Dienstag, 1. August 2017
Hamburg: Gipfel der G20 7./8. Juli 2017
a) G20 heißt auch: Gipfel der Überwachung
"Beim G20-Gipfel nutzten Polizei und Verfassungsschutz ein großes
Arsenal an Überwachungsmaßnahmen. Sie hörten Gespräche mit, setzten
IMSI-Catcher ein und führten Funkzellenabfragen durch. Daneben las die
Polizei Handys aus und fragte Daten bei Hostels ab. Über die Details
schweigt sie, eine Kontrolle ist so kaum möglich. (...) In welchem
Umfang, das will der Hamburger Senat auf Anfrage der Abgeordneten
Christiane Schneider in den meisten Fällen nicht beantworten. Das sagt
er bereits vor der ersten Frage und fügt immer wieder einen Verweis
auf diese Generalentschuldigung ein. Zur Häufigkeit verdeckter
Maßnahmen müssten Akten händisch ausgewertet werden, das sei in der
Antwortfrist einer parlamentarischen Anfrage nicht zu machen. Anderes
lasse Rückschlüsse auf die Taktik der Polizei zu, auch dann könne man
Details nicht offenlegen. Und einige Akten seien noch nicht bei der
Staatsanwaltschaft erfasst, daher sei noch keine zuverlässige
Auswertung möglich. Aus der Zuständigkeit des Hamburger Senats ergibt
sich außerdem, dass die Antworten nur Aussagen über die Hamburger
Polizei und den Landesverfassungsschutz enthalten können. Was
Bundespolizei, Bundesverfassungsschutz und andere Länderbehörden an
Technik nach Hamburg gebracht haben, kann man ihr nicht entnehmen.
(...) Die vielen offenen Fragen und die unzureichenden Antworten
verdeutlichen, dass die Aufarbeitung des G20-Gipfels noch lange nicht
vorbei ist. Es werden noch viele parlamentarische Anfragen und viel
journalistische Arbeit notwendig sein, um die Geschehnisse
aufzuarbeiten und zu einer Einschätzung zu gelangen, inwieweit sich
die deutschen Sicherheitsbehörden in den Grenzen des Rechtsstaates
bewegt haben – sei es bei Überwachung, bei Eingriffen in die
Versammlungsfreiheit oder beim Einsatz von Gewalt." Beitrag von Anna
Biselli vom 28. Juli 2017 bei Netzpolitik.org
https://netzpolitik.org/2017/g20-heisst-auch-gipfel-der-ueberwachung/
b) Gummi gegen den kommenden Aufstand
"Für den G20-Gipfel kündigte der Gesamteinsatzleiter Hartmut Dudde den
Einsatz von "allem, was Polizeien so besitzen", an. Bisher war nicht
bekannt, dass hierzu auch Gummigeschosse gehören. Mehrere Bundesländer
planten in den 80er Jahren die Anschaffung von Gummigeschossen für
ihre Polizeien. Sie sollten den Beamten einen Vorteil bei den
teilweise heftigen Auseinandersetzungen wie in Wackersdorf
verschaffen. Entsprechende Überlegungen existierten beispielsweise in
Baden-Württemberg und in Bayern im damaligen Kabinett von Franz-Josef
Strauß. Die Innenministerkonferenz hatten einem Bericht des Spiegel
zufolge beim Rüstungskonzern Messerschmitt-Bölkow-Blohm eine Studie
zur Entwicklung eines polizeilichen "Wirkwurfkörpers" bestellt. Als
mögliche Varianten galten großkaibrige Gummipatronen oder Gummischrot.
Schließlich entschied sich die Innenministerkonferenz jedoch, die neue
Bewaffnung in Deutschland nicht einzuführen. Befürchtet wurde, dass
die Streubreite der Munition zu groß sei. Weder kann genau auf eine
Körperpartie gezielt werden, noch ist ausgeschlossen dass Unbeteiligte
getroffen werden. Ähnlich hatte sich damals auch das Europaparlament
1982 und 1984 in zwei Entschließungen geäußert. In den meisten
EU-Mitgliedstaaten werden seitdem keine Gummigeschosse eingesetzt,
Ausnahmen bilden die Schweiz, Spanien und Nordirland. (...) Trotz
einer fehlenden gesetzlichen Bestimmung haben Polizeikräfte beim
G20-Gipfel in Hamburg mit Gummigeschossen auf Personen gefeuert. (...)
Die Spezialeinsatzkommandos beim G20-Gipfel wurden von dem
Hannoveraner Polizist Michael Zorn koordiniert. (...) Zorn zufolge
habe der Gesamteinsatzleiter in einem Gespräch "nicht ausgeschlossen,
dass, würde er zu einem Vorrücken gezwungen sein, es zu einem
Schusswaffengebrauch kommen könnte"." Beitrag von Matthias Monroy vom
29. Juli 2017 bei Telepolis
https://www.heise.de/tp/features/Gummi-gegen-den-kommenden-Aufstand-3786292.html
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