Sonntag, 5. Februar 2017

Zahl der Leiharbeiter knackt die erste Million - Millionäre sind die Sklavenhändler

[Was absehbar war]


"... Im Juni 2016 waren 1,006 Millionen Leiharbeitnehmer in 
Deutschland sozialversicherungspflichtig oder ausschließlich 
geringfügig beschäftigt. Der Anteil der Leiharbeitnehmer an der 
Gesamtbeschäftigung liegt bei knapp 3 Prozent. (…)  Die 
Zeitarbeitsbranche ist von hoher Dynamik geprägt. Im ersten Halbjahr 
2016 wurden 678.000 Beschäftigungsverhältnisse neu abgeschlossen und 
616.000 beendet. (…) Knapp drei von zehn Leiharbeitsverhältnissen 
enden nach weniger als einem Monat; 15 Prozent nach mehr als 18 
Monaten. (...) Die Bruttoarbeitsentgelte in der Zeitarbeit liegen 
deutlich unter den im Durchschnitt über alle Branchen erzielten 
Entgelten..." Aus Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit als Blickpunkt 
Arbeitsmarkt vom Januar 2017 bei der Arbeitsagentur (pdf)
https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Branchen-Berufe/generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf

Diese Zahlen zum Einkommen und Verleihdauer zeigen erneut, wie 
lächerlich das geplante Gesetz zur Regulierung von Zeitarbeit und 
Werkverträgen ist – siehe unser Dossier dazu - aber auch wie schädlich 
ihre Tarifierung durch die DGB-Gewerkschaften...
http://www.labournet.de/?p=81850

In diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass Stefan Körzell 
vom DGB - und der Verhandlungsführer der DGB-Tarifgemeinschaft 
Leiharbeit - kürzlich im Interview mit der Jungen Welt sagte: Wir 
wollen die Leiharbeit nicht abschaffen. Sie muss aber wieder 
eingesetzt werden, wie es ursprünglich vorgesehen war: vorübergehend, 
bei Auftragsspitzen, etwa bei unvorhergesehenen Ereignissen oder 
Krankheitsfällen. Die Beschlusslage des Deutschen Gewerkschaftsbunds 
ist da eindeutig…”
Unser Kommentar dazu lautete (im Dossier zur Tarifrunde Leiharbeit 
2016/17, dort ist auch das Interview verlinkt): Früher gab es dafür 
Personalreserven von bis zu 15%, aber die (internationale) 
Wettbewerbsfähigkeit war auch dem DGB wichtiger… Und: Eine eindeutige 
Definition von “Gleicher Lohn für gleiche Arbeit” und das Verbot der 
Leiharbeit müssen offenbar offensiver auf den Tisch! Die neuen Zahlen 
geben uns Recht.
http://www.labournet.de/?p=100686

Ungeachtet des die Leiharbeit veredelnden und zudem miesen neuen 
Tarifvertrags kritisiert das DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach 
in der Pressemitteilung vom 01.02.2017 die Entwicklung der 
Beschäftigtenzahlen in der Leiharbeit: „Eine Million Leiharbeiter sind 
kein Grund zum Feiern. Seit der Reform im Jahre 2005 hat sich die Zahl 
der Leiharbeiter mehr als verdreifacht. Dies ist kein Erfolg, sondern 
oft eine Einbahnstraße in Richtung prekäre Beschäftigung, weil 
unsicher und meist schlecht bezahlt..." - ohne ein Wort darüber zu 
verlieren, woran das liegt!!!
http://www.dgb.de/themen/++co++cde43f66-e88b-11e6-bd97-525400e5a74a

Es wird an der Zeit für eine Kampagne für ein Verbot der Leiharbeit, 
denn unsere Kampagne mit dem Offenen Brief "Equal Pay für 
LeiharbeiterInnen, diskriminierende Tarifverträge ersatzlos kündigen!" 
ist an der Verlogenheit der DGB-Tarifgemeinschaft gescheitert:


Kampagne abgeschlossen - der Skandal "Sklavenhandel" und dessen 
Tarifierung bleibt!

Nach der Akzeptanz des Verhandlungsergebnisses vom 30.11.2016 durch 
alle (!) DGB-Gewerkschaften schließen wir die Kampagne zum Offenen 
Brief gegen die nun (leider doch) abgeschlossene Tarifrunde Leiharbeit 
2016/17 mit insgesamt 777 Unterschriften ab.

Mit doppelt so vielen Unterschriften gegenüber der entsprechenden 
Unterschriftensammlung von 2013 können wir von einem Erfolg sprechen - 
gemessen am Einfluss auf die DGB-Tarifkommission Leiharbeit natürlich 
nicht. Die Anzahl der Unterschriften wie auch der erfreulich 
umfangreiche Pressespiegel zeigen jedoch, wie wichtig einerseits die 
damit verbundene Skandalisierung war und der weitere Kampf gegen 
Leiharbeit und ihre Akzenptanz in den Gewerkschaftsapparaten 
andererseits sein wird. Wir werden demnächst die Kampagne bilanzieren 
sowie Vorschläge für ihre Fortführung vorlegen und bitten um 
entsprechende Zuschriften. Und: Wir bedanken uns bei allen 
Unterzeichnenden und laden sie zur weiteren Mitarbeit ein!
http://www.labournet.de/?p=100678

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