Montag, 23. April 2018
Tarifflucht von Real
a) [Präsentation der real-Geschäftsführung] Abspaltung des
Geschäftsbetriebs der real,- SB-Warenhaus GmbH
"... Welche Maßnahmen ergreift das Unternehmen jetzt im Zusammenhang
mit dem Zukunftstarifvertrag? Kündigung des ZTV im April 2018 durch
METRO AG und real zum 31. Mai 2018 (Ausübung des
Sonderkündigungsrechts). real wird Mitglied mit Tarifbindung in den
Tarifträgerverbänden des HDE ab 1. Juni 2018. Am 1. Juni 2018 enden
damit sämtliche Rechtswirkungen des ZTV ohne Nachwirkung – mit
Ausnahme des in § 5 Abs. 4 ZTV geregelten Entgelterhöhungsmechanismus
in zwei Schritten (...) Was bedeutet Schritt 3 der konzerninternen
Umstrukturierung für die Arbeitnehmer der real,- SB-Warenhaus GmbH?
Der operative Geschäftsbetrieb der real,- SB-Warenhaus GmbH wird im
Wege der Abspaltung zur Aufnahme gemäß § 123 Abs. 2 Nr. 1 UmwG auf die
METRO Services GmbH übertragen, die derzeit Dienstleistungen im
Bereich Lohnbuchhaltung und Facility Management für die
METRO-Gesellschaften am Campus in Düsseldorf erbringt. Mit der
Abspaltung geht für alle im Übertragungszeitpunkt bei der real,-
SB-Warenhaus GmbH bestehenden Arbeitsverhältnisse ein Betriebsübergang
gemäß § 613a BGB einher. Übertragungszeitpunkt ist der Zeitpunkt der
Eintragung der Abspaltung im Handelsregister. Dies ist geplant für
Juni 2018. Die aufnehmende Gesellschaft, die METRO Services GmbH, ist
Mitglied der AHD – Unternehmervereinigung für Arbeitsbedingungen im
Handel und Dienstleistungsgewerbe e.V. („AHD“) und an die zwischen der
AHD und der DHV – Die Berufsgewerkschaft e.V. („DHV“) geschlossenen
Tarifverträge gebunden. (...) Nächste Schritte: 20.04.2018:
Außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats real 20.04. bis 23.04.2018
Zuleitung des Entwurfs des Abspaltungsvertrages zwischen der real,-
SB-Warenhaus GmbH und der METRO Services GmbH an die zuständigen
Betriebsräte Ende April / Anfang Mai 2018 Übergabe der
Unterrichtungsschreiben nach § 613a BGB an alle Beschäftigten..."
interne Präsentation der real-Geschäftsführung vom 11.4.2018 (pdf) für
die "Führungskräfte" zu aktuellen Zielen und Vorgehen
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2018/04/real110418.pdf
Wir erinnern an die im Dossier verlinkte Pressemitteilung der
Gewerkschaft DHV (im Christlichen Gewerkschaftsbund), die aussagt:
"... Die Absicht der Arbeitgeber, real in die Metro Services GmbH
einzugliedern und somit über den Arbeitgeberverband AHD eine
Tarifbindung zur DHV herzustellen, ist rechtlich fraglich. (...) Die
Gewerkschaft DHV unterstützt Tendenzen der Arbeitgeber nicht, je nach
Gusto den angestammten Tarifbereich zu wechseln oder in einen
tariflosen Zustand überzugehen. Tarifflucht auf dem Rücken der
Beschäftigten wird die Gewerkschaft DHV nicht unterstützen..."
http://www.labournet.de/?p=87203
b) real-Kapital erneut auf der Flucht – aber wohin? Immer weniger
Einzelhandelsbeschäftigte arbeiten unter dem Schutz von Flächentarifen
"Nach dem Scheitern der Verhandlungen um einen „modernen“, „flexiblen“
und „wettbewerbsfähigen“ Tarifvertrag, den Metro für seine
Supermarktkette Real mit ver.di abschließen wollte, droht der Konzern,
sein vorab angekündigtes Erpressungsszenario wahr zu machen: Austritt
aus dem Arbeitgeberverband HDE und aus den Einzelhandelstarifen mit
ver.di. Von den großen Einzelhandelskonzernen in Deutschland wären
dann nur noch Rewe, Lidl/Kaufland, Ikea und – bedingt – Edeka in der
Tarifbindung. Rund 70 Prozent der Betriebe sind bereits ‚draußen‘, und
schon jetzt arbeiten nur noch 38 Prozent der rund 3,1 Mio.
Beschäftigten zu Konditionen von Flächentarifverträgen, so die Angaben
des IAB. Nach Global nun also Real – was tut sich angesichts dieser
‚Fluchtwelle‘ im Einzelhandel auf den ver.di-Rettungsbooten, wer steht
als Fluchthelfer, wer als Schlepper bereit? (...) Real verlangte im
Interesse der Profite faktisch von ver.di den organisations- und
tarifpolitischen Selbstmord. Welche nicht-gelbe Gewerkschaft könnte
sich auf ein solches Lohndumping einlassen? Auf jeden Fall nicht
ver.di! Zudem gehören die KassiererInnen in den Arbeitskämpfen zu den
aktivsten. Ein Knochenjob und dafür derzeit schon ein Monatsgehalt,
das kaum zum Leben in der Großstadt reicht, von einem anständigen
Leben in der Rente ganz zu schweigen. Und das jetzt um 30-40 Prozent
kürzen. Selbst eine Besitzstandswahrung wäre da nicht einmal ein
Trostpflaster. Die meisten KassiererInnen arbeiten als Teilzeitkräfte;
nicht so sehr, weil sie es wollen, sondern weil es an der Kasse kaum
noch Vollzeitarbeitsplätze gibt. (...) Und wie wird ver.di auf die
jetzt bei vielen Interessierten inner- und außerhalb von Real
geäußerte Erwartung „Jetzt muss ver.di streiken und kämpfen“
reagieren? Das, was sich derzeit bei Real abspielt – und einiges
dürfte noch in den Kulissen passieren – ist ganz sicher kein rein
gewerkschaftliches Thema. Gesellschaftliche Bündnisse bieten sich
geradezu an. Im Einzelhandel sind 70-80 Prozent der Beschäftigten
Frauen." Artikel von Anton Kobel als Vorabdruck aus dem express,
Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, 04/2018
(pdf) - wir danken!
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2018/04/real_kobel_express0418.pdf
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