Mittwoch, 22. Februar 2017

Eingruppierung angestellter Lehrer: GEW gibt auf



"Seit Donnerstag läuft die entscheidende Verhandlungsrunde im 
Tarifkonflikt der Bundesländer. Doch schon im Vorfeld gibt die 
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) einst zentrale 
Positionen preis. Andreas Gehrke, der die GEW bei den gemeinsam mit 
ver.di, Gewerkschaft der Polizei und IG BAU sowie dem Beamtenbund 
geführten Verhandlungen vertritt, erklärte am Donnerstag in der 
Süddeutschen Zeitung: »Wir nehmen die Realität zur Kenntnis.« Die 
Realität – das ist in diesem Fall das Eingeständnis, keine tarifliche 
Entgeltordnung für rund 200.000 angestellten Lehrkräfte durchsetzen zu 
können, die diesen Namen verdient. Seit über zehn Jahren fordert die 
GEW, dass die Eingruppierung angestellter Lehrer – wie bei anderen 
Tarifbeschäftigten auch – tariflich geregelt wird. Bislang entscheiden 
die Länder nämlich nach Gutsherrenart, wie viel die pädagogische 
Arbeit an Schulen wert ist. Die Folge: Die Bezahlung ist von Land zu 
Land unterschiedlich, ungerecht und bleibt deutlich hinter der 
Besoldung verbeamteter Lehrkräfte zurück. (...) Noch während die 
Bundestarifkommission der GEW darüber diskutierte, akzeptierte der 
Beamtenbund [2015] ein »Scheinangebot« der Länder (siehe jW vom 30. 
März 2015) und schaffte damit Fakten. In der Folge wendeten die 
Landesregierungen die von der Beamtenorganisation abgesegnete 
Entgeltordnung einseitig auf alle neu eingestellten Lehrer an. Damals 
lehnte die GEW ab. Und das gut begründet. So brachte die Vereinbarung 
den Lehrerinnen und Lehrern kaum Verbesserungen. Manche sind mit 
dieser sogar schlechter dran als vorher. (...) Aus Gewerkschaftssicht 
fast noch schlimmer ist, dass die Eingruppierung der angestellten an 
die Besoldung der verbeamteten Lehrer gekoppelt ist. Das heißt: Wenn 
Landesregierungen Verschlechterungen für Beamte beschließen, gelten 
diese automatisch auch für die Tarifbeschäftigten. Diese partielle 
Beseitigung der Tarifautonomie kann eigentlich keine Gewerkschaft 
akzeptieren. Eigentlich. Denn nun scheint die GEW-Spitze die 
»Realität« des Gutsherrentums akzeptieren zu wollen, um an anderer 
Stelle Zugeständnisse zu erhalten." Artikel von Daniel Behruzi in 
junge Welt vom 17.02.2017 (im Abo)
https://www.jungewelt.de/2017/02-17/037.php

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