Montag, 23. Juli 2012
GEGEN GENTECHNIK IN MEXIKO
AUFRUF -PROTEST GEGEN GENTECHNIK IN MEXIKO
DRINGENDE BITTE UM UNTERSTÜTZUNG
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mexiko Ursprungszentrum von Mais, die Ernährungs- und kulturelle Grundlage
für seine Bevölkerung und indigene Völker und reich an biologischer
Vielfalt, wurde in den letzten Jahren immer stärker zum Spielfeld der
Interessen der Gentechnikindustrie:
Vor über 10 Jahren wurde die Verunreinigung traditioneller Maissorten
durch aus den USA importierten Genmais festgestellt. Die Bedrohung von
Hunderten von lokalen Maissorten und -formen durch genetische Einkreuzung
von Genmais wurde von den mexikanischen Verantwortlichen zunächst negiert,
dann heruntergespielt. Danach erließ die Regierung Gesetze, die auch den
kommerziellen Anbau erlauben. „Versuchsanbau“ von gentechnisch
veränderter Baumwolle auf über 100.000 ha kontaminiert die in Mexiko
einheimische Baumwolle.
Die in 2011 bekannt gewordenen Pläne zur Aussaat von gentechnisch
verändertem Soja auf der Halbinsel Yucatán bedroht zudem durch massiven
Pestizideinsatz und Polleneintrag in den Honig tausende von
kleinbäuerlichen Familienbetrieben die durch Bienenzucht und Maisanbau
ihren Lebensunterhalt sichern. Ebenso gab es in 2012 Pläne für die
Aussaat von 2 Millionen Hektar Genmais in den nördlichen Bundesstaaten
Mexikos!
Indigene und bäuerliche Organisationen, Teile der Zivilgesellschaft,
kritische Wissenschaftler und Konsumenten kämpfen seit Jahren gegen die
Zulassung und Ausweitung von gentechnisch veränderten Pflanzen,
insbesondere Mais, Soja, Baumwolle aber auch Gemüsesorten. Der Widerstand
in einem Land, dass durch Gewalt, Korruption und einer hohen Straflosigkeit
für begangene Gewaltverbrechen gekennzeichnet ist, ist jedoch schwierig.
Der Widerstand in Europa gegen die massive Durchsetzung der Interessen der
Gentechnikindustrie war und ist für die Menschen in Mexiko, Ansporn und
Hoffnungsschimmer zugleich.
Angesichts der Rechtsunsicherheit in Mexiko sehen sich jedoch zusehends die
Gegner aus der Zivilgesellschaft im Nachteil, während die
Gentechnikunternehmen gemeinsam mit willfährigen Politkern die Lage für
ihre Interessen ausnutzen.
Internationale Öffentlichkeit und Unterstützung für den Protest in
Mexiko tut Not.
In Mexiko fanden am 1. Juli Präsidentschaftswahlen statt. Die neu
gewählte Regierung der ehemaligen Staatspartei PRI wird zum 1. Dezember
2012 die Regierung übernehmen. Es steht zu befürchten, dass das
verbleibende halbe Jahr der Präsidentschaft von Präsident Calderon dazu
benutzt wird, noch eine Reihe unliebsamer Maßnahmen durchzuführen.
Aus diesem Grund bitten wie Sie/Euch beiliegenden Aufruf an die aktuelle
mexikanische Regierung, die Vertreter der großen, im Parlament vertretenen
Parteien, sowie an die mexikanischen Botschaften zu schicken:
Unsere Bitten:
* Unterschreiben Sie den spanischen Aufruf an die beigefügten Ministerien
und an Präsident Calderon, wie an die mexikanischen Botschaften; Senden
Sie / Sendet ihn per email (Unten) oder Post (Adressen separat im Anhang)
* leiten Sie / leitet den Aufruf zum Versand weiter an Bekannte und
Interessierte;
* Informieren Sie/informiert Ihre/eure lokalen Abgeordneten, den Aufruf zu
unterstützen, sich in ihren Parteien dafür einzusetzen, die Lage in
Mexiko mit kritischen Aufmerksamkeit zu beobachten;
* Verbände, die den Aufruf unterstützen wollen, bitten wir darum dies uns
mitzuteilen,damit wir sie auf die Unterstützerliste setzen können für
die Presse, auch für eine Veröffentlichung in Mexiko.
* Wer in Zukunft weitere Informationen zur Lage in Mexiko erhalten möchte,
sende uns bitte eine kurze email Nachricht an die Adresse:
entrecampos@web.de
Wir danken auch im Namen von vielen mexikanischen Organisationen für die
rege Beteiligung an dieser Aktion.
