In Mexiko bedroht, in den USA inhaftiert: Emilio Gutierrez Soto
Vor zehn Jahren flüchtete der Journalist Emilio
Gutierrez Soto mit seinem 15-jährigen Sohn in die USA und bat dort
um Asyl. Jetzt droht beiden die Abschiebung, die einem Todesurteil
gleichkäme. In Mexiko wurden einer Studie zufolge allein im
letzten Jahr sechs Journalisten getötet.
Emilio Gutierrez Soto schrieb für eine kleine Zeitung im
mexikanischen Bundesstaat Chihuahua über Gewalttaten des
örtlichen Militärs gegen die Bevölkerung und über Korruption
im Militär.
In einem Interview mit dem US-Radioprogramm "Democracy Now"
beschreibt Gutierrez, was im Jahr 2005 geschah. Ein General
kam zu ihm und sagte: "Du hast drei Artikel geschrieben und es
wird keinen vierten geben." Natürlich habe er weiter
geschrieben. Drei Jahre später warnte ein Freundin Gutierrez,
das Militär plane, ihn zu töten. Er müsse verschwinden.
Sofort.
Bei Abschiebung droht der Tod
Der Journalist floh mit seinem damals 15 Jahre alten Sohn
Carlos und beantragte an der US-Grenze Asyl. Nach sieben
Monaten Auffanglager wurden sie mit der Auflage entlassen,
sich regelmäßig bei der Immigrationsbehörde zu melden. Das war
ein unter Präsident Obama übliches Vorgehen. 2017 wurde ihr
Asylantrag abgelehnt. Der Richter ordnete die Abschiebung von
Gutierrez und seinem Sohn an.
Der Journalist sagt, die Abschiebung sei gleichbedeutend mit
einem Todesurteil. Er wirft dem Richter vor, die Dokumente
nicht gelesen zu haben, die beweisen, wie gefährlich eine
Rückkehr nach Mexiko für ihn und seinen Sohn wäre.
Durch einen Einspruch wurde die Deportation verschoben und
die beiden aus der Haft entlassen. Der US-Presseclub, eine
gemeinnützige Journalismus-Organisation mit mehr als 3500
Mitgliedern, zeichnete Gutierrez im Oktober des vergangenen
Jahres mit einem Preis für Pressefreiheit aus. Der Journalist
bat dabei um Solidarität mit Kollegen, die in US-Haft auf Asyl
hoffen oder in seiner Heimat weiter ihr Leben riskieren.
"Ich bitte um eine Schweigeminute, um meine ermordeten,
verschwunden und exilierten Kollegen zu ehren. In Mexiko ist
die Gerechtigkeit zum Opfer eines korrupten und mörderischen
Staates geworden," sagte Gutierrez.
Journalismus-Organisationen fordern Freilassung
Zwei Monate später wurden er und sein Sohn bei ihrem
Routine-Check-in mit den Immigrationsbehörden überraschend
festgenommen. Seither sitzen sie in Haft.
Menschenrechts-Organisationen, Kirchenvertreter und der lokale
demokratische Kongressabgeordnete fordern, Gutierrez und
seinem Sohn doch noch Asyl zu gewähren.
William McCarren, Chef des US-Presseclubs:
"Der Richter, der den Asylantrag abgelehnt hat, sagt, es gibt
nicht genug Beweise dafür, dass er ein Journalist ist. Dabei
gibt es daran keinerlei Zweifel. Der Richter sagt auch, dass
das mexikanische Militär Emilio schützen wird. Wir glauben,
dass es das Militär ist, das ihn ermordet, wenn er abgeschoben
wird."
Fast 100 tausend Menschen unterschrieben eine Petition zur
Freilassung von Emilio und seinem Sohn. Mehr als 15
US-Journalismus-Organisationen, darunter das Pulitzer-Zentrum,
forderten die US-Regierung und das Gericht in einem Brief dazu
auf, nicht mit der langen und stolzen Tradition des Landes zu
brechen, "ein sicherer Zufluchtsort für Journalisten, Autoren
und Kommentatoren zu sein, die korrupte Regierungsmitglieder
kritisieren".
Mexikaner-feindliche Vorurteile
Gutierrez Verteidiger präsentierten im März in Washington
eine neue Klage gegen die Abschiebung.
Anwältin Penny Valentis sagt, anti-mexikanisches Sentiment in
der US-Regierung habe zur unfairen Behandlung ihrer Klienten
geführt:
"Wir glauben, dass Emilio und Carlos verfolgt wurden weil sie
Mexikaner sind. Wir haben einen Präsident, der im Wahlkampf
und seit er im Amt ist Mexikaner fast täglich verunglimpft.
Wir argumentieren, dass die persönliche Abneigung des
Präsidenten gegen Mexikaner seine Immigrationspolitik
bestimmt. Das ist problematisch und verstößt gegen die
verfassungsrechtlich garantierte Gleichheit vor Gericht."
Der Prozess bis zur Entscheidung über diese Klage könnte sich über Monate hinziehen. Das bedeutet, dass beide Männer vorerst nicht abgeschoben werden. Sie sind aber weiter in US-Haft, und nach wie vor bedroht vom Tod in Mexiko.
http://www.deutschlandfunk.de/pressefreiheit-mexiko-in-mexiko-bedroht-in-den-usa.2907.de.html?dram:article_id=414290Der Prozess bis zur Entscheidung über diese Klage könnte sich über Monate hinziehen. Das bedeutet, dass beide Männer vorerst nicht abgeschoben werden. Sie sind aber weiter in US-Haft, und nach wie vor bedroht vom Tod in Mexiko.
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