Sonntag, 15. September 2013
Gedenktag für Verschwundene in Lateinamerika
Von Christa Rahner-Göhring
4. Sep 2013 , amerika21.de
San José. Am Internationalen Tag der Verschwundenen, dem 30. August, wurden erneut Forderungen nach Aufklärung und Strafverfolgung der Verantwortlichen laut. Die Initiative für diesen jährlich begangenen Gedenktag geht auf die Federación Latinoamericana de Asociaciones de Familiares de Detenidos-Desaparecido (FEDEFAM) zurück, eine 1981 in Costa Rica gegründete und in ganz Lateinamerika tätige Vereinigung von lokalen und überregionalen Initiativen, in denen sich vor allem Familienangehörige gegen das Verschwindenlassen und die Straflosigkeit einsetzen.
"Verhaftet – verschleppt – verschwunden" – das war eine der effektivsten und perfidesten Methoden der autoritären Regierungen in den Amerikas in den 70er und 80er Jahren, echte oder vermeintliche Oppositionelle und Andersdenkende zu beseitigen. Nach offiziellen Angaben der Vereinten Nationen ist bis heute das Schicksal und der Verbleib von Tausenden von Verschwundenen ungeklärt.
Auch aktuell gibt es eine Vielzahl von Verschwundenen in mehreren lateinamerikanischen Staaten, ohne dass von Regierungsseite Maßnahmen zur Aufklärung, Strafverfolgung und Verhinderung weiterer Fälle getroffen werden .
Allein in Mexiko sind in der Zeit zwischen 2006 und 2012 mehr als 26.000 Menschen verschwunden. Fast keiner der Fälle wurde aufgeklärt. Dadurch gibt es auch keine konkreten Zahlen, für wieviele der Fälle staatliche Organe verantwortlich waren. Die Behörden schieben die Schuld bevorzugt auf kriminelle Banden und ignorieren ihre direkte Verantwortung für Aufklärung und Strafverfolgung der Täter. Oft sind die Familienangehörigen auf eigene Recherchen unter großen persönlichen Risiken angewiesen. In Nuevo Laredo sind zum Beispiel zwischen dem 29. Juli und 3. August 2013 vier Personen verschwunden, nachdem sie von Marinesoldaten in verschiedenen Stützpunkten der Stadt festgehalten worden waren. Obwohl es Augenzeugen für die Verhaftungen durch Marinesoldaten gibt, bestreitet die Marine jegliche Verantwortung und auch die Regierung unternahm bisher nichts zur Aufklärung des Sachverhaltes.
In Kolumbien galten im Jahr 2012 über 190 Menschen als verschwunden. Wie in früheren Jahren wurden vor allem Paramilitärs und Sicherheitskräfte dafür verantwortlich gemacht. Rechtliche Konsequenzen hatte dies für die Täter nur sehr selten. Durch in jüngster Zeit erfolgte Änderungen in der Militärgesetzgebung gestaltet sich die Strafverfolgung bei Menschenrechtsverletzungen sogar noch schwieriger als zuvor.
Auch in anderen Ländern Lateinamerikas gibt es immer wieder Einzelfälle von Verschwundenen, wie zum Beispiel in Brasilien oder in der Dominikanischen Republik, die nicht geklärt werden.
URL: https://amerika21.de/2013/09/86554/verschwundene-amerikas
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