Im sächsischen Ostritz konnten Hunderte Rechte entspannt Hitlers Geburtstag feiern. Etwa 4.500 Menschen beteiligten sich an Gegenveranstaltungen
Von Kristian Stemmler
Ordner des Neonazifestivals in Ostritz an der Neiße am Freitag
Foto: Hannibal Hanschke/Reuters
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Das vom thüringischen NPD-Vorsitzenden Thorsten Heise veranstaltete Festival war Anziehungspunkt für Neonazis aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Das Onlineportal Endstation-rechts.de berichtete, es hätten »ultrarechte Aktivisten« u. a. aus Polen, Tschechien, Österreich und Russland teilgenommen. Auch NPD-Kader wie Udo Voigt, Baldur Landogart und Sebastian Schmidtke seien mit von der Partie gewesen.
In den bürgerlichen Medien überwog am Sonntag Erleichterung, dass bis auf kleinere Vorkommnisse rund um den Veranstaltungsort »alles friedlich« geblieben sei. Mit den Gegenveranstaltungen habe Ostritz den Rechten »die Stirn geboten«, schrieb etwa die Nachrichtenagentur dpa am Sonntag. Dabei kann Festivalveranstalter Heise den Verlauf des Wochenendes als vollen Erfolg verbuchen. Endstation-rechts.de berichtete von einem »rechten Wohlfühlwochenende in Ostritz«. Da wurde ungeniert »Heil Hitler« gerufen, der »deutsche Gruß« gezeigt. Die Polizei habe dergleichen nur halbherzig verfolgt. Immerhin zogen Beamte T-Shirts der Festival-Security ein, auf denen neben der Aufschrift »Sicherheitsdienst Arische Bruderschaft« auch Abzeichen der 36. Waffen-Grenadier-Division zu sehen waren, die im Zweiten Weltkrieg in Weißrussland Massaker verübt hat.
Kritik an der Polizei kam auch von dem Görlitzer Linke-Landtagsabgeordneten Mirko Schultze, Mitveranstalter von »Rechts rockt nicht«. Auf dem von den Neonazis genutzten Gelände sei das Alkoholverbot zwar durchgesetzt worden, sagte er am Sonntag gegenüber jW. »Dafür konnten die zum nächsten Penny laufen und sich da mit Bier eindecken«, so Schultze. Das habe die Polizei nicht unterbunden, so dass betrunkene Neonazis die Straßen unsicher gemacht hätten. Das Polizeikonzept sei nicht völlig gescheitert, so der Linkspolitiker, es falle aber erneut die Ungleichbehandlung von Rechten und Linken auf: »Wenn bei einer linken Demo drei Leute in Antifa-Outfit sich so benommen hätten wie die Nazis hier, wären die sofort von einer Polizeikette umringt gewesen.«
Für eine handfeste politische Überraschung sorgte Sachsens Ministerpräsident Kretschmer, als er bei seinem Auftritt auf dem Ostritzer Friedensfest das Engagement Linker lobte. »Ein in Sachsen bisher fast einmaliger Vorgang«, schrieb dpa am Sonntag und berichtete, Kretschmer habe erklärt, er habe »etwas dazugelernt«. Dabei bezog sich der Ministerpräsident auf ein Gespräch in Ostritz mit dem »Prinzen«-Sänger Sebastian Krumbiegel, der »Rechts rockt nicht« unterstützt hatte.
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