Samstag, 17. Dezember 2016

Der Anfang vom Ende


Sieben Tage, sieben Nächte über die Selbstverliebtheit von Politikern und ihr Unvermögen, es irgendwann einfach bewenden zu lassen

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Über die Selbstverliebtheit von Politikern, ihr Unvermögen, es irgendwann einfach bewenden zu lassen, über das Suchtpotenzial von Macht ist viel geschrieben worden. Nein, nicht von Angela Merkel soll die Rede sein und auch nicht von Horst Seehofer oder Wolfgang Schäuble, die allesamt in der aktiven Politik weiter ganz vorn mitspielen wollen, obwohl sie das nicht unbedingt mehr müssten oder sollten. Denn darauf waren - machen wir uns nichts vor - die Wähler aus leidvoller Erfahrung irgendwie vorbereitet. Diese Woche lieferte vielmehr eine ganze Reihe von Beispielen einer Wiederauferstehung, auf die das staunende Publikum nicht unbedingt gefasst sein musste.


Da überrascht uns der schaurige Griff von RTL in die Mottenkiste - nicht nur, was das Format mit dem heißen Stuhl, sondern auch den darauf genüsslich Platz nehmenden Thilo Sarrazin betrifft. Dass der 71-jährige ehemalige Berliner SPD-Finanzsenator Gelegenheit bekommt, seine sattsam bekannten fremdenfeindlichen Positionen erneut aufzusagen, wirft nicht nur ein Licht auf den Sender, sondern dürfte auch den Genossen der SPD, die mehrmals erfolglos versucht hatten, Sarrazin aus der Partei zu befördern, erneut einige Verstimmungen bereiten.
Ganz im Unterschied zu einer anderen Stehaufmännchen-Geschichte: Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der zum Aufsichtsratschef des Fußball-Zweitligisten Hannover 96 gewählt wurde. Endlich guckte der mal wieder aus »Bild« und »Glotze«, die der heute 72 Jahre alte SPD-Politiker während seiner Amtszeit für die wichtigsten Wegbegleiter seiner Kanzlerschaft erklärt hatte. Dass er demnächst auch Wahlkämpfer für den etwaigen Kanzlerkandidaten Sigmar Gabriel spielen wird, wird bislang nur gemunkelt - würde aber gewiss Stimmung in die dröge Vorbereitungszeit des 2017er Urnengangs bringen.
Derlei Publicity auf großen Plätzen hat der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff zunächst nicht zu erwarten. Deshalb hielt er in dieser Woche erst mal in der Universität Duisburg-Essen eine Vorlesung im Rahmen seiner Mercator-Professur der NRW-School of Governance und nutzte die ihm endlich eröffnete neue Perspektive, um heftigst für Demokratie, Zuwanderung, Freiheit und Pluralismus zu werben. Auch wenn so eine Uni längst noch nicht das Schloss ist, in dem für Wulff genau vor fünf Jahren alles Ungemach begann - der fast voll besetzte Hörsaal war dem 57-jährigen Ex-CDU-Politiker vermutlich ein Vorbeimarsch.
Doch damit wir nicht befürchten müssen, es immer wieder mit den gleichen Figuren zu tun zu bekommen, hat einer konsequent die Reißleine gezogen. Christian Ströbele (77) will nicht Alterspräsident des Bundestages werden und hat seinen Abschied aus der Politik angekündigt. Das ist doch ein Anfang.

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