Sonntag, 6. März 2016

Papst in Mexiko Papst spricht Klartext in Mexiko


 Von Klaus Ehringfeld

Warten auf den Papst: Ein kleiner Fan von Franziskus vor der Guadalupe-Basilika in Mexiko-Stadt.  Foto: rtr
Während seines sechs Tage dauernden Besuchs in Mexiko scheut Papst Franziskus nicht, die Probleme des Landes anzusprechen. In seinen Reden geißelt er Korruption und Gewalt und solidarisiert sich mit den Opfern des Drogenkriegs.
Mexiko-Stadt –  
Papst Franziskus kam, sah und kritisierte. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat keine 24 Stunden gebraucht, um bei seinem Besuch in Mexiko alle Probleme des Landes anzusprechen und sowohl Klerus als auch Politik auf ihre Versäumnisse aufmerksam zu machen. Gleich an seinem ersten von sechs Besuchstagen geißelte der Pontifex am Samstag Korruption und Gewalt in Mexiko und solidarisierte sich mit den Zehntausenden Opfern des Drogenkriegs der vergangenen Jahre.
„Die Tränen sind nicht nutzlos“, sagte der 79 Jahre alte Jesuit bei seiner ersten großen Messe in der Basilika von Mexiko-Stadt an die Angehörigen der Opfer gerichtet. „Gott steht den Müttern, Vätern und Großeltern bei, die erleben müssen, wie ihre Kinder von ihnen gehen, sich verlieren oder ihnen entrissen werden.“
So begann der argentinische Papst also seinen Besuch in Mexiko, wie es die konservative Elite des Klerus und die Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto befürchtet hatten: mit klaren Worten und harter Kritik an den Zuständen in einer der größten Demokratien der Welt. Überraschend deutlich ging Franziskus auch mit der konservativen mexikanischen Bischofskonferenz ins Gericht. Mexiko brauche keine „Fürsten“, sondern Botschafter des Herrn, sagte er während einer Rede vor 165 Bischöfen des Landes in Mexiko-Stadt. „Wenn Ihr kämpfen müsst, dann kämpft“. Dies ist eine klare Botschaft an die Kirche des Landes, stärker an der Seite der Armen, der Minderheiten und Opfern der Gewalt zu stehen.

Besuch der Problemzonen

Zuvor war Franziskus als erstes Oberhaupt der katholischen Kirche von Präsident Peña Nieto im Nationalplast empfangen worden. Aber nach dem ersten Austausch von Freundlichkeiten dürften Peña Nieto die Ohren geklungen haben. Denn der Jesuit hielt eine ungewöhnlich politische Rede und wandte sich vor allem gegen die endemische Korruption im Land. „Wenige zu privilegieren, leistet der Bestechlichkeit Vorschub“, sagte Franziskus und forderte die Mexikaner zu Ehrlichkeit auf. Andernfalls verwandele sich das Gemeinschaftsleben in „fruchtbaren Boden“ für Drogenhandel, den Ausschluss von anderen Kulturen, Gewalt, Menschenhandel Entführung und Tod: „So entsteht Leiden und so wird auch die Entwicklung gebremst“, betonte Franziskus.
Der Auftakt der Reise des Papstes entspricht der Prophezeiung von Gian Maria Vian, dem Direktor von „L‚Osservatore Romano“, der amtlichen Tageszeitung des Apostolischen Stuhls: „Der Papst wird Klartext sprechen. Er hat zwölf selbst vorbereitete Reden im Gepäck und er wird nicht enttäuschen,“ betonte Vian. Der Papst hält sich bis Mittwoch in Mexiko auf und sein Besuch liest sich wie eine Fahrt durch die Problemzonen des Landes: Er reist noch in die von Gewalt oder Unterentwicklung gezeichneten Bundesstaaten Michoacán und Chiapas und hält zum Abschluss eine Messe in Ciudad Juárez, der von Migration, Drogenkartellen und Frauenmorden geprägten Grenzstadt zu den USA.
Bereits am Freitag hatte der Papst sich mit Kyrill, dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, getroffen. Die zweistündige Zusammenkunft in Kubas Hauptstadt Havanna war die erste seit der Kirchenspaltung im Jahr 1054. Beide Oberhäupter vereinbarten, dringende Maßnahmen, um die zunehmende Christenverfolgung im Nahen Osten zu stoppen. „Unsere Stimmen zu erheben zur Verteidigung der verfolgten Christen, heißt auch, uns mit den Anhängern anderen Religionen zu solidarisieren, die durch Bürgerkrieg, Chaos und Terrorismus bedroht werden“, erklärten Papst und Patriarch. Kyrill bezeichnete das Treffen mit Papst Franziskus in Havanna anschließend als „sehr inhaltsreiche Diskussion“, die als Basis für weitere Zusammenarbeit dient.

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