Mexiko
- Eineinhalb Jahre nach dem Verschwinden von 43 mexikanischen Studenten gibt es neuen Widerspruch an der offiziellen Version der Behörden.
- Die Regierung geht davon aus, dass die Leichen der Studenten auf einer Müllhalde verbrannt worden sind.
Zweifel an der Müllkippen-Theorie
10. Februar 2016
Argentinische Forensikexperten haben die Theorie der
mexikanischen Regierung zurückgewiesen, dass 43 vermisste
Studenten ermordet und auf einer Müllkippe verbrannt worden
seien. "Die Bewertung der biologischen und nicht-biologischen
Spuren auf der Müllkippe von Cocula und die zusätzlichen
Informationen stützen diese Hypothese nicht", sagte die
Anthropologin Mercedes Doretti.
Wie
die BBC berichtet, sei das Forscherteam zwar zu dem
Ergebnis gekommen, dass es in den vergangenen Jahren mehrere
Feuer auf der Müllkippe gegeben habe. Keiner dieser Brände sei
jedoch groß genug gewesen, um 43 Leichen zu verbrennen. Auch
die menschlichen Knochen, die man auf dem Gelände gefunden
haben, stammten garantiert nicht von einem der Vermisssten.
Die Forensiker waren von Angehörigen der Studenten beauftragt
worden. Eine Gruppe von Experten der Interamerikanischen
Kommission für Menschenrechte war im September 2015 zu einem
ähnlichen Ergebnis gekommen.
Der Fall schockiert bis heute ganz Mexiko. Am 26.
September 2014 hatten Polizisten in der Stadt Iguala eine
Gruppe von Studenten attackiert. Die Studenten eines als
politisch links geltenden Lehrerseminars hatten Busse gekapert
und wollten zu einer politischen Kundgebung in die
Hauptstadt fahren.
Enge Verbindungen zwischen Politikern, Polizisten und kriminellen Banden
Bei der Attacke starben sechs Menschen, 43 Studenten
verschwanden. Die Polizei soll sie
der kriminellen Organisation Guerreros Unidos übergeben haben.
Mehrere Bandenmitglieder räumten ein, die jungen Leute getötet
und ihre Leichen angezündet zu haben.
Der Fall rückte die engen Verbindungen zwischen Politikern,
Polizisten und kriminellen Banden in den internationalen
Fokus. Guerrero gilt als wichtige Transitroute im
Drogenhandel, zahlreiche rivalisierende Kartelle streiten dort
um die Vorherrschaft.
Eine wahrscheinliche Version der Tat, die öffentlich
diskutiert wird: Der Bürgermeister von Iguala soll zusammen
mit seiner Frau das Verbrechen angeordnet haben. Beide sind in
Haft. Auch zahlreiche örtliche Polizisten sind festgenommen
worden. Vor einem Jahr hatte die Staatsanwaltschaft die
vermissten Studenten offiziell für tot erklärt.
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