Mittwoch, 5. Oktober 2016

Kaiser's Tengelmann - Kampf um jeden Arbeitsplatz steht auf der Tagesordnung

                     
Kaiser's Tengelmann - Kampf um jeden Arbeitsplatz steht auf der Tagesordnung
(foto: MLPD)
05.10.16 - Seit nunmehr zwei Jahren wird um den Verkauf der Kaiser's-Tengelmann-Gruppe gefeilscht. Heute sind Betriebsversammlungen der 4.000 Kolleginnen und Kollegen in Nordrhein-Westfalen, die bei Redaktionsschluss noch nicht zu Ende waren. Woher kommt dieses lange Ringen, in dessen Rahmen sich Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel für seine Ministererlaubnis des Edeka-Tengelmann-Deals (siehe rf-news-Artikel) schon eine richterliche Ohrfeige eingeholt hat?
Eins vorab: Es geht weder Gabriel noch den Konzernchefs um die Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze der 16.000 Beschäftigten – im Gegenteil! Zu den Hintergründen heißt es in dem Buch "Götterdämmerung über der 'neuen Weltordnung'" von Stefan Engel: "In engster Wechselbeziehung mit der Neuorganisation der internationalen Produktion starteten die internationalen Monopole eine weltweite Ausbeutungsoffensive … Sie zielte auf einen allgemeinen Lohnabbau und auf die Steigerung der Arbeitsleistung der Arbeiter und Angestellten. … Der Umsatz je Arbeiter erhöhte sich in Deutschland von 1993 bis 2001 um 6,3 Prozent jährlich."¹
Auf Platz 1 der größten deutschen Lebensmittelhändler steht Edeka mit einem Bruttoumsatz von 53,28 Milliarden Euro (2015), Platz 2 belegt die Rewe-Gruppe mit 39,61 Milliarden Euro (2015) und Platz 3 geht an die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) mit 34,54 Milliarden Euro (2015). Die Tengelmann-Gruppe steht auf Platz 7 mit 7,7 Milliarden Euro (2015).
Doch es geht es ihnen heute nicht mehr nur um die Beherrschung des deutschen Markts, sondern vor allem des Weltmarkts. Lidl und Aldi haben bereits europa- und weltweit expandiert. Nun will Edeka durch den Zusammenschluss mit Kaisers's Tengelmann auf der internationalen Rangliste weiter nach vorne rücken. Kein Wunder, dass die Konkurrenten wie Rewe nicht tatenlos zuschauen und Beschwerde beim Kartellamt eingelegt haben.
Seit Jahren wird mit "Flexibilisierung" und Ausdehnung der Arbeitszeit sowie der Einstellung auf fast ausschließlich Mini-Job- und Teilzeit-Basis immer mehr Profit aus den Kolleginnen und Kollegen herausgepresst. Die Folgen für die Masse der Angestellten und ihre Familien - wie Arbeitshetze, dauerhafte schwere Erkrankungen, Auseinanderbrechen von Familien und sozialen Beziehungen - interessieren die Herren in den Chefetagen nicht. Auch wenn einige Sparten aus der Tengelmann-Gruppe wie Zalando 2015 sehr hohe Zuwachsraten erzielt haben (+34 Prozent auf knapp 3 Milliarden Euro Nettoumsatz), reicht das auf der Jagd nach Maximalprofiten heute nicht mehr.
Mit einer Zermürbungs- und Filetierungs-Taktik der Geschäftsführung sollen die Kolleginnen und Kollegen vom Kampf um ihre Arbeitsplätze abgehalten werden. Eine Betriebsrätin von Kaiser's Tengelmann sagte vor Beginn der Betriebsversammlung gegenüber dem WDR: "Wir leben jetzt schon fast zwei Jahre mit dieser Situation. Mit Höhen und Tiefen. Aber was jetzt nochmal passiert, ist ganz dramatisch – für die Kolleginnen und die Familien."
Notwendig ist dazu der Kampf um jeden Arbeitsplatz - und der kann nur auf Kosten der Profitinteressen der Konzerne erfolgreich sein. Das gilt für die Beschäftigten bei Kaiser's Tengelmann genauso wie für die bei Edeka und Rewe. Auf der Tagesordnung steht der konzernübergreifende Zusammenschluss der Belegschaften der Handelskonzerne - gerade für offensive Forderungen wie die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Dafür gilt es auch in der Gewerkschaft ver.di kämpferische Initiativen zu ergreifen.
¹ Stefan Engel: "Götterdämmerung über der 'neuen Weltordnung'", S. 240
 

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