Die wahren Gefährder: NSU & CO

Breite Wand mit Solidaritätserklärungen auf dem Rebellischen Musikfestival

In Deutschland geht die größte terroristische Gefahr von Faschisten aus: Über 193 Todesopfer faschistischer Gewalt seit dem Jahr 1990. Die NSU-Mordserie machte deutlich: Deutsche Geheimdienste sind in diese Taten tief verstrickt. Die Anwälte der Nebenkläger üben scharfe Kritik: Der NSU sei nicht etwa nur ein Trio, sondern ein viel größeres Terror-Netzwerk. Bekannt ist, dass mindestens 40 V-Leute im Umfeld des NSU agierten. In der Wohnung des Trios wurden über 100 DNA-Spuren gefunden. Hunderte Ziele wurden in ganz Deutschland ausgespäht. Man muss sich vor Augen führen, dass bereits fünf wichtige Zeugen unter mysteriö­sen Umständen kurz vor ihrer Aussage ums Leben kamen.

Viele Spuren führen nach Thüringen

Der Fall der aus dem Raum Saalfeld stammenden Polizistin Michelle Kiesewetter ist bis heute nicht aufgeklärt. Was wusste sie über faschistische Netzwerke? Wollte sie aussagen?

In Saalfeld-Rudolstadt baute der Faschist und V-Mann Tino Brandt (verurteilt wegen Kindesmissbrauchs) mit über 200 000  DM vom Thüringer Verfassungsschutz den „Thüringer Heimatschutz“ auf.

Hält Vater Staat seine schützende Hand über diese faschistischen Netzwerke?

Andreas Temme – ein Beamter des Landesamts für Verfassungsschutz Hessen, hatte mit einem V-Mann in der Nazi-Szene kurz vor dem Kassler Mordanschlag des NSU telefonischen Kontakt.

Nach dem Telefonat begab er sich in das Internetcafé, in dem sich der Mord ereignete.

Er war live dabei. Danach sollte der V-Mann vernommen werden, doch das Innenministerium damals unter Herrn Bouffier gab keine Aussagegenehmigung. Bouffier selbst hat 2006 einen Sperrvermerk gemacht, d. h. die Ermittler durften nicht mit dem Informanten sprechen.

Sie bekamen ihre Infos nur vom Verfassungsschutz. Danach wurde Temme nicht etwa entlassen oder Ähnliches – nein, er arbeitete beim Regierungspräsidium. Innenminister Bouffier wurde Hessens Ministerpräsident. Ein interner Bericht des hessischen Verfassungsschutzes wurde für 120 Jahre unter Sperrfrist gestellt!