Donnerstag, 26. April 2018
Trojanisches Pferd 'digitale Bildung' - Wie lebendig kann 'digitalisierte Schule' sein? - Über einige Folgen der Googlofizierung des Erziehungswesens
"... Das Konzept "Digitale Bildung" kommt von der Industrie, nicht aus
der Erziehungswissenschaft. (...) Über Lehrermangel, überfüllte
Klassen, schlechte Bezahlung und verrottete Schulen braucht man nicht
weiter zu diskutieren. Denn: die Digitalisierung wird zu einer
mystischen Kraft, die alternativlos ist und die Probleme löst. Doch
die New York Times schlägt in einer Analyse Alarm: "How Google Took
Over the Classroom" (13.05.2017). Mit ausgeklügelten Methoden, den
Hype um digitale Medien nutzend, greift Google nach der Kontrolle des
US-Bildungswesens, auch der Kontrolle über die Inhalte. Die NZZ
berichtet, wie in der Schweiz Google schon Schulen übernimmt. Samsung
rüstet sich dafür. In Afrika versuchen Microsoft, Facebook und die
Weltbank mit den Brigde-Schulen das Schulsystem zu übernehmen.
Lehrergewerkschaften verurteilen das als neuen Kolonialismus. (...)
BigData ist ein Kernelement der "Digitalen Bildung". Geplant ist, das
Schulbuch durch Smartphones oder TabletPCs zu ersetzen. Damit geben
wir jedem Schüler eine Superwanze. (...) Es ist naiv zu glauben, ihr
Rationalisierungs- und Überwachungspotential mache um die Schule einen
Bogen. So wie bei der Industrie 4.0 Roboter die Produktion selbständig
steuern, sollen Computer und Algorithmen das Erziehungsgeschehen
autonom steuern. (...) Derzeit findet ein Bruch mit dem
demokratischen, humanistischen Bildungsauftrag statt. Es geht um
Konditionierung
in bester behavioristischer Tradition (...) Eine Symbiose von
Regierung, Industrie und universitären Drittmittelexperten plant unter
dem Begriff "Digitale Bildung" die Umsetzung der neoliberalen
Ökonomisierung und Googlification des Bildungswesens. Das verspricht
nicht nur ein Milliardengeschäft, sondern auch die Möglichkeit zur
behavoristischen Konditionierung der Masse der SchülerInnen für die
Verwertungsinteressen des Kapitals..." Die schriftliche Fassung des
Vortrags von Peter Hensinger bei der GEW Gelsenkirchen am 18.04.2018
(pdf) - wir danken und empfehlen den Text wärmstens!
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2018/04/hensinger180418.pdf
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