Mittwoch, 19. September 2012
„WIR LEHNEN ES AB, FÜR EURE KRISE ZU ZAHLEN“
Der antiimperialistische Widerstand der Völker in der EU
von Jens-Torsten Bohlke
Brüssel, 16. September 2012. (Kommunisten-online 18. September 2012) – Daß die EU weit entfernt davon ist, die bürgerlichen Nationalstaaten Europas zu einen, wird von der völlig uneinheitlichen gesellschaftlichen Entwicklung der einzelnen Mitgliedsländer der EU offenbart. Der Kommunistischen Partei Griechenlands ist zuzustimmen, daß die EU wie die NATO vom Wesen her ein aggressives imperialistisches Räuberbündnis darstellt, welches allein die Klasseninteressen des Finanzkapitals vertritt und damit nur gegen die Klasseninteressen der Arbeiterklasse stehen kann.
Das Finanzkapital ist der Hauptgegner der Arbeiterklasse im imperialistischen Zeitalter, in welchem wir leben. Auch das Finanzkapital findet in der EU oder NATO nicht zu einer fest geschmiedeten Einheit zwischen all den Kapitalisten-Clans, die dieses Finanzkapital bilden. Es ist lediglich fähig, ein strategisches Bündnis dann zu bilden, wenn es um das Niederhalten und Unterdrücken einer aufbegehrenden Arbeiter- und Volksbewegung geht. Mindestens gleichwertig ist den Finanzkapitalisten jedoch ihr Anteil an den Rohstoff- und Absatzmärkten im Weltmaßstab, was zu ständigem harten Konkurrenzkampf zwischen ihnen führt.
Wladimir Iljitsch Lenin verfasste zu dieser Thematik die wegweisende und sehr verständlich geschriebene Schrift „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, in welcher er die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung nachwies, aus welchen sich die Widersprüche im Imperialismus herleiten:
- der antagonistische Grundwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit, welcher zum gesetzmäßig und objektiv vorhandenen Klassenkampf zwischen der Arbeiterklasse und der Bourgeoisie führt;
- die vorübergehend durch taktische Bündnisse überbrückbaren Widersprüche zwischen den verschiedenen Fraktionen des Finanzkapitals, welche sich einen erbarmungslosen Vernichtungskampf um die Beherrschung der weltweiten Rohstoff- und Absatzmärkte liefern;
- der Hauptwiderspruch zwischen den Ausbeuterinteressen des Finanzkapitals und den um ihre nationale und soziale Befreiung ringenden Völkern in den kolonialen und halbkolonialen Gebieten der gesellschaftlich rückständigen und abhängigen Teile der Welt.
Wird also von einer „EU der Bürger“ gesprochen, so handelt es sich um eine faustdicke Lüge. Wird von einer Möglichkeit der „Demokratisierung der EU“ gesprochen, so handelt es sich ebenfalls um eine faustdicke Lüge. Wird gar von einer EU als treibende Kraft des gesellschaftlichen Fortschritts gesprochen, so handelt es sich schon um eine pervers zu nennende Lüge.
Warum pervers? Weil die Fakten zeigen, daß die NATO und EU imperialistische Kriege führen und den länderübergreifenden Einsatz von Militär für den Fall von Arbeiter- und Volksaufständen längst eingeübt haben. EU und NATO sind vom Wesen her nichts weiter als aggressive imperialistische Räuberbündnisse.
Wie aber steht es um den breiten Widerstandskampf der Völker in der EU gegen diese imperialistischen Blöcke und die imperialistischen Regime in den einzelnen Ländern? Dazu einige Beispiele.
