Samstag, 21. Juli 2018

Die Predigt der Gewalt

Binnen kurzer Zeit können Maoisten und Chaoten in der Bundesrepublik 15 000 bis 20 000 Anhänger mobilisieren. Zu diesem Schluß kommt Dr. Josef Horchem, der Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz in Hamburg. Seine These: Die maoistischen Organisationen können politische Konflikte verschärfen. Ihre Kader bilden eine gefährliche Gruppe von Personen, die revolutionäre Betätigung zum Inhalt ihres Lebens gemacht haben.
Eine Gefahr, die immer größer wird: maoistische Gruppen in der Bundesrepublik


Von Josef Horchem
Früher nannte man sie Chaoten. Heute
heißen sie K-Gruppen.
Diese Bezeichnung ist besser. Der
Begriff Chaoten unterstellt ein
widersprüchliches, irrationales
Verhalten. Tatsächlich aber
verbinden die Mitglieder der maoistischen
Organisationen ein
hohes Maß von Disziplin mit engagierter
Opferbereitschaft. Sie
haben ihr persönliches Leben weitgehend
ihren revolutionären
Zielen untergeordnet. Der Name Chaoten
sondert sie außerdem
von der Partei Moskauer Prägung, der
Deutschen Kommunistischen Partei (DKP),
die als berechenbar
eingestuft wird, ab. In Wirklichkeit
unterscheiden sich Maoisten
und Moskau-Kommunisten nur in
der Taktik im Kampf für das
identische Ziel, die sozialistische
Revolution und die Diktatur
des Proletariats.
Die DKP begründet ihre Programmatik
mit Marx, Engels und
Lenin. Daneben gibt es in der
Bundesrepublik vier überregionale
Gruppierungen, die sich außerdem
noch auf die Lehren von
Mao Tse-tung berufen. Es sind dies
die maoistischen
Organisationen:
  • Kommunistische Partei 
  • Deutschlands (KPD),
  • Kommunistische Partei 
  • Deutschlands/ Marxisten/
  • Leninisten (KPD/ML),
  • Kommunistischer Bund 
  • Westdeutschlands (KBW),
  • Kommunistischer Bund (KB).
Drei dieser Organisationen verstehen
sich als Parteien und
haben sich an allgemeinen Wahlen
beteiligt, zuerst die
KPD/ML mit ihrer Beteiligung an der
Wahl zur Hamburger
Bürgerschaft im März 1974. Der KB
hat bisher bei Wahlen
nur Empfehlungen für die eigenen
Anhänger innnerhalb der
Organisation diskutiert und in seinen
Zeitungen publiziert.
Die Maoisten bilden heute einen
Faktor, der bei politischen
Grundkonflikten in der Bundesrepublik
stets ins Kalkül
gezogen werden muß, weil sie die
Kontinuität ihrer Existenz
durchgesetzt haben. Die taktische
Ausnutzung solcher Konflikte
ist Teil einer langfristigen Strategie.
Sie mobilisiert die Kader,
gewinnt neue Anhänger und provoziert
Reaktionen, die den
publizistischen Aktivitäten Stoff und
Auftrieb geben.

Die Organisationen des Maoismus sind
aus der Bewegung
der Neuen Linken hervorgegangen,
die eine Wurzel in der
Protestbewegung der Studenten hatte.
Sie verstehen sich
als Formationen der kommunistischen
Bewegung, verlassen
sich jedoch nicht mehr auf Spontaneität,
sondern auf
kontinuierliche politische Aufbauarbeit
und taktisches Handeln.

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