Donnerstag, 16. Februar 2017

»Am Ende kommt es den Staat teurer zu stehen« Das Grundgesetz soll geändert werden, um öffentlich-private Partnerschaften selbst im Schulbetrieb zu erlauben. Ein Gespräch mit Carl Waßmuth

Gabriel gründet eine 
PPP-Kommission zur Privatisierung der Daseinsvorsorge [z.B. Autobahnen]




"Kommende Woche wird der Bundestag erstmals über ein Paket von 14 
Grundgesetzänderungen beraten. Die Maßnahmen bilden die Grundlage für 
die Schaffung einer Infrastrukturgesellschaft in Bundesregie, die 
künftig für Planung, Bau und Betrieb von Fernstraßen zuständig sein 
soll. Sie glauben, bei all dem geht es auch um eine versteckte 
Schulprivatisierung. Woran machen Sie das fest? Zunächst soll das 2006 
in die Verfassung geschriebene sogenannte Kooperationsverbot gelockert 
werden. Dieses untersagt es bisher dem Bund, substantiell und 
dauerhaft in die Schulen zu investieren. Mit dem neu zu schaffenden 
Artikel 104c soll der Bund künftig finanzschwachen Gemeinden Hilfen im 
Bereich der Bildungsinfrastruktur gewähren dürfen. In einem 
Begleitgesetz werden explizit öffentlich-private Partnerschaften, ÖPP, 
als förderfähig aufgeführt, dergestalt, dass einem privaten 
Vertragspartner eine Vorabfinanzierung bewilligt werden könne.(...) 
Einfach ausgedrückt: Der Bund winkt klammen Kommunen mit Geld, damit 
die ihre Schulen sanieren können, aber verbunden mit der klaren 
Ansage, dass sie auf die Karte ÖPP setzen sollen. Natürlich könnte man 
Schulen auch mit einer klassischen staatlichen Finanzierung 
instandsetzen, und die Möglichkeit schließt das Begleitgesetz nicht 
aus. Allerdings geht das in der Regel nicht, weil damit gegen die 
Vorgaben der Schuldenbremse verstoßen würde. Dagegen hat die 
Schuldenbremse für ÖPP-Projekte keine Gültigkeit, obwohl diese den 
Staat am Ende viel teurer zu stehen kommen..." Ralf Wurzbacher im 
Gespräch mit Carl Waßmuth bei der jungen Welt vom 13. Februar 2017 
(Carl Waßmuth ist Sprecher des Vereins »Gemeingut in Bürger¬Innenhand« 
(GiB), der sich für die Bewahrung und Demokratisierung der 
Daseinsvorsorge einsetzt und zu Folgen von Privatisierungen aufklärt)
https://www.jungewelt.de/2017/02-13/005.php

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