Sonntag, 4. Oktober 2015

25 Jahre Wiedervereinigung - von den Massen erkämpft und gewollt

03.10.15 - Zum heutigen 25. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands fanden bzw. finden in Frankfurt/Main und Berlin große offizielle Feierlichkeiten statt. Unter der Masse der Bevölkerung wird dieser Tag sehr unterschiedlich begangen. Für viele ist er mit freudigen Erinnerungen verbunden, nicht wenige haben dabei auch gemischte Gefühle. "Happy Birthday Deutschland" titelt eine Sonderausgabe der "Bild"-Zeitung, die in 42-millionen-facher Auflage an die Haushalte verteilt wurde. Unter der Losung "Wie wir wieder wir wurden" orientiert sie darauf, wie "die Deutschen" seitdem über den "deutschen" Papst und die gewonnene WM zu einem neuen gemeinsamen Nationalgefühl gefunden hätten. Inmitten der wachsenden Krisenhaftigkeit des imperialistischen Weltsystems wird so auf eine engstirnige nationale Sichtweise und die Versöhnung der sich verschärfenden Klassenwidersprüche orientiert. Gesponsert wird diese PR-Aktion mit ganzseitigen Anzeigen einer Reihe der größten internationalen Konzerne. Vorneweg Krisenkonzern VW mit zwei ganzen Seiten und pikanterweise einer Werbung für den angeblich so geringen CO2-Ausstoß des VW Beetle. Die Konzerne wissen, was sie an der Wiedervereinigung feiern. Für sie war die Einverleibung der neuen Bundesländer verbunden mit der schlagartigen Eroberung der Marktanteile der vormaligen DDR-Industrie. Ihre Filetstücke wurden über die "Treuhand" in kürzester Zeit zu Spottpreisen aufgekauft und der Rest abgewickelt. Das geschah auf dem Rücken der Arbeiter und breiten Massen in Ost und West. Sie bezahlten dafür unter anderem mit einer sprunghaft steigenden Massenarbeitslosigkeit, der "Soli"-Sondersteuer und erzwungener Abwanderung in den Westen. Wie sehr das neue "Wir"-Gefühl Propaganda ist, zeigt sich schon daran, dass dieselben Konzerne bis heute an der Spaltung durch unterschiedliche Löhne und Arbeitsbedingungen in Ost und West festhalten. Für die Arbeiter und die Masse der Bevölkerung in Deutschland sind 25 Jahre Wiedervereinigung ebenfalls ein Grund zu feiern. Vor allem weil sie die von den Monopolparteien in Westdeutschland gemeinsam mit dem US-Imperialismus verursachte Spaltung Deutschlands überwand. Die demokratische Volksbewegung in der DDR hatte gezeigt, dass ein verhasstes Regime von den Massen gestürzt werden kann. Gestürzt wurde ein bürokratisch-kapitalistisches Regime, das jahrzehntelang dafür herhalten musste, den wirklichen Sozialismus zu diskreditieren. Ergebnis war das Zusammenwachsen der Arbeiterbewegung, aber auch anderer Massenbewegungen. Der Aufbau der revolutionären Partei MLPD konnte nun in Gesamtdeutschland erfolgen. Das neue "Rote Fahne"-Magazin mit dem Titel "Sozialimus am Ende? Zu früh gefreut - 25 Jahre nach der Wiedervereinigung" fasst im Titelthema zusammen: "In der MLPD und den verschiedensten Bewegungen und Selbstorganisationen der Massen kommen viele und sehr unterschiedliche Erfahrungen sehr fruchtbar zusammen: die Erfahrungen mit den erfolgversprechenden Anfängen des sozialistischen Aufbaus in der DDR und mit seinem Verrat in der Mitte der 1950er Jahre, die Erfahrungen mit dem staatsmonopolistischen Kapitalismus westlicher Prägung."

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