Aktion Gen-Klage Christiane Lüst (email: christiane.luest@t-online.de)
Entre Campos & Entre Pueblos - Zwischen Land und Leuten
(Matías Gossner email: entrecampos@web.de)
_____________________________________________________
Bitte den spanischen Aufruf im Anhang an folgende e-mail ADRESSEN
versenden:
felipe.calderon@presidencia.gob.mx; gerardo.ruiz@presidencia.gob.mx;
c.secretario@semarnat.gob.mx; enrique.lendo@semarnat.gob.mx;
francisco.mayorga@sagarpa.gob.mx; ksmith@sagarpa.gob.mx;
oficina-embajador@mexale.de; embamex@embamex.or.at;
embamex1@swissonline.ch
"Legende":
Felipe Calderon = Präsident Mexikos;
Gerardo Ruiz = Präsidentensekretär;
Juan Rafael Elvira Quesada = Minister für Umwelt und Natürliche
Ressourcen
Enrique Lendo Fuentes = Leiter internationale Koordination,
Umweltministerium;
Francisco Javier Mayorga CASTAÑEDA = Landwirtschaftsminister;
Kenneth Patrick Smith Ramos = Leiter internationale Koordination,
Landwirtschaftsministerium;
S.E. Francisco N. González Díaz = Mexikanischer Botschafter
Deutschland;
S.E. Alejandro Diaz y Perez Duarte = Mexikanischer Botschafter
Österreich;
S.E. Luciano Joublanc = Mexikanischer Botschafter Österreich;
Schweiz.
Zusätzlich, nach Möglichkeit, senden an die derzeitigen
Oppositionsparteibüros:
PRD
Julio César Tinoco Oro
Secretario de Relaciones Internacionales
Benjamín Franklin No. 4; 5° Piso Colonia Escandón
C.P. 11800 México D.F.
MEXICO
PRI
Emb. Jorge Montaño Martínez
Coordinación de Asuntos Internacionales
Insurgentes Norte No. 59; Edificio 1, 2° Piso
Col. Buenavista
C.P. 06359 México D.F.
MEXICO
______________________________
Deutsche Übersetzung des spanischen Aufrufs
An
Präsident Felipe Calderón Hinojosa
Umweltministerium Mexiko
Landwirtschaftsministerium Mexiko
Schutz der biologischen Vielfalt in Mexiko
Stopp von GVO-Pflanzen in Mexiko!
Sehr geehrter Herr Präsident,
Mit großem Entsetzen habe ich von der Absicht Ihres
Landwirtschaftsministers Francisco Mayorga sowie Ihres Ministers für
Umwelt- und Ressourcenschutz, Sr. Rafael Elvira Quesada, gehört, die
Aussaat von 2 Millionen Hektar Genmais in den nördlichen Bundesstaaten
Mexikos zu fördern. Ebenso ist mir bekannt geworden, dass im Zentrum der
mexikanischen Honigproduktion – auf der Halbinsel Yucatán –
auf 253.000 Hektar Gensoja angebaut werden sollen.
Während Ihre Regierung durch die Aufhebung des Moratoriums für die
Aussaat von genverändertem Mais, wie es die Umweltkommission der NAFTA
noch 2004 bekräftigt hatte, aufhob, hat Peru 2011 ein 10-jähriges
GVO-Moratorium erlassen, um seine Bauern und die Vielfalt seiner Kartoffel-
und Maissorten zu schützen.
Mexiko ist das Ursprungsland des Mais und dessen Vielfalt. Mexiko ist eines
der megadiversen Länder der biologischen Vielfalt weltweit. Für die
indigenen und bäuerlichen Gemeinden im ganzen Land sind die traditionellen
einheimischen Maissorten nicht nur Nahrungsmittel, sondern ein wichtiges
Kulturgut, ein Bestandteil ihrer Kosmovision.
Bienenzucht und Honigproduktion sind ebenfalls eng mit der indigenen
Maya-Kultur in Mexiko verbunden, wie die Abbildungen des Bienengottes Ah
Mucen Cab in Yucatán zeigen. Auf dieses kulturelle Erbe ist Mexiko zu
Recht stolz. Darüber hinaus sind Bienenzucht und Honigproduktion
Einkommensquelle von mehr als 40.000 mexikanischen Imkern.
Die Verbreitung von Genmais und Gensoja fördert die Abhängigkeit von
einigen wenigen Konzernen, die das Saatgut patentiert haben. Sie gefährdet
nicht nur die Unabhängigkeit mehrerer Millionen Kleinbauern, sondern
bedroht ihre gesamte Lebensweise. Die verstärkte Anwendung von
Umweltgiften wie beispielsweise Glyphosate führt unausweichlich zu
Gesundheitsschäden in der Bevölkerung. Die Herausbildung von resistenten
Unkräutern, die nur noch durch extrem gefährliche Giftcocktails bekämpft
werden können, ist in den USA und Argentinien hinlänglich dokumentiert.
Nicht nur die Kontaminierung des Honig durch transgenen Pollen, auch die
Anwendung von Pflanzenschutzmitteln wird die Bienenzucht und damit eine
Einnahmequelle der kleinbäuerlichen Bevölkerung negativ beeinflussen.
