protestveranstaltungen.
In Hamburg soll Ende des Jahres eine Entscheidung fallen. Dazu hat die Bahn ein Gutachten für 13 Mio. Euro freigegeben.
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