so ein Jahreswechsel
bietet immer die Gelegenheit, zurückzublicken auf das vergangene Jahr
und eine Vorausschau auf das kommende Jahr zu wagen.
Diesmal
bot es sich an, mit dem Jahresrückblick zu warten, bis 2017 wirklich zu
Ende war. Denn so ist der Höhepunkt des letzten Jahres noch mit drin: Am Sonntag, den 31. Dezember, so um die Mittagszeit, wurde Block B des AKW Gundremmingen endgültig abgeschaltet.
Wenn man sich bewusst macht, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung
2010 beschlossen hatte, diesen Reaktor noch bis 2028 zu betreiben, dann
wird klar, wie wichtig es war, dass so viele Menschen nach dem Beginn
der Fukushima-Katastrophe auf die Straße gegangen sind – und auch in den
Jahren seither nicht lockergelassen haben.
Ein
Atommeiler weniger am Netz – das ist ein Anlass zu großer Freude. Und
gleichzeitig, da erzähle ich Dir nichts Neues, ist es empörend, dass der
baugleiche und gleichalte Schwester-Reaktor in Gundremmingen, Block C,
noch vier Jahre weiterlaufen soll. Viele waren in den letzten Monaten
aktiv, um dies zu verhindern. „Wer B sagt, muss auch C sagen“ war unsere Parole, gemeinsam mit Bündnispartnern. Mit zahlreichen Aktionen haben wir übers Jahr immer wieder auf unser Anliegen aufmerksam gemacht.
Noch haben wir gemeinsam das Ziel nicht erreicht; mit dem Abschalten von Block B aber immerhin einen Etappensieg.
Was Block C und die anderen noch laufenden Atomkraftwerke in Brokdorf,
Grohnde, Lingen, Philippsburg, Neckarwestheim und Ohu angeht, ist es
dringend nötig, weiter aktiv zu bleiben.
Was hat .ausgestrahlt 2017 noch beschäftigt?
50.000 Menschen
demonstrierten Hand in Hand für einen europäischen Atomausstieg,
organisiert von örtlichen Anti-Atom-Gruppen mit tatkräftiger
Unterstützung von .ausgestrahlt. Die 90 Kilometer lange Menschenkette durch drei Länder, vom belgischen Skandalmeiler Tihange über Lüttich und Maastricht bis nach Aachen war ein beeindruckendes grenzüberschreitendes Zeichen des Protests.
25.000 .ausgestrahlt-Infoblätter zum Thema „Freigemessen und vergessen“
(über den verantwortungslosen Umgang mit AKW-Abrissmaterial) haben
Initiativen von betroffenen Deponiestandorten verteilt. Und natürlich
haben wir auch zu vielen anderen Themen Infomaterial erstellt und über
den .ausgestrahlt-Shop verbreitet.
200 Mahnwachen rund um den Fukushima-Jahrestag
brachten den Anti-Atom-Protest auch in vielen kleinen Städten erneut
auf die Straße. .ausgestrahlt hat die Organisator*innen unterstützt und
zur Mobilisierung beigetragen.
40 Jahre
Protest im Wendland hat .ausgestrahlt im Februar zusammen mit den
Initiativen in Lüchow-Dannenberg gefeiert und mit einer Ausstellung und
einem Flyer über die aktuelle Situation in Gorleben informiert.
15 Castor-Behälter hat die EnBW in fünf Schiffs-Transporten auf dem Neckar zwischen Juni und Dezember von Obrigheim nach Neckarwestheim gebracht. Gemeinsam mit vielen Bündnispartnern hat .ausgestrahlt den Protest dagegen organisiert.
2 Atomkraftwerke
liegen in Norddeutschland in sogenannten Netzengpassgebieten, in denen
der Ausbau der Windenergie wegen angeblich fehlender Leitungen
eingeschränkt wurde. Obwohl die AKW selbst dann durchlaufen, wenn der
Wind kräftig weht, wird öffentlich behauptet, die Stromleitungen würden
für die Erneuerbaren Energien nicht ausreichen. .ausgestrahlt streitet
dafür, dass die nuklearen Netzverstopfer früher abgeschaltet werden.
Was kommt 2018 auf uns zu?
Die Auseinandersetzung um die Netzverstopfer
wird uns weiter beschäftigen. Wird eine neue Bundesregierung so
vernünftig sein und Atomkraftwerke früher abschalten, damit die Netze
frei werden für den Ausbau der Erneuerbaren Energien?
Das Atomgesetz
muss nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu den
AKW-Laufzeiten bis Juni 2018 novelliert werden, da für zwei Reaktoren
Ausgleichsmaßnahmen für ihr frühes Abschalten anfallen. Wie diese
Maßnahmen aussehen, ist noch offen. Im schlimmsten Fall könnten es sogar
begrenzte Laufzeitverlängerungen sein.