DEUTSCHLAND IN FRIEDHOFSRUHE WIE ZU HEINRICH HEINES ZEITEN
Innerhalb der EU verharren längst nicht alle Arbeiter- und Volksbewegungen dermaßen in Fatalismus und Selbstaufgabe wie in Deutschland, dessen imperialistische Strategen seit Jahrzehnten alles dransetzen, damit die gesamte EU bedingungslos auf der Grundlage von erpresserischen Knebelverträgen nach ganz allein ihrer Pfeife tanzt. Daß für die Arbeiter- und Volksbewegung tödlich erstarrend wirkende ideologische Gift des Nationalismus wirkt sich innerhalb der EU nirgendwo verheerender aus als in Deutschland. Es wirkt paradox und pervers, wie trotz rasch um sich greifender Massenverelendung durch allerorts durchgesetzte Hungerlöhne eine rammdösig gewordene Mehrheit des deutschen Volkes immer noch meint, daß es den Menschen in Deutschland derzeit besser als irgendwo sonst auf der Welt gehen würde.
Welches Charisma hat denn bitte die monoton ihre Phrasen dreschende Tantenfigur Angela Merkel, jenes jüngelhaft-yuppiemäßig sich benehmende Kasperle Guido Westerwelle, der alte auf bayerisch-grobschlächtig mimende verlogene Rosstäuscher Seehofer, die aufgeblasen geifernde und langweilende Claudia Roth neben dem neoliberalen Klugschwätzer Cem Özdemir oder jene ebenfalls nur aufgesetzt wirkende Beliebigkeitsgeiferin Katja Kipping neben dem Hinterbänkler Riexinger? Welche dieser Schießbudenfiguren taugt überhaupt zum „Volkstribun“? Dazu, eine Stimme aus dem Volk zumindest zu verkörpern?
Einerseits vermag die bürgerliche Ordnung mit ihrem demokratisch sehr dürftig verbrämten politischen Obrigkeitssystem in Deutschland nur noch bestenfalls 60% der wahlberechtigten Bürger an sich zu binden. Andererseits lassen sich jene „den politischen Zirkus ablehnenden“ immerhin mindestens 40% starken Teile der Volksmassen einfach nur widerstandslos von denen regieren, die sie ablehnen. Ist dies kein klaffender objektiv vorhandener Widerspruch? Wo ist die Partei, die gesellschaftliche Kraft, die die 40% von der Parteienlandschaft Deutschlands heute losgelösten Teile der Volksmassen auffängt, ihnen Stimme und Organisiertheit verleiht?
Stattdessen gibt es ein Stillhalten dieser Dutzende Millionen Menschen umfassenden Teile des Volkes, welches völlig irrational ist. Sind sie wirklich dermaßen tief beeindruckt von den oben ansatzweise in ihrer Erbärmlichkeit beschriebenen Galionsfiguren, welche das Finanzkapital ihnen da derzeit vorsetzt?
Einst war das deutsche Volk ein Volk der Dichter und Denker, eines Goethe und Schiller, eines Karl Marx und Friedrich Engels, eines Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, eines Ernst Thälmann und Bert Brecht, Kein anderes Volk in Europa steht heute geistig so verarmt da wie das deutsche Volk, wenn wir mal darauf schauen, von welchen Figuren es sich in diesen Jahren führen lässt, und was es selbst an Volkstribunen diesen Figuren entgegenzusetzen hat. Bis auf Schattenboxern in Gestalt so vergänglicher Scharlatane wie jene mal eben aus Hüten gezauberten im Gewande junger und gar unschuldiger „Wilder“ mit Laptops daherkommenden kleinbürgerlich-karrieristischen „Piraten“ ist weit und breit auf der politischen Bühne Deutschlands nichts wahrzunehmen.
Das mutet an, als ob jemand am selbstgeschaufelten Grab steht und darauf wartet, daß er endlich stirbt und dann hineinfällt ... das ist schlicht nur noch grotesk und kläglich. Meinen die Krause und Müller wirklich, daß am deutschen Wesen die Welt genesen sollte? Was wird wohl erst noch geschehen müssen, damit die Grenze der Zumutbarkeiten auch für die Meier, Müller, Krause erreicht ist.... Reicht es wirklich, auf das Bundesverfassungsgericht in einem Land zu vertrauen, über dessen Grundgesetz kein Volk jemals abgestimmt hat? Welch ein Hohn!
MASSENDEMONSTRATIONEN IN ETLICHEN TEILEN DER EU
In schärfstem Kontrast zur Untätigkeit und Schicksalsergebenheit der Volksmassen in Deutschland und Skandinavien steht die Entwicklung in Ländern wie Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Rumänien, Großbritannien, Irland, Frankreich, Belgien ... aber auch in Rumänien, auf dem Balkan usw. Unübersehbar wehren sich die breiten Volksmassen in diesen Ländern gegen den umfassenden Angriff des Finanzkapitals auf ihr Recht auf Arbeit, Lohn, Rente, gesundheitliche Betreuung, Bildung.
Hier einige Beispiele zu den derzeitigen Massenprotesten in der EU:
- Portugal
- Spanien, Spanien und Spanien
- Italien. Italien
-Rumänien:, Rumänien, Rumänien
- Litauen
- Irland:
- Frankreich:
- Belgien, Belgien
Am letzten Samstag im September gibt es in Brüssel Polaert-Platz einen Aktionstag der Gewerkschaften für Wohlstand des Volkes und gegen Armut.
WARUM IST DIE VOLKSBEWEGUNG IN GRIECHENLAND SO STARK?
An der Spitze der europäischen Völker im antiimperialistischen Widerstand steht derzeit sicherlich das griechische Volk. Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) genießt ein stabiles Ansehen im griechischen Volk, welches sie sich als führende Kraft des Partisanenkampfes gegen die hitlerfaschistischen Besatzungstruppen sowie später im illegalen Widerstand gegen die reaktionäre Militärdiktatur hart errungen hat. An der Spitze der KKE stehen konsequente Marxisten-Leninisten, welchen gelungen ist, die Einflussnahme revisionistischer und opportunistischer Kräfte erfolgreich abzuwehren.
Die KKE gibt der Arbeiterklasse und dem arbeitenden Volk in Griechenland ständig eine Richtung und stellt dadurch sicher, daß ein zielgerichteter antiimperialistischer Kampf für die Volksbewegung in Griechenland möglich geworden ist. Neben ihren großartigen Verdiensten in der alltäglichen politischen Massenarbeit zur Hebung des gesellschaftlichen Massenbewusstseins auf dem Fundament der Leninschen Revolutionstheorie leistet die KKE auch Beispielgebendes beim Organisieren der aufbegehrenden Arbeiter- und Volksbewegung. Die KKE beeinflusst in hohem Maß die rasant erfolgte Entwicklung der klassenkämpferisch ausgerichteten Gewerkschaftsdachorganisation PAME.
Die griechischen Kommunisten sehen ihre vordringliche Aufgabe in der Festigung ihrer Verankerung in der Arbeiterklasse, und zwar ganz konkret vor Ort in den Arbeitsstellen und in den Wohngebieten. Sie organisieren das Volk, sie heben sein Bewusstsein durch das Aufklären über den revolutionären Ausweg aus der Krise durch den organisierten Kampf für den Sturz der bürgerlichen Ordnung und die Errichtung der Macht in den Händen des arbeitenden Volkes. Dabei verweisen die griechischen Kommunisten auf die historischen Kampftraditionen und -erfahrungen der revolutionären Arbeiterbewegung seit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 1917, durch welche die organisierten und bewaffneten Arbeiter und Bauern unter der Führung der Bolschewiki, der kommunistischen Partei, erstmals in der Geschichte der Menschheit die politische und wirtschaftliche Macht in ihre eigenen Hände nahmen und die kapitalistische Ausbeuterordnung mit allen feudalen Überresten beseitigten und zerschlugen.
Die KKE vertritt unerschütterlich die Ideale des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft im Gefolge jenes Roten Oktobers. Sie beruft sich zu recht auf die großartigen sozialen Errungenschaften in Ländern wie der UDSSR, der DDR, der CSSR, Kuba usw.
Lohnt es sich im massenhaft verelenden Griechenland heutzutage nicht, für den Sturz des krisengeschüttelten bürgerlichen Systems und sein Ersetzen durch eine sozialistische Ordnung der Vollbeschäftigung mit gesicherten sozialen Menschenrechten für alle zu kämpfen? Die klare marxistisch-leninistische Richtschnur der griechischen Kommunisten kann nur weiterhin immer mehr Arbeitern, Bauern und Selbständigen in Griechenland die Augen öffnen und sie für den revolutionären antiimperialistisch-demokratischen Kampf gewinnen, welcher bereits in heftigen gut organisierten Streikwellen auf betrieblichen, regionalen und der Ebene landesweiter Generalstreiks geführt wird. Von der Akropolis aus ruft seit etlichen Monaten die antiimperialistische Volksbewegung Griechenlands die Völker Europas zum Aufstand gegen die Herrschenden auf.
MASSENDEMONSTRATIONEN EMPÖRTER MENSCHEN VIELERORTS
Portugal, Spanien und Italien erleben in diesen Monaten Massenproteste, wie es sie in diesen Ländern jahrzehntelang nicht mehr gegeben hatte. Die arbeitslos gewordenen oder mit bis auf Hungerniveau gesenkten Löhnen oft nur noch prekär beschäftigten Menschen gehen in einer überwältigenden Mehrheit der Länder der EU derzeit immer wieder massenhaft auf die Straße, um von den Herrschenden ihre sozialen Rechte einzufordern und ihre Empörung über die Streichkonzerte bei den Sozialmaßnahmen auszudrücken. Die kommunistische Bewegung in diesen Ländern ist jedoch gespalten und vielerorts arg zersplittert und dadurch dermaßen geschwächt, daß im Unterschied zu Griechenland die Kommunisten außerstande sind, eine grundlegende Rolle beim Organisieren des antiimperialistischen Kampfes der Volksmassen zu spielen. Die Arbeiter- und Volksbewegung in diesen Ländern bleibt daher zumeist auf den bürgerlich-demokratischen Rahmen beschränkt und wird ständig von Scharlatanen und gedungenen Provokateuren mit weitaus mehr Erfolg als in Griechenland irregeleitet, um jede revolutionäre Vertiefung um jeden Preis zu verhindern und die gerechtfertigte Wut und Empörung als solche einfach nur verpuffen zu lassen sowie letztlich dieses „Dampfablassen“ einfach in Resignation und Fatalismus einmünden zu lassen. Damit wäre dann die aufbegehrende Volksbewegung letztlich aufgefangen und zerschlagen, wie es das Ziel des Finanzkapitals und seiner politischen Lakaien ist.
DAS DILEMMA, IN WELCHEM DIE EU ALS RÄUBERBÜNDNIS STECKT
Das global agierende Finanzkapital ist mit seinem finanzpolitischen Druckinstrument IWF in den letzten Tagen zum Taktieren übergegangen. Dafür gibt es Gründe.
Die starre Verordnung drastischer monetaristischer Haushaltskürzungen im Sozialbereich ließ sich von 2008 bis vor kurzem aus Sicht der Strategen des Imperialismus durchhalten, auch wenn dieser Sozialkahlschlag in einigen Ländern schon seit Jahrzehnten scheibchenweise vorangetrieben worden ist.
Mittlerweile jedoch ist die politische Massenaktivität der Volksmassen in weiten Teilen der EU dermaßen angewachsen, daß die Gefahr eines Zerbrechens dieses imperialistischen Räuberbündnisses die Gemüter der Finanzkapitalisten und ihrer politischen Statthalter unvermeidlich und zunehmend beschäftigt. Das technische Bindeglied innerhalb der EU ist nun mal die Währungsunion mit dem Euro anstelle der durch ihn abgelösten nationalen Währungen. Die Fraktionen des Finanzkapitals manövrieren in schwerem Fahrwasser angesichts der anschwellenden Wellen von Demonstrationen und Streiks in immer mehr Mitgliedsländern der EU, so daß nun auf ein Mal doch die Notenpressen auch für ein paar kleine soziale Zugeständnisse an das Volk etwas auf Touren gebracht werden könnten. Bei „Sozialpaketen“ wird es nie um Ausmaße wie bei den „Bankenrettungspaketen“ oder den Ausgaben für den imperialistischen Raubkrieg gehen.
Ihr eigenes bisheriges Herrschaftssystem wollen die Finanzkapitalisten der EU keinesfalls gefährden, darum geht es ihnen in Sachen sozialen Manövrierens. Auch bedarf es aus ihrer Sicht der „inneren Stabilität“, um beim Konkurrenzkampf um Rohstoff- und Absatzmärkte in Nordafrika und Mittelasien den anderen imperialistischen Mächten und Machtblöcken Paroli zu bieten.
Mit erneut Putin als Russlands politischem Hauptstrategen deutet sich bereits an, daß der imperialistische Krieg um die Aufteilung der Weltmärkte sich in Syrien und Iran „ohne Aussicht auf Erfolg“ (aus Sicht etlicher Imperialisten in der EU) festfährt, während sich China und Russland in taktischen Bündnissen annähern und durch stärkere Handelsbeziehungen mit Japan und einigen asiatischen Ländern im Rahmen der Shanghaier Organisation in der EU keinen vorrangigen oder erstrangigen Wirtschaftspartner mehr sehen, von dem sie abhängig gemacht werden könnten.
Der „Raketenschild“ des US-Imperialismus in seiner Ausdehnung in EU-Länder wie Polen und Tschechien mit völliger Duldung bis aktiver Unterstützung durch die NATO- und EU-Mitgliedsländer wird von Putin unmissverständlich ernst genommen, denn die strategische Zielrichtung dieser US-amerikanischen Atomwaffen auf Russland und China ist schlicht unübersehbar und somit eine den Weltfrieden atomar bedrohende Tatsache.
Die EU und die NATO stecken da in einem akuten Dilemma, sich einerseits in für die beteiligten Staatshaushalte durchaus kostspielige imperialistische Raubkriege verstrickt zu haben, um ihren „Bündnisverpflichtungen“ gegenüber den USA und Israel gerecht zu werden, und andererseits nun die Krisenfolgen angesichts des angeschwollenen Massenwiderstandes der Völker in der EU nicht mehr wie bisher durch Abwälzen aller Lasten auf die arbeitenden Volksmassen bewältigen zu können. Dreht Russland dann noch zu einem guten Teil den Erdgashahn und die Erdölversorgung für die EU ab, weil bessere Geschäfte mit China und Japan dies ohne Verluste für Russland ermöglichen, dann könnte sich das Kräfteverhältnis im Konkurrenzkampf zwischen den imperialistischen Großmächten zuungunsten der EU entwickeln, was sicherlich schon heute gewisse Strategen des Finanzkapitals sehr beunruhigen muß.
Wir erleben tagtäglich aufgeregtere Diskussionen in den bürgerlichen Salons über die Frage, wie es mit der EU und der Eurozone eigentlich weitergehen soll. Dies deutet sehr darauf hin, daß jenen Großkopfeten sehr klar geworden ist, daß es nicht einfach damit getan ist, es so weiterlaufen zu lassen wie bisher. Wie würden wohl die Müller, Meier und Krause reagieren, wenn die Preise für Kraft- und Brennstoffe sich mal eben verdoppeln, weil ... ja weil Putin nicht einsieht, mit bezahlbaren und für die EU-Großkopfeten „profitablen und sozialverträglichen“ Rohstoffpreisen bei Erdöl und Erdgas deren imperialistische Kriege nahe der Grenzen Russlands sowie deren Duldung der Stationierung von US-amerikanischen Atomwaffen vor den Toren Moskaus auf EU-Territorien mitzuzahlen?
DIE AUFGABEN DER VOLKSBEWEGUNGEN IN DER EU
Für die antiimperialistische Volksbewegung in der EU ergibt sich, daß ihr Kampf für die sozialen Grundrechte des Volkes mit dem Kampf für den Austritt der Länder aus der EU und NATO verknüpft werden muß, damit jedes Volk letztlich seinen Entwicklungsweg selbst bestimmen kann. Die sogenannten Empörten empören sich lediglich über das, was infolge der imperialistischen Krisenbewältigung durch die Regierenden seit 2008 in Form von Sozialkahlschlägen über sie hereingebrochen ist. Es kann nicht und es darf nicht übersehen werden, daß es vor 2008 bereits kapitalistische Weltwirtschaftskrisen mit so schlimmen Folgen wie dem imperialistischen Weltkrieg gegeben hat. Empörung und Wut zu zeigen, reicht nicht aus, um solche sozialen Übel wie Massenarbeitslosigkeit, Massenarmut, Vorenthalten gesundheitlicher Leistungen und kostenloser Bildung, um Hunger und Durst der halben Menschheit endlich zu überwinden, auch wenn dadurch der Immoblienbesitzer in seiner Villa nicht mehr allein von seinen Mieteinnahmen leben kann, sondern wie andere Menschen wird arbeiten gehen müssen.
Wir Kommunisten müssen diesen zu recht aufgebrachten Menschen helfen zu erkennen, daß die bürgerliche Ordnung am Ende ist und keinem Volk mehr eine Zukunft in Frieden und Wohlstand zu gewährleisten vermag, so daß es um den Sturz der bürgerlichen Ordnung und die Befreiung von der Macht der Monopole und des Finanzkapitals gehen muß.
Dieser grundlegend antiimperialistische Kampf ist nichts weiter als Klassenkampf und bedarf der Anwendung von Kampfformen in ihrer Vielfalt und Verhältnismäßigkeit entsprechend den Bedingungen, unter welchen sich der Klassenkampf abspielt. Gegen US-amerikanische oder israelische Drohnen haben bisher nirgendwo Blumen oder Gebete geholfen, jedoch wurden solche ferngesteuerten Mordmaschinen schon mal abgeschossen, selbstverständlich mit Waffengewalt. Andererseits zeigen Entwicklungen auf Kriegsschauplätzen wie Afghanistan und Irak, daß sich nicht selten von US-Instrukteuren und bundesdeutschen Ausbildern trainierte Sicherheitskräfte in Mannschaftsstärken auf die Seite der Opfer der imperialistischen Kriegsverbrechen im eigenen Volk stellen und dann die Gewehrläufe gegen die Besatzungsmächte richten. Aus all diesen Erfahrungen gilt es zu lernen, um die derzeit vor uns stehenden Herausforderungen im antiimperialistischen Kampf der Völker auch in der EU zu meistern.
WAS TUN IN DEUTSCHLAND HEUTE?
Der Anfang jedoch muß von jedermann selbst im eigenen Umfeld gemacht werden. Die Auffassung „ich kann sowieso nichts tun“ ist einfach grundfalsch. Selbst der 90 Jahre alte Kleinrentner tut etwas Gutes, wenn er sich eine kommunistische Zeitung hält, wenn er beispielsweise für die KKE oder PAME mal einen Unterstützungsbeitrag spendet bzw. als Geschenk überweist, seine Erfahrungen und Werte an seine Kinder und Enkel weitergibt und bei Gelegenheit mit Nachbarn und Bekannten politisch diskutiert, um ihnen die Augen zu öffnen. Arbeitende Menschen sollten sich nicht scheuen, mit Kollegen ins Gespräch zu kommen. Arbeitslose Menschen können in der Nachbarschaft Netzwerke aufbauen und Kontakte knüpfen sowie ihre viele freie Zeit für politische Massenarbeit einsetzen. Mancher Stammtisch kommt ganz privat in privaten Wohnungen und an den Arbeitsplätzen zustande. Wir Kommunisten nennen dies seit Lenins Zeiten die Bildung von Zellen und Zirkeln vor Ort, um Keimzellen für die Entwicklung der revolutionären Massenbewegung zu schaffen.
Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an solche Traditionen der Arbeiterbewegung in vielen Ländern wie die Arbeiterwandergruppen, die Arbeiterturnvereine und die Bildungszirkel. Das sind einfache Strukturen, die jedermann bewerkstelligen kann. Ohne Anfang wird sich nichts entwickeln. Wer nur allein im stillen Kämmerchen sitzt und dies und jenes aus diesen und jenen Medien zur Kenntnis nimmt, versauert vor sich hin. Einzelne Finger sind schwach und können gebrochen werden. Stehen sie dagegen zusammen als Faust, dann sind sie viel stärker. Das vereinte Volk ist unbesiegbar! Und wer denkt, kann doch stets auch seinen Gedanken Taten folgen lassen.
Tatsache ist, daß niemand sich damit abfinden muß, für die Krisenzeche mit aufzukommen. Ein Blick in die alltägliche Nachbarschaft reicht aus um festzustellen, daß es sehr viele Krisenopfer gibt, die sich danach sehnen, aus der persönlichen Krisensituation rauszukommen.
Noch immer setzen viele Menschen dabei auf eine individuelle Lösung, wollen sich „irgendwie durchschlagen“, konkurrieren untereinander mit immer härteren und skrupelloseren Mitteln um die letzten Jobs und Aufstiegsmöglichkeiten. Bei all dem sind es letztlich immer weniger dieser Menschen, die durch brutaleren Ellbogeneinsatz ihr individuell gesetztes Ziel, den ersehnten Job oder den besseren Posten, erreichen. Miteinander (statt gegeneinander) lebt es sich letztlich besser, sowohl unter Nachbarn als auch unter Kollegen oder Betroffenen. Die konkurrierenden Kapitalisten sind zum Konkurrenzkampf bei Strafe ihres Untergangs verdammt. Dieser kapitalistische Konkurrenzkampf führt auch bei Arbeitern und Menschen aus dem arbeitenden Volk zu Konkurrenzsituationen, wenn es um Jobs und bessere Jobs geht.
Im Grunde jedoch ist dies eine Perversion aus der Tatsache, daß uns arbeitenden Menschen das grundlegende Menschenrecht auf Arbeit vorenthalten wird. Statt zu versuchen, daß es sich jeder einzelne von uns in dieser ungerechten Klassen- und Ausbeutergesellschaft irgendwie lebensfähig einrichtet, sind wir weitaus besser beraten, wenn wir uns organisieren und durch unseren organisierten Kampf diese bürgerliche Ordnung stürzen, um mit dem Aufbau des Sozialismus neben einem Leben in Frieden auch die sozialen Menschenrechte für alle durchzusetzen. Vollbeschäftigung mit gutem Lohn und solidem Lebensstandard war 40 Jahre lang auf deutschem Boden in der DDR kein Traum, sondern gelebte Wirklichkeit. Wer also meint, eine sozialistische Gesellschaft wird immer Illusion bleiben, der nimmt mal eben 40 Jahre Geschichte zwischen Oder und Elbe, Ostsee und Elbsandsteingebirge nicht zur Kenntnis. Er vergisst auch die fünfstellige Zahl von kubanischen medizinischen Fachkräften in Notregionen außerhalb Kubas, welche der gigantischen Zahl von US-Söldnern außerhalb der USA bildlich im Systemvergleich heute gegenübersteht. Hier zeigt sich Humanismus ohne jede bürgerliche Show und ohne Nobelpreise als antiimperialistische Solidarität Kubas mit den Ärmsten der Erde. Und hier muß jeder seinen eigenen Standpunkt beziehen und vertreten, was wir Kommunisten einfach nur Klassenstandpunkt nennen.
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