Samstag, 29. Juli 2017
Erklärung von Mahle-Kollegen: Offene Debatte für zukunftsfähige Arbeitszeitstrategie der IG Metall!
"Arbeitszeit soll in der nächsten Tarifrunde eine Rolle spielen. In
der bisherigen Diskussionen wurden aber gezielt zwei Projekte in den
Vordergrund gestellt: Eine Entlastung für Schichterarbeiter/innen und
eine Möglichkeit individuell die Arbeitszeit zu verkürzen - befristet
mit einem teilweisen Entgeltausgleich. Beide Projekte hatten von
Anfang an das Problem, dass sie für die Mehrheit der Beschäftigten
keine Lösung ihrer Probleme bringen, dass sie also auch nicht
unbedingt tarifkampffähige Themen sind. Das hat dazu geführt, dass
weitere Themen aufgekommen sind, z.B. die Forderung nach „5 Tage frei
für alle“ und die Forderung nach der 35-Stundenwoche im Osten,
aufgestellt vom Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen. (...) Damit gibt
die Befragung uns als Gewerkschaft einen klaren Auftrag. Die
Ausdehnung der Arbeitszeit über die vertragliche und tarifliche
Arbeitszeit hat vor allem ihre Ursache in der permanent steigenden
Belastung in den Betrieben und Verwaltungen, in überquellenden
Zeitkonten und sogar verfallender Arbeitszeit, aber auch in
Extraschichten z.B. wegen zu geringer Personalbemessung. Beschäftigte
und Betriebsräte brauchen Mittel, um hier in den Betrieben vorgehen zu
können, beispielsweise: Neueinstellungen gekoppelt an Kontenstände;
Mitbestimmung bei der Personalbemessung, vor allem an Anlagen. (...)
Wir sollten zugleich die Debatte über Obergrenzen der Arbeitszeit ohne
Tabus führen. Warum muss die 40-Stünder-Ausnahme so bleiben? Warum die
Grenze nicht auf 39 h senken? Warum nicht die Überstunden für alle,
die schon Arbeitsverträge mit mehr als 35 Stunden haben, auf weniger
als die 20h/Monat absenken, die jetzt im Tarifvertrag stehen? Nur wenn
wir die realen Arbeitszeiten wieder näher an die 35 bringen, können
wir die 35 wirklich verteidigen! Eine 35 im Osten würde auch dieses
Ziel unterstützen. Aber wir wissen auch alle, dass eine generelle
Arbeitszeitverkürzung im Osten mit der ganzen Organisation erkämpft
werden muss. (...) Die Umfrage hat ergeben, dass 68% der Befragten
eine kürzere Arbeitszeit möchten als sie derzeit haben.
Arbeitszeitverkürzung ist ein mehrheitsfähiges Thema, aber die Wünsche
dieser 68% werden nicht durch individuelle Sonderregelungen erfüllt,
die – ohne Eingriff auf die Personalbemessung – nur zu mehr
tatsächlicher Arbeit für andere Kolleg/innen führen.Deshalb brauchen
wir eine Debatte in der IG Metall für langfristige, strategische
Ausrichtung der Arbeitszeitpolitik!" Erklärung der Mahle-Kollegen
Jürgen Kalmbach, Matthias Fritz und Boris Schwürz vom Juli 2017 (pdf)
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2017/07/az_igm_mahle0717.pdf
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