Schweden liefert mordenden Neonazi nach Deutschland aus
John Ausonius während seines Prozesses 1995 in Schweden
Foto: dpa/Tobias Rostlund
Nun hat ein schwedisches Gericht einem Auslieferungsantrag aus Frankfurt am Main stattgegeben. Der 63-Jährige wird verdächtigt, dort in der Nacht zum 23. Februar 1992 die Garderobenfrau Blanka Zmigrod mit einem Kopfschuss ermordet zu haben. Die 68-jährige Jüdin war auf dem Heimweg von ihrer Schicht im Restaurant Mövenpick. Ihre Handtasche wurde ihr beim Mord entwendet.
Die Polizei fand damals heraus, dass Zmigrod Tage zuvor bei der Arbeit einen heftigen Streit mit dem Frankfurt besuchenden Ausonius hatte. Er beschuldigte sie, sein elektronisches Notizbuch aus seinem Mantel gestohlen zu haben und drohte wiederzukommen. Das Fehlen der Handtasche des Opfers am Tatort könnte damit zu tun habe, dass Ausonius seinen elektronischen Kalender darin vermutete. Am Tatort wurde auch eine Patronenhülse aus einer 6,35-Millimeterwaffe gefunden. Ausonius gibt laut »Aftonbladet« zu, dass er damals eine solche Waffe hatte. Die habe er aber vor der Mordnacht verkauft, beteuert er. Die Frankfurter Polizei stellte die Ermittlungen damals unter viel Kritik ein. Seit 2014 ermittelt sie wieder. »Ich bezweifle, dass sie das Recht haben, nach all diesen Jahren noch mit einer Anklage zu kommen«, sagt Ausonius der Zeitung.
Ausonius hofft eigentlich darauf, seine lebenslängliche schwedische Haftstrafe in eine zeitlich begrenzte Strafe umgewandelt zu bekommen. Der Auslieferung stimmte er unter der bewilligten Bedingung zu, dass er eine eventuelle deutsche Strafe in Schweden absitzen darf. Dort bekommt er inzwischen regelmäßigen Ausgang. Entsprechend der humanen schwedischen Rechtspraxis müsste er bald entlassen werden, schätzen schwedische Rechtsexperten. Eine erneute Verurteilung wegen Mordes könnte stattdessen eine Haft bis an sein Ableben bedeuten.
Ausonius wurde erst mit 27 Jahren schwedischer Staatsbürger. Im wohlhabenden Stockholmer Vorort Lidingö wuchs er unter dem Namen Wolfgang Zaugg mit einer deutschen Mutter und einem Schweizer Vater auf.
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