Samstag, 9. Dezember 2017

Bedingungslose Bürgerversicherung



"... Das Medizin-Business ist gerade mal wieder etwas in Aufruhr.  
Ärzte und Versicherungsfirmen befürchten Einnahmeverluste, wenn die  
SPD ihre schon lange beworbene "Bürgerversicherung" durchsetzen  
sollte. Auch auf der Kundenseite herrscht Aufregung: Das Projekt, alle  
Bürger zu Pflichtmitgliedern in den gesetzlichen Krankenkassen zu  
machen, veranlasst manchen zu regelrechten Jubelrufen, andere zu  
Alarmismus. Der Deutsche Beamtenbund warnt ernsthaft vor einer  
Staatskrise. Beides, die Angst um die eigene Pfründe wie die Hoffnung  
auf ein Ende der Privilegierung Besserverdienender, verdient wenig  
Sympathie, denn beide Positionen sind egoistisch. Dabei könnte eine  
"Bürgerversicherung" tatsächlich gut für alle sein - wenn man sie  
nicht im bestehenden, 134 Jahre alten System denkt. (...) Die Lohn-  
und Einkommensteuer ist bereits nach Leistungsfähigkeit gestaffelt  
(was natürlich weiterentwickelt werden kann), für sie gibt es ein  
funktionierendes Inkasso, das einen riesigen Apparat der gesetzlichen  
Krankenkassen (GKV) und enorme Verwaltung bei den Arbeitgebern  
überflüssig machen würde, wenn man die heutigen Sozialabgaben einfach  
in einen Anteil der Steuer umwandeln würde. Arbeitnehmer bekämen exakt  
das gleiche Nettogehalt wie heute (ihr Bruttogehalt würde formal  
steigen, weil die derzeitigen Arbeitgeberanteile zu den  
Sozialversicherungen aufgeschlagen werden müssten), die Kosten bei den  
Arbeitgebern blieben ebenfalls gleich. Nur wer bisher privat  
versichert ist, müsste etwas mehr zahlen - das ist ja genau das  
Sinnvolle an der Idee einer Bürgerversicherung, die sich aber dazu der  
alten, maroden Bürokratie bedienen will..." Beitrag von Timo Rieg vom  
1. Dezember 2017 bei Telepolis
https://www.heise.de/tp/features/Bedingungslose-Buergerversicherung-3905893.html



Plädoyer für eine gerechte und solidarische Gesundheitsversorgung

"... 1. Da Menschen in reichen Gesellschaften mit mehr sozialer  
Gleichheit in körperlicher und seelischer Hinsicht gesünder leben,  
sind alle Maßnahmen zum Abbau der sozialen Ungleichheit auch Beiträge  
zur gesundheitlichen und sozialen Prävention. Hier dürfte ein großes  
Potential zur Prävention lebensstilbedingter chronischer Krankheiten  
verborgen sein. 2. Die Prävention lebensstilbedingter chronischer  
Krankheiten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Diese erfordert  
ein Zusammenwirken von Verhaltensprävention als Primärprävention, zum  
Beispiel im Kindergarten, in der Schule und im Betrieb, und als  
Sekundärprävention, zum Beispiel in der Arztpraxis, in Kombination mit  
der Verhältnisprävention. Die Heilberufe sollten sich dabei vor allem  
auf die verhaltenspräventive Sekundärprävention konzentrieren, ohne  
aber die Primärprävention ganz aus den Augen zu verlieren. 3. Die  
gesetzliche Krankenversicherung (GKV) muss zu einer einheitlichen und  
solidarischen Bürgerversicherung erweitert werden, die alle  
medizinisch-notwendigen Leistungen finanzieren kann und das Recht auf  
Gleichheit bei der medizinischen Versorgung sicherstellt. Die  
Einführung einer solidarischen Bürgerversicherung kann ein Beitrag  
dazu sein, die soziale Ungleichheit abzubauen.4. In der Medizin ist  
eine Neuorientierung hin zu mehr Prävention von chronischen  
Krankheiten notwendig, denn einseitig kurativer Fortschritt kann jede  
Gesellschaft, die ein Recht auf Gleichheit bei der  
Gesundheitsversorgung anerkennt und das Ziel hat, diese zu  
gewährleisten, auf die Dauer überfordern." Beitrag von Klaus-Dieter  
Kolenda vom 2. Dezember 2017 bei den NachDenkSeiten (Klaus-Dieter  
Kolenda ist Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin und Facharzt  
für Physikalische und Rehabilitative Medizin sowie medizinischer  
Sachverständiger)
http://www.nachdenkseiten.de/?p=41382

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