Samstag, 9. Dezember 2017
G20: Polizei will Aufnahmen von Journalisten
"Im Zuge der Ermittlungen nach den Ausschreitungen am Rande des
G20-Gipfels Anfang Juli hat die Hamburger Polizei zahlreiche
Medienhäuser darum gebeten, ihr bisher nicht veröffentlichtes
Bildmaterial zur Verfügung zu stellen. Ziel sei es, mögliche
Beweismittel zu sichten und Straftäter zu identifizieren. Nach ZAPP
Informationen hat die Sonderkommission "Schwarzer Block" in den
letzten Wochen entsprechende Anfragen verschickt. Mehrere Medien sind
dieser Bitte offenbar nachgekommen: Eine Kleine Anfrage der
Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft hat ergeben, dass der
Polizei mittlerweile ungesendetes Bildmaterial vorliege, das "die
Größe einer mittleren dreistelligen Zahl von Gigabyte" umfasst. (...)
Der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer weist im Gespräch mit
dem NDR darauf hin, dass die Herausgabe auf Freiwilligkeit beruhe.
"Wenn Material aufgrund der Pressegesetze nicht zur Verfügung steht,
dann ist das so." Dennoch: Im Einzelfall schließt er eine
Beschlagnahmung nicht aus, wenn man auf bestimmtes Material angewiesen
sei. Dann müsse man prüfen, ob es einen Grund gibt, tatsächlich dieses
Material auch zu bekommen. "Wenn etwas rechtlich möglich ist, dann ist
theoretisch eine Beschlagnahme möglich. Dann ist es auch rechtlich
zulässig und sinnvoll, dass die Polizei diese Möglichkeiten nutzt. Sie
hat eine Aufklärungspflicht. Andernfalls würde sie sich sogar wegen
Strafvereitelung strafbar machen." (...) Die Herausgabe von
ungesendetem Bildmaterial an Ermittlungsbehörden ist umstritten. (...)
Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung.
Er lehnt jegliche Kooperation mit der Polizei ab, da Journalisten
"nicht die Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft" seien. "Ein bisschen
Redaktionsgeheimnis" gebe es ebenso wenig wie "ein bisschen
Beichtgeheimnis"..." Text und Video des ZAPP-Beitrags von Robert
Bongen & Caroline Schmidt vom 06.12.2017 beim NDR Siehe dazu auch die
Position der dju
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/G20Polizei-will-Aufnahmen-von-Journalisten,gzwanzig356.html
Siehe dazu auch die Position der dju und einen weiteren Beitrag zum Thema
http://www.labournet.de/?p=124974
Siehe zum Hintergrund:
Kampf um Grundrechte » allgemeine Grundrechte »
Demonstrationsrecht » Dossier: Kommst Du mit ins Gefahrengebiet?
Hamburg: Gipfel der G20 7./8. Juli 2017
a) [Interview mit RA Gabriele Heinecke] »Razzien rechtlich unzulässig«
"G-20-Durchsuchungen: Die BRD ist zum Polizeistaat geworden. Jeder,
der zu einer Demonstration geht, soll fürchten, ins Fadenkreuz zu
geraten. Ein Gespräch mit Gabriele Heinecke
(...) Mit Erstaunen habe ich Dienstag mittag gehört, die Razzia sei
geführt worden, um Hintergründe und Strukturen offenzulegen.
Hausdurchsuchungen dienen aber dem Zweck, Beweismittel aufzufinden.
Die Razzia ist damit nicht ein Akt der Strafverfolgung, sondern der
Ausforschung gegen Personen mit vermuteter linker Gesinnung gewesen.
Das halte ich rechtlich für unzulässig. (...) In dem Panorama-Beitrag
haben die Verdi-Mitglieder deutlich gemacht, dass es sich am 7. Juli
am Rondenbarg um eine Demonstration handelte, die es in ihrer Mehrheit
ablehnte, dass einzelne Gegenstände warfen. Es ist sogar geschildert
worden, dass aus dem Demonstrationszug aufgefordert wurde, das zu
lassen, weil es das politische Ziel gab, an den Blockadeaktionen in
der Innenstadt teilzunehmen. Es ist sehr merkwürdig, dass wenige Tage
nach der Ausstrahlung dieser Sendung unter anderem bei diesen Personen
durchsucht wurde. (...) Der Ausgang des Verfahrens gegen Fabio V. ist
sicherlich schon deshalb von Bedeutung, weil die Staatsanwaltschaft
ihm keine konkreten Handlungen vorwirft und es lediglich um die
Anwesenheit am Rondenbarg geht. Es wird damit die niedrigstschwellige
Form einer Beteiligung verfolgt. Soweit ich weiß, gibt es bisher keine
weiteren Anklagen bezüglich des Rondenbargs. Sollte es bei Fabio V. zu
einer Verurteilung kommen, sind weitere Verfahren zu erwarten. Wenn er
freigesprochen wird, wird sich die Staatsanwaltschaft das hoffentlich
noch einmal überlegen..." Interview von Kristian Stemmler in der
jungen Welt vom 08.12.2017
https://www.jungewelt.de/artikel/323181.razzien-rechtlich-unzul%C3%A4ssig.html
b) Schluss mit Repression: G20-GegnerInnen sind nicht kriminell! Wir
rufen alle auf: Geht auf die Straße! Zeigt Solidarität!
"Am Mittwoch den 05.12.2017 kam es bundesweit zu mehreren
Hausdurchsuchungen gegen Linke, die Polizei sprach selbst von einer
„Großrazzia“. Auch Gewerkschaftsjugendliche sind betroffen. Das
Bündnis Grundrechte verteidigen! ruft zu Aktionen und breiter
Solidarität auf. Anstehende Aktionen: 09.12.: 16 Uhr #Göttingen, Platz
der Synagoge, 09.12.: 14 Uhr #Bonn, Friedensplatz/Ecke Sternstraße..."
Aufruf des Bündnisses Grundrechte verteidigen! leider nur bei Fratzebuch
https://www.facebook.com/events/137023603664749/
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