Donnerstag, 28. Mai 2015
War die DDR-Führung wirklich so naiv?
Du hast vollkommen Recht. Mahlow spricht viel, sagt aber wenig. Und was er sagt ist: Wir sind blauäugig gewesen und haben den sowjetischen Genossen bedingungslos vertraut, dass sie uns nicht in die Pfanne hauen – was sie dann ja auch taten. Wobei sie es sogar indirekt angekündigt haben. Bei der SED-Führung schrillten nicht einmal die Alarmsirenen, nur ein leichtestes warnendes Piepsen passierte – das aber wurde nicht ernst genommen.
Erich Honecker ist sehenden Auges in den Untergang der DDR getaumelt. Es hab keinen ernsthaften Versuch die DDR zu retten. Moskau entschied alles und das unter Bruch des Vertrages von Warschau, der Verpflichtungen, die die Kommunisten im internationalen Rahmen haben und der Gepflogenheiten der internationaler kommunistischen Bewegung.
Gorbatschow – so ging er ran – übergab die DDR der BRD so, wie einige Jahre später Britannien seine Kronkolonie Hongkong der VR-China übergab.
Der Unterschied war nur: Die DDR war eigentlich ein souveräner Staat, Mitglied im Warschauer Pakt und Mitglied des RGW.
Ich habe das Interview dennoch gebracht, denn es zeigt auch, wie es damals hinter den Kulissen zuging.
Von wegen:
Vor der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“
Das galt, solange Stalin an der Spitze der UdSSR und der KPdSU stand. Ich nehme an, deshalb hat die DDR unter Walter Ulbricht die Entstalinisierung auch etwas zögerlich nachvollzogen. Letztlich aber tat sie es doch.
Mit dem V. Parteitag der SED kopierte sie sogar Chruschtschows Linie der XXI. Parteitags der KPdSU. Die SED schwenkte also voll auf Revisionismus ein.
Eigentlich schon einige Jahre früher fiel die SED-Führung uns Linken im Westen in den Rücken. 1966, schrieb das ZK der SED an die Delegierten des SPD-Parteitages einen „Offenen Brief“ der mit den Worten begann: „Wir beiden großen deutschen Arbeiterparteien“ und sie wertete die SPD noch damit auf, indem sie dieser „Arbeiterpartei“, einen Redneraustausch anbot.
Von einer Arbeiterpartei hatte sich die SPD bereits 1958 offiziell mit dem „Godesberger Programm“ verabschiedet. Während wir im Westen genau das den Arbeitern klarmachen versuchten, also dass die SPD keine Arbeiterpartei mehr ist, fiel uns die SED mit diesem Brief in den Rücken.
Mit den sog. Ostverträgen Willy Brandts der BRD vollzog die SED dann offen den Schritt zur falsch verstandenen „Friedlichen Koexistenz“. Brandt konnte sich in Erfurt bejubeln lassen, aber eine völkerrechtliche Anerkennung durch die BRD erfolgte nicht. Die DDR-Führung bekam als Trostpflaster einen Sitz in der UNO – mehr kam nicht dabei rum. Noch nicht einmal ihre Grenze wurde anerkannt, Brandt verzichtete für die BRD auf eine gewaltsame Änderung der Grenzen – was auch für die Grenzen Polens und der UdSSR galt – mehr nicht.
Das konnte er leichten Herzens, denn an eine Grenzänderung mit Gewalt war nicht zu denken.
Ich kann und will hier den Niedergang der DDR und der UdSSR nicht wissenschaftlich analysieren, kann aber feststellen, dass ist Führung in Moskau lange schon daran dachte, die DDR als Faustpfand zu benutzen. Den löste sie dann 1989/1990 ein.
Gorbatschow war Vollstrecker des Ausverkaufs – nicht dessen Erfinder. Er war der politische Ziehsohn von Andropow, der von 1957 bis 1982 Chef des Komitees für Staatssicherheit (KGB) und ab 1982 Generalsekretär des ZK der KPdSU war.
brachte die deutsche Tagesschau einen Filmbericht aus London. Da tanzte ein hier unbekannter sowjetischer Politiker, Mitglied des Politbüros, über den Bildschirm und wurde als sehr wichtig dargestellt: Gorbatschow. Der war damals in London.
Was nicht gesagt wurde: Er hatte insgeheim mit der Eisernen Lady, Margaret Thatcher, gekungelt. Die Thatcher sagte über Gorbatschow:
„Ich mag Herrn Gorbatschow. Wir können zusammen Geschäfte machen.“
Die machte der Westen dann ja auch: Gorbatschow verkaufte die DDR, das sozialistische Lager und die UdSSR. Aber dieser Ausverkauf ist nur das letzte Glied einer Kette, die mit dem Verrat Chruschtschows, dem XX. Parteitag der KPdSU und der Entstalinisierung begann, mit der falschen „Friedlichen Koexistenz“ fortgesetzt wurde. Chruschtschows Nachfolger setzten dessen Politik fort – bis Gorbatschow den Rest verkaufte.
Ich behaupte, die DDR-Führung bekam das sehr wohl mit und machte diese Politik schließlich mit. Damit trägt sie Mitschuld am Ende der DDR.
Das Interview mit Mahlow ist – wie man hier im NRW sagt, vor allem Tönekes erzählen. Also wer mit wem wann usw. Enthüllendes ist nur wenig dabei- außer der Zögerlichkeit der DDR-Führung gegenüber der Moskauer Führung.
Eindeutig ist nur die Überschrift: „Es war ein Schwindel sondergleichen“
Schlimm ist: Die DDR-Führung machte den Schwindel mit – zumindest machte sie nichts dagegen!
G.A.
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