Samstag, 29. Juli 2017
Zur Idealisierung des früheren Sozialstaats besteht kein Anlass
"...Eine weit verbreitete Kritik am "Neoliberalismus" vergleicht die
Jahre ab Mitte der 1950er Jahre mit der Zeit ab 1980. Diese Kritik
schreibt die Ursache für den festzustellenden Unterschied einem
politischen Projekt zu ("Neoliberalismus"). Die vermeintlich "goldenen
Zeiten" des Sozialstaats werden bemüht, um zu suggerieren, es habe
früher doch schon gegeben, was heute fehle. Diese bei Linken populäre
Argumentation stelle ich im Folgenden infrage. (...) Problematisch
wird die Kritik am Neoliberalismus, insofern sie die ökonomischen
Kontexte für die politischen Veränderungen ab Anfang der 1980er Jahre
ausblendet. Der Neoliberalismus erscheint dieser Auffassung als
mutwillige Ideologie, die ökonomisch für das Gelingen des Kapitalismus
unnötig sei und insofern zu jedem Zeitpunkt durch eine andere,
"sozialere" Politik hätte ersetzt werden können. Diese Kritik des
Neoliberalismus lebt davon, den Kapitalismus sowie den Sozialstaat in
der Zeit vor dem Neoliberalismus zu beschönigen. Die gesellschaftliche
Realität sei deshalb so, wie sie ist, weil es an einem guten
Sozialstaat mangele. Ihm wird zugetraut, den Kapitalismus sozial
verträglich zu machen. Es gehe darum, die Raubtier-Energie des Tigers
zu nutzen („Pack den Tiger in den Tank“ war ein Reklameslogan von
Esso) und ihn gleichzeitig zum Vegetarier umzuerziehen." Beitrag von
Meinhard Creydt vom 23. Juli 2017 bei Telepolis - unser Reden!
https://www.heise.de/tp/features/Zur-Idealisierung-des-frueheren-Sozialstaats-besteht-kein-Anlass-3780834.html
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