Samstag, 29. Juli 2017
Mit Marx über die Digitalisierung nachdenken
"Die Digitalisierung der Arbeitswelt bietet ein hohes
emanzipatorisches Potenzial. Um dieses erkennen und für eine
solidarische Gesellschaft eintreten zu können, hilft uns ein alter
Bekannter weiter: Karl Marx. Seine Gedanken zum technischen
Fortschritt sind aktuell wie eh und je. (...) Marx sah in der Technik
die Chance, die notwendige Arbeit zu verringern und dadurch
Emanzipation zu ermöglichen (...) Die Erreichung von Freiheit ist für
Marx die große Chance der Technik: „Das Reich der Freiheit beginnt in
der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere
Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört“. Technik könne laut Marx so
eingesetzt werden, dass die gesellschaftlich notwendige Arbeit, die
durch den Menschen verrichtet wird, auf ein Minimum reduziert wird.
Dadurch werde ihm ein Höchstmaß an Freiheit und Selbstbestimmung
garantiert. Können wir also aufatmen? Bringt uns die Digitalisierung
und ihre starke Automatisierung die Freiheit? Daran darf zu Recht
gezweifelt werden. (...) Denn es zeigt sich, dass durch die
kapitalistische Anwendung von digitaler Technik nicht Herrschaft
abgebaut, sondern vielmehr ausgedehnt wird. Auch das hat Marx
treffsicher festgehalten: „Es liegt in der Natur des Kapitals, einen
Teil der Arbeiterbevölkerung zu überarbeiten und einen anderen zu
verarmen.“ Zugespitzt formuliert: Während sich die Einen heute ins
Burn-Out schuften, werden die Anderen nach dem Credo der
Leistungsgesellschaft zu Sinnlosen erklärt. (...) Es braucht eine
andere Gesellschaft, die den Weg weist und zumindest für mehr
Verteilung von Arbeit, Zeit und Teilhabe bei gleichzeitiger Reduktion
von Sozial- und Gesundheitskosten sorgen kann. Eine emanzipatorische
Politik will nutzlose Arbeit vermeiden und die gesellschaftlich
sinnvolle und notwendige Arbeit gleich verteilen. In dieser Hinsicht
ist Marx’ Kritik ein Wegweiser im Zeitalter der Digitalisierung:
Arbeitszeitreduktion, Solidarische Verteilung von Arbeit (Erwerbs- und
Reproduktionsarbeit), Humanistische Bildung, Gerechte Verteilung der
Produktivitätssteigerung / Digitalisierungsdividende..." Artikel von
Tobias Hinterseer und Bernd Wimmer vom 17. Juli 2017 im Blog Arbeit &
Wirtschaft
http://blog.arbeit-wirtschaft.at/mit-marx-ueber-die-digitalisierung-nachdenken/
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