Rund um den Fukushima-Jahrestag am 11. März ist wieder eine gute Gelegenheit, mit atompolitischen Forderungen öffentlich laut zu werden. .ausgestrahlt ruft zu Mahnwachen und zu regionalen Demonstrationen
auf und stellt Infomaterial zur Verfügung. Wir bieten lokalen Gruppen
Veranstaltungen mit dem Anfang März in die Kinos kommenden
Dokumentarfilm Furusato – Wunde Heimat an, der über Menschen in der verstrahlten Zone von Fukushima berichtet. Und .ausgestrahlt startet eine Foto-Montage-Aktion
mit den schwarzen Atommüll-Säcken, die überall rund um Fukushima in der
Landschaft gestapelt werden. Dazu demnächst mehr im Newsletter und im
gedruckten Magazin.
Vorgenommen haben wir uns für 2018 auch, dass wir schneller vor Ort aktionsfähig
werden, wenn eine Atomanlage aufgrund von Skandalen oder Störfällen in
die Schlagzeilen gerät. Dazu werden wir unser Aktionsmaterial-Lager
ausbauen.
Zum Thema Atommüll wird uns im angefangenen Jahr einerseits die Debatte um die Zwischenlager
für Castor-Behälter beschäftigen, denn inzwischen wird immer klarer,
dass die 40 Jahre, für die die Behälter und Hallen genehmigt sind, nicht
ausreichen – und gleichzeitig gibt es an der Sicherheit der Lager
größte Zweifel. Es braucht neue Konzepte für die Atommüll-Lagerung in
der zweiten Jahrhunderthälfte – und es ist zu befürchten, dass die
Konzepte, die aus den Behörden kommen werden, die Sicherheit nicht an
erste Stelle setzen.
Das Standortauswahlverfahren für ein langfristiges Atommüll-Lager
wurde bereits im letzten Jahr gestartet. .ausgestrahlt hat eine Menge
Kritik daran und wir wollen deshalb im neuen Jahr gemeinsam mit den
potentiell Betroffenen dafür sorgen, dass diese kritischen Anmerkungen
auch an die Öffentlichkeit kommen. Dazu planen wir entsprechendes
Infomaterial und wollen auch direkt in den möglicherweise betroffenen
Regionen aufklären.
Dazu kommt unsere umfangreiche alltägliche Infoarbeit:
Newsletter, Regional-E-Mails, .ausgestrahlt-Magazin, Podcast, Twitter,
Facebook, Presseerklärungen, .ausgestrahlt-Blog, Nachrichtenauswertung,
Infoveranstaltungen, Online-Shop, Hintergrundgespräche und und und …
Falls es Dir möglich ist, wäre es natürlich toll, wenn Du zusätzlich zu Deiner finanziellen Unterstützung auch zu dem einen oder anderen genannten Thema aktiv wirst (oder bleibst). Wir werden Dich auf dem Laufenden halten, wann es bei den einzelnen Themen Zeit ist zu Handeln.
Als
ich im Herbst angefangen habe, um Spenden für den
.ausgestrahlt-Basishaushalt 2018 zu bitten, da wusste ich, dass uns noch
etwa 235.000 Euro fehlen, um unsere laufenden Kosten im neuen Jahr
abzudecken. Inzwischen sind fantastische 188.783 Euro
eingegangen, mit einer tollen Mischung aus sehr vielen kleinen, einigen
mittleren und ein paar richtig großen Spenden. Gleichzeitig ist die
Zahl unserer Förderinnen und Förderer um 120 auf jetzt 3.445 gestiegen.
Das alles zeigt mir, wie groß die Wertschätzung für unsere Arbeit
weiterhin ist und das motiviert nicht nur mich, sondern das ganze
.ausgestrahlt-Team ungemein.
Bleibt jetzt also noch eine Lücke von 46.217 Euro. Falls Du also etwas entbehren kannst, damit wir sorgenfrei dieses Jahr angehen können, dann darfst Du unsere Arbeit hier gerne unterstützen.
Natürlich hast Du alle Freiheit, jede unserer Spendenbitten zu ignorieren. Wir müssen halt immer wieder um Geld fragen, um unabhängig arbeiten
zu können, denn .ausgestrahlt ist ausschließlich durch Spenden
finanziert. Auch wenn wir den Basishaushalt gedeckt haben, werden wir
übers Jahr immer wieder Spendenaufrufe starten, um für unsere aktuellen
Aktionen und Kampagnen zu sammeln, denn die sind vom Basishaushalt nicht
abgedeckt. Ich bitte um Dein Verständnis.
Nun bleibt mir nur noch, Dir für das noch recht junge Jahr 2018 viel Glück zu wünschen. Und uns allen gemeinsam den ein oder anderen atompolitischen Erfolg.
Jochen Stay
und das ganze .ausgestrahlt-Team
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