Donnerstag, 8. Oktober 2015

Armut durch Hartz-IV trifft bereits kleine Kinder

Studie: Hartz IV-Armut macht sich bei Kindern früh bemerkbar 17.03.2015 Kinder, deren Familie auf Hartz IV angewiesen sind, haben häufig bereits vor Schulbeginn große Defizite in der Sprache und beim Zählen. Zudem sind arme Kinder öfter von Übergewicht betroffen und haben weniger soziale Kontakte. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt die Bertelsmann Stiftung in einer aktuellen Studie. Demnach hinken die Kleinen bereits im Vorschulalter zum Teil deutlich in ihrer Entwicklung im Vergleich zu Kindern aus Familien mit gesicherten finanziellen Verhältnissen hinterher. Der Leser muss jedoch dazu wissen, dass die Stiftung mit an der Konzipierung von Hartz IV gearbeitet hat. Soziale Ungleichheit trifft bereits die Jüngsten Im Rahmen der Studie haben die Forscher der Uni Bochum 5.000 Schuleingangsuntersuchungen aus den Jahren 2010 bis 2013 in Mülheim im Ruhrgebiet ausgewertet und anschließend auf Deutschland übertragen. Ihr Ergebnis: Mehr als 40 Prozent der armutsgefährdeten Kinder können nur mangelhaft Deutsch sprechen. Bei finanziell bessergestellten Familien betrifft das nur 14 Prozent des Nachwuchses. Auch bei der Körperkoordination seien große Unterschiede festgestellt worden, so die Forscher. Während 24,5 Prozent der Hartz IV-Kinder Schwierigkeiten dabei hatten, waren es nur 14,6 Prozent bei ihren reicheren Altersgenossen. Beim Umgang mit Zahlen lag das Verhältnis bei 28 zu 12,4 Prozent und bei Übergewicht bei 8,8 zu 3,7 Prozent. Die Forscher betonen zudem, dass Kinder aus armen Familien kaum die Möglichkeit haben, kulturelle und soziale Angebote zu nutzen. So lernen lediglich zwölf Prozent der finanziell benachteiligten Kinder ein Musikinstrument. In finanziell unabhängigen Familien sind es 29 Prozent. Beim Angebot von Sportvereinen ist das Verhältnis mit 46 zu 77 Prozent ebenfalls sehr ungleich. Förderung für Kinder mit Hartz IV-Hintergrund Ein weiteres Ergebnis der Studie: Lediglich 31 Prozent der Kinder mit Hartz IV-Hintergrund besuchen vor dem dritten Lebensjahr eine Kita. Bei Kindern ohne finanzielle Probleme sind es 48 Prozent. Die Studienautoren weisen jedoch daraufhin, dass eine Kita nur dann einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Kinder nehmen könne, wenn sie sozial durchmischt ist. Anderenfalls seien in sozial schwächeren Stadtteilen zusätzliche Ressourcen notwendig. „Kitas in sozialen Brennpunkten brauchen dann mehr Geld, mehr Personal und mehr Förderangebote", erläutert Brigitte Mohn vom Vorstand der Stiftung. Mit gezielten Angeboten in den Kitas und einer frühen Sportförderung könnte die frühkindliche Entwicklung verbessert werden. (ag)

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