Sonntag, 15. September 2013

Duisburg: Großeinkaufszentrum vor endgültigem Aus?

Von Markus Bernhardt Quelle: jungeWelt vom 12.09.2013 Duisburger Bürgerinitiative hat Informationen zur Zahlungsunfähigkeit des Investors Siehe auch: Duisburg: Das Bündnis von Heuschrecken, Immobilenhaien und Kommunalpolitikern – Bewohner der Siedlung Zinkhüttenplatz wehren sich gegen den Abriss, von Gerd Höhne mehrDie Skandalserie um den geplanten Bau eines »Factory Outlet Centers« (FOC) in Duisburg reißt nicht ab. Eine Allparteienkoalition – einschließlich der sechsköpfigen Linksfraktion – hatte sich 2011 im Stadtrat bei nur einer Gegenstimme für den Bau des Großeinkaufszentrums starkgemacht. Die Eröffnung des FOC, das mit über 25000 Quadratmetern und 200 Geschäften das zweitgrößte Einkaufszentrum in ganz Europa werden und insgesamt 125 Millionen Euro kosten soll, war ursprünglich für November dieses Jahres vorgesehen. Der umstrittene Mammutbau, für den die gesamte Duisburger »Zinkhüttensiedlung« mit insgesamt über 400 Wohnungen abgerissen werden müßte (jW berichtete), hat jedoch bis heute nicht begonnen. Nun könnte das vorzeitige Aus des höchst umstrittenen Prestigeprojektes bevorstehen. So deckte die »Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz«, die sich gegen den Abriß der Siedlung engagiert, auf, daß der FOC-Investor Rogerius Sevenheck offensichtlich massive Schulden hat und kaum in der Lage sein dürfte, die horrenden Summen für den Bau des Einkaufszentrums aufzubringen. jW liegen Informationen aus dem Schuldnerregister der Wirtschaftsauskunftei »Creditreform« vor, und zwar ein internes Dokument mit zwei Einträgen über eine Firma, deren Geschäftsführer der besagte Investor ist. In dem Papier sind zwei »Haftanordnungen« angeführt, die im März und Juni dieses Jahres jeweils vom Amtsgericht Düsseldorf erlassen worden sind. Sevenhecks sogenannter Bonitätsindex liegt im übrigen ausweislich des Dokuments bei 600 Punkten und damit der schlechtesten Einstufung, die bei »Creditreform« überhaupt möglich ist. Die Stadt Duisburg vernachlässigte in ihrer Jagd nach Mehreinnahmen »sträflichst ihre orginären Aufgaben. Überläßt sie sich doch ohne genau zu prüfen einem Investor, der sich für uns nun als Hochstapler entpuppt hat«, kommentierte Sylvia Brennemann, Sprecherin der »BI Zinkhüttenplatz«, die Informationen über die offensichtlich nicht vorhandene Zahlungsfähigkeit des Investors. Am Mittwoch berichtete Brennemann auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz außerdem, daß die Stadt Duisburg der Bürgerinitiative die Einsicht in insgesamt 52 Stellungnahmen der »Träger öffentlicher Belange« verweigert, die im Rahmen des laufenden Bauleitverfahrens in Sachen FOC zuvor von der Verwaltung eingeholt worden waren. Dies, obwohl die Stadt nach dem Informationfreiheitsgesetz und der Gemeindeordnung verpflichtet ist, Interessierten die Einsichtnahme in die Unterlagen zu ermöglichen. Die Bürgerinitiative hat nun Klage vor dem zuständigen Verwaltungsgericht gegen die Stadt Duisburg eingereicht. Nur durch Zufall war es Mitgliedern der Gruppierung gelungen, eine der 52 Stellungnahmen auf Umwegen zu erhalten. Diese stammt von der »Grillo«-Werk Aktiengesellschaft, einem Unternehmen der Metall- und Chemieindustrie, und ist auf den 6. Juni 2013 datiert. In dem an den Duisburger Stadtbaudezernten Carsten Tum (SPD) gerichteten Schreiben, welches dieser Zeitung ebenfalls vorliegt, moniert »Grillo«-Vorstand Dr. Carsten Ohm, daß in Sachen FOC-Bau ein »erheblicher Überarbeitungs- und Korrekturbedarf« bestehe. »Wir wollen nicht verhehlen, daß wir von der Unzulänglichkeit vieler Gutachten doch sehr unangenehm überrascht gewesen sind. Auf dieser Basis läßt sich eine abwägungsfehlerfreie und rechtssichere Bauleitplanung nicht durchführen«, konstatiert Ohm in der an den SPD-Politiker gerichteten Stellungnahme weiter. Das in unmittelbarer Nähe zum für das FOC vorgesehene Baugrundstück gelegene »Grillo«-Werk verfügt über einen sogenannten Bestandsschutz und durchgängig genehmigte Anlagen. Der Abstand zwischen dem Chemieunternehmen und dem geplanten Einkaufszentrum muß laut Bezirksregierung aus Sicherheitsgründen mindestens 826 Meter betragen, was nach derzeitigen Planungen nicht der Fall ist. Dennoch läuft das Bauleitverfahren der Stadt Duisburg weiter. Markus Bernhardt

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