Soziales Netzwerk will »Fake News« künftig prüfen / Berlin plant verbindliche Rechtsschutzstelle
Foto: dpa/Franziska Gabbert
In erster Linie baut der Konzern dabei auf die Hilfe seiner Nutzerschaft, der es erleichtert werden soll, Falschnachrichten an das Unternehmen zu melden. Angedacht ist, das bereits in dem Netzwerk existierende Formular für Löschgründe um einen Punkt für mutmaßliche Falschnachrichten zu erweitern. Doch ist ein fraglicher Beitrag identifiziert, bedeutet dies keinesfalls dessen Löschung. »Wir glauben daran, Menschen eine Stimme zu geben, und können nicht selbst Schiedsrichter der Wahrheit werden«, begründete Facebook-Manager Adam Mosseri die Entscheidung, statt auf das Entfernen der entsprechenden Beiträge die Eigenverantwortung der Nutzer in den Vordergrund zu setzen.
Dafür sollen beanstandete Einträge in einem zweiten Schritt externen Experten vorgelegt werden, die die Beiträge hinsichtlich ihrer Fakten prüfen. Facebook erklärte, dafür mit dem Poynter Institute im US-Bundesstaat Florida zu kooperieren. Dabei handelt es sich um eine Journalistenschule, die sich auf diese Aufgabe spezialisiert hat. In den USA sind solche Faktencheckangebote nicht unüblich, teilweise betreiben solche Portale auch Medienhäuser wie die »New York Times« und die »Washington Post«.
Bewerten die Experten von Poynter einen eingereichten Beitrag als »umstritten«, wird dieser auf dem sozialen Netzwerk für alle Nutzer mit einem entsprechenden Warnhinweis versehen. Eine Änderung am Algorithmus soll zusätzlich dazu dienen, dass beanstandete Beiträge den Nutzern seltener angezeigt werden.
Aus den Reihen der CDU/SPD-Koalition im Bundestag reagierten Politiker verhalten optimistisch auf die Pläne des Internetkonzerns. Von einem ersten Schritt, der aber bei weitem noch nicht ausreiche, sprach die Vize-Unionsfraktionsvorsitzende Nadine Schön (CDU). Die Zurückhaltung könnte auch damit zu haben, dass die Bundesregierung am Freitag durchblicken ließ, inzwischen an gesetzlichen Regelungen zu arbeiten, um Facebook zum Vorgehen gegen strafbare Inhalte, Hasskommentare und Falschnachrichten zu zwingen. Facebook habe die Chance, das Beschwerdemanagement selbst effektiv zu regeln, nicht genutzt, erklärte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann dem »Spiegel«.
Im Gespräch ist unter anderem eine rund um die Uhr erreichbare Rechtsschutzstelle, an die sich Betroffene wenden können. Zudem müsse es auf Wunsch der Betroffenen eine »Richtigstellung mit der gleichen Reichweite geben«, forderte Oppermann. Ob Justizminister Heiko Maas (SPD) diese Pläne unterstützt, war zunächst nicht bekannt.
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