Samstag, 16. September 2017

Angebliches "sickout" der Piloten schuld an der Air Berlin-Pleite vor Wochen?



Es war absehbar und wird dadurch nicht richtiger. Aber immer wieder 
wird versucht, nicht nur unter Zuhilfenahme der "armen Kunden", 
berechtigte Kämpfe der Beschäftigten als diejenigen von 
"Priviligierten" zu denuzieren und zu spalten. Aber es gibt auch 
Abwehr - siehe beides:

a) Krankgemeldete Air-Berlin-Piloten: "Da sollten jetzt eigentlich 
alle zusammenstehen"

"Der Piloten- und Flugausfall bei der insolventen Air Berlin säge am 
Ast der ganzen Belegschaft, meint Insolvenzexperte Jörn Weitzmann. Im 
Dlf sagte er, alle Beschäftigten sollten jetzt gleichermaßen zu einem 
geordneten Betrieb und einer geordneten Insolvenz beitragen: (...) Und 
wenn es dort ein Sanierungsteam um den Kollegen Kebekus und Flöther 
und die anderen Beteiligten aus dem Unternehmen gibt, die versuchen, 
betriebsnotwendige Teile zu erhalten und wieder aufzustellen, dann 
kann man es wirklich nur in höchstem Maße als unfair betrachten, wenn 
hier eine Pilotengruppe versucht, gegebenenfalls Vorteile für sich 
darzustellen. (...) Diejenigen, die jetzt streiken beziehungsweise 
bewusst nicht zur Arbeit kommen, sägen sich den Ast ab, auf dem sie 
sitzen, und zwar die ganze Belegschaft sitzt..." Jörn Weitzmann im 
Gespräch mit Silvia Engels am 13.09.2017 beim Deutschlandfunk - 
stellvertretend für viele ähnliche
http://www.deutschlandfunk.de/krankgemeldete-air-berlin-piloten-da-sollten-jetzt.694.de.html?dram:article_id=395765

b) "Feiern nicht krank!" - Air Berlin Piloten wehren sich

"Jene Air Berlin Piloten, die sich krank gemeldet haben, wehren sich 
gegen Vorwürfe, sie würden "krank feiern" beziehungsweise in einen 
indirekten Streik treten. Einer von ihnen kritisiert in einem offenen 
Brief das Management scharf, nachdem dieses den Piloten in einem 
internen Schreiben sinngemäß vorgeworfen hatte, den Fortbestand des 
Unternehmens zu gefährden. Austrian Wings veröffentlicht den offenen 
Brief eines Kapitäns an den verantwortlichen Manager nachfolgend: 
(...) Die Beschäftigten der Air Berlin haben für ihr (?) Unternehmen 
gekämpft und großartiges geleistet. Kein vernunftbegabter Mensch hat 
heute einen Zweifel mehr daran, