Auf einer Mülldeponie im Süden
Mexikos vermutete die Regierung Überreste von 43 vermissten
Studenten. Jetzt ergab eine neue Untersuchung: Die dort
gefundenen Knochenreste stammen nicht von den jungen Leuten.
Spiegel Online v. 10.2.2016
Der Fall von 43 entführten und mutmaßlich getöteten Studenten
in Mexiko bleibt rätselhaft: Mexikanische Ermittler hatten die
Theorie verbreitet, die jungen Leute seien auf einer Mülldeponie
im Süden des Landes verbrannt worden. Auf dem Terrain in der
Nähe von Cocula im Bundesstaat Guerrero - von jeher ein Ort
gewalttätiger Auseinandersetzungen - waren menschliche Überreste
gefunden worden.
Argentinische Ermittler der Forschungsgruppe EAAF haben die Zähne und Knochenfragmente analysiert und jetzt die Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlicht. Die wichtigste Erkenntnis: Zwar habe man Überreste von 19 Personen im Alter zwischen 15 und 38 Jahren gefunden. Die DNA konnte aber nicht den vermissten Studenten zugeordnet werden.
"Das argentinische Forensik-Team hat keine wissenschaftlichen
Beweise dafür gefunden, dass es eine Verbindung zwischen den
Knochenfunden in Cocula und dem Verschwinden der Studenten
gibt", sagte eine Sprecherin.
Die Analyse des EAAF ist bereits die zweite unabhängige
Untersuchung, welche die Ermittlungsergebnisse der mexikanischen
Regierung in Frage stellt. Im vergangenen Jahr hatte ein Team
der Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (CIDH) die
offizielle Version ebenfalls in Zweifel gezogen.
Laut Staatsanwaltschaft wurden die jungen Leute von korrupten
Polizisten entführt und dann einer lokalen Drogenbande
übergeben. Die Mafiosi hätten die Studenten dann getötet und auf
der Müllhalde verbrannt.
Die Studenten waren im September 2014 aus der Stadt Iguala
verschwunden. Der Vorfall hatte international für Empörung
gesorgt und ein Schlaglicht geworfen auf die massiven
Menschenrechtsverletzungen, Entführungen und Morde in Mexiko,
die fast nie geahndet werden. Die Korruption im Land ist
beispiellos, die Zusammenarbeit von Teilen des staatlichen
Sicherheitsapparates mit dem organisierten Verbrechen schon
lange kein Geheimnis mehr.
Im südwestlichen Bundesstaat Guerrero liefern sich Mitglieder
verschiedener Drogenbanden immer wieder heftige
Auseinandersetzungen, oftmals mit vielen Toten. Seit dem Jahr
2007 sollen im Drogenkrieg der mexikanischen Kartelle mehr als
100.000 Menschen gewaltsam zu Tode gekommen sein.
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