Sonntag, 29. September 2013
Anti-Knast-Tage 2013 15. – 17. November / Bielefeld
Die Angst vor den fürchterlichen Konsequenzen, dem Knast,
hält den Hass auf die Barbarei in Gewaltfantasien gefangen.
Der Knast ist eines der schärfsten Instrumente, die der Staat in seinem Arsenal gegen all jene bereit hält, die sich nicht an seine Regeln halten oder diese bewusst brechen.
Wer einen Blick hinter die Gefängnismauern wirft, sieht wie Fremdbestimmung, Isolation, Monotonie, schleppende Routine und Langeweile, den Alltag der Gefangenen prägen. Damit wird versucht, die inhaftierten Menschen zu brechen, wieder auf Linie zu bringen, was offiziell Resozialisierung genannt wird. Das bedeutet im Klartext, Menschen so zu bearbeiten, dass sie wieder ein funktionierender Teil der Gesellschaft werden und auf dem Arbeitsmarkt ausgebeutet werden können. Resozialisierung heißt aber auch mit Gewalt, mit physischer und psychischer Folter, gegen jene, die sich auch im Knast nichts vorschreiben lassen, vorzugehen.
Wer nach Jahren im Gefängnis dann immer noch nicht dem gewünschten Bild entspricht und sich wehrt, kann, wenn im Urteil ein entsprechender Vorbehalt formuliert ist, von anschließender Sicherungsverwahrung (SV) bedroht sein. In dieser können Menschen auf Ewig hinter Stahl und Beton verwahrt werden; zum vermeintlichen Schutz der Gesellschaft.
Der Knast wirkt abschreckend und einschüchternd. Wie das Schwert Damokles’ hängt er stets über jeder_jedem Einzelnen und sitzt dir im Hinterkopf, wenn du für Essen nicht bezahlst, im Supermarkt Sachen einsteckst, wenn du ohne Ticket fährst, wenn du ohne Steuern zu zahlen einer Arbeit nachgehst, wenn du Dinge auf illegalisierte Weise über Ländergrenzen transportierst… sei es, dass du durch deine Situation dazu gezwungen bist, weil du kein Geld hast oder dich einfach dafür entscheidest.
Im Besonderen sind von Knast Menschen betroffen, die nicht die „passenden“ Ausweispapiere besitzen. Wer beispielsweise in der BRD ohne „legalen“ Aufenthaltsstatus aufgegriffen wird, kann vor der Abschiebung in ein anderes Land, Wochen oder Monate in einen Abschiebeknast gesperrt werden.
Nicht zu Letzt sollten wir uns als Anarchist_innen / Linksradikale mit dem Knast auseinandersetzen. Sind wir doch von ihm akut bedroht, sollten wir bei illegalen Aktionen oder auf Demos festgenommen werden oder sei es, dass wir in das Raster aktueller Konstrukte in Ermittlungsverfahren passen.
Die Angst gepackt und am Ende eingesperrt zu werden, soll dazu führen, dass die vorherrschenden Regeln und Gesetze eingehalten werden; soll damit eben Denken außerhalb dieser direkt vermeiden.
Somit dient der Knast der Herrschaftssicherung, der Kontrolle und Befriedung, der präventiven Aufstandsbekämpfung, denn er lässt unmöglich erscheinen, was unumgänglich, was unbedingt nötig ist. Der Verweigerung, dem Bruch mit dem System, seinen Regeln und Gesetzen.
Darum beschäftigt uns das Thema Knast nicht aufgrund des Wunsches nach Verbesserung bestimmter Missstände in gewissen Knästen – ohne Frage sind diese zwar zahlreich, doch kann die Reform nicht unser Ziel sein. Knast ist ein zentraler Aspekt zur Wahrung der bestehenden Verhältnisse. Verhältnisse, die geprägt sind von Macht, Herrschaft und Unterdrückung. Wo Konsum als Glück und Vereinzelung als individuelle Freiheit definiert wird. Wo der Verkauf der eigenen Arbeitskraft nicht weg zu denken ist und wo alle die davon abweichen und die Welt um sich herum in Frage stellen und nicht tatenlos hinnehmen, mit Repression zu rechnen haben.
Wenn wir mit diesen Werten brechen und die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse auf den Kopf stellen wollen, wenn uns der Kampf um Freiheit und um eine herrschaftsfreie Gesellschaft ernst ist, wenn wir aus dem heraus den Kapitalismus und das Patriarchat angehen wollen, dann muss auch das Gefängnis, als ein wesentlicher Bestandteil der herrschenden Ordnung und seiner Systematik der Unterdrückung und Erniedrigung, von uns als solcher begriffen und konsequent verneint werden.
Welche weiteren Aspekte hat das Knastsystem?
Wer profitiert vom Knast?
Was können wir tun? Und was sind unsere Ansätze gegen dieses System des Wegsperrens?
Diese und andere Fragen sollen auf den Anti-Knast-Tagen diskutiert werden. Darum laden wir euch ein am Wochenende vom 15. – 17.11. in das AJZ nach Bielefeld zu den Anti-Knast-Tagen 2013 zu kommen.
Veranstaltungsort ist das AJZ (Heeper Str. 132, 33607 Bielefeld)
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