Hinzu kommt, dass durch das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofes
verhindert werden soll, genkontaminierten Honig in die Europäische Union
einzuführen. Abnehmerländer wie Deutschland, das 80 Prozent seines Honigs
aus dem Ausland - ein beträchtlicher Anteil davon aus Mexiko –
importiert, fallen weg. Für die mexikanischen Imker bedeutet Ihre
Entscheidung für Gensoja das Aus.
Weltweit zeigen sich bereits in vielen Ländern, die schon einige Jahre GVO
anbauen, zunehmend katastrophale Folgen, die nicht mehr rückgängig zu
machen sind:
- Gentechnik erzeugt Hunger und Armut denn sie beschleunigt
die Zerstörung der Existenzgrundlagen bäuerlicher Familien-Landwirtschaft
weltweit. Ein Beispiel dafür liefert der massive Anbau von Gensoja in
Argentinien.
- Der höhere Einsatz von Pestiziden führt für die Bauern
zu erheblich steigenden Ausgaben und damit zu Einnahmeverlusten von bis zu
60 Prozent.
- Eine Koexistenz von Genanbau und traditionellem Anbau ist
nicht möglich – die bisherigen Erfahrungen zeigen eine
100-prozentige Kontamination nach 10 Jahren.
Mexiko hat – wie über 150 weitere Länder - den Internationalen
Pakt für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte
ratifiziert. Dieser beinhaltet unter anderem das Menschenrecht auf
Selbstbestimmung, auf Gesundheit und auf Nahrung. Der Pakt schließt damit
auch das Recht auf unbelastete, gesundheitlich unbedenkliche und sichere
Nahrungsmittel aus nachhaltiger und ressourcenschonender Produktion ein.
Mit der Ratifizierung hat Mexiko sich verpflichtet, die im Pakt genannten
Menschenrechte in seinem Land zu gewährleisten und durchzusetzen.
Das UN-Komitee für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte
forderte bereits mehrfach Regierungen, wie zuletzt Argentinien auf, durch
die landwirtschaftliche Nutzung von GVO verursachte
Menschenrechtsverletzungen umgehend zu stoppen. Insbesondere forderte das
UN-Komitee,
· Landwirte vor der Abhängigkeit von multinationalen
Konzernen zu schützen und den Zugang zu traditionellem Saatgut zu
garantieren. Nur so kann eine weitere Kontamination der alten Maissorten
durch Genmais verhindert werden. Nur so kann die unwiderrufliche
Zerstörung der alten an die individuellen Bedürfnisse des Landes und den
Klimawandel angepassten Sorten gestoppt werden;
· bäuerliche Familienbetriebe und Imker zu fördern und in
ihrer Unabhängigkeit zu unterstützen;
· politische Maßnahmen zu ergreifen, die den
Gesundheitsschutz im Zusammenhang mit Lebensmitteln, die genetisch
veränderte Organismen enthalten, betreffen;
· dringende Maßnahmen durchzuführen, um die traditionellen
Anbaumethoden der indigenen Dörfer zu erhalten und ihren Zugang zu
sicherer, adäquater und bezahlbarer Nahrung sicherzustellen.
Wir fordern Mexiko daher auf, seine Verpflichtungen, die ihm aus der
Ratifizierung des Internationalen Pakts erstehen, zu erfüllen.
Wie zahlreiche bäuerliche und indigene Organisationen, Wissenschaftler und
andere Initiativen in Mexiko selbst sowie die Teilnehmer der
Weltimkerkonferenz im mexikanischen Bundesstaat Chiapas im März 2012 in
ihrem Aufruf an Sie, fordern wir:
- den sofortigen Stopp des Genmaisanbaus, keine Genehmigungen
für den Versuchsanbau von Genmais und Gensoja. Keine Aussaat in 2012.
- Wir fordern die sofortige Wiedereinführung eines
Moratoriums für Genmais in Mexiko. Dieses Moratorium muss mit sofortiger
Wirkungen auf den Anbau von GVO-Pflanzen in Mexiko generell ausgeweitet
werden.
- Prüfung aller Mais-Importe. Kein Import von Gen-Mais.
- Bereitstellung von Messgeräten für die Bauern. Diese
müssen die Möglichkeit haben, das Saatgut auf Kontamination zu prüfen,
um es gegebenenfalls sofort aus dem Verkehr ziehen zu können.
Sehr geehrter Herr Präsident: Wir bitten Sie dringlichst um Antwort an
unsere oben stehenden Adressen. Was werden Sie tun, um Ihren
Verpflichtungen zur Erfüllung der auch von Ihnen ratifizierten Einhaltung
der Menschenrechte auf Selbstbestimmung, Nahrung und Gesundheit
nachzukommen und diese weiterhin zu gewährleisten? Was werden Sie tun, um
den 40.000 Imkern sowie den Kleinbauern, die von ihrem Mais-Anbau leben,
ihr zukünftiges Auskommen und ihre wirtschaftliche Selbständigkeit zu
ermöglichen?
Name / Unterschrift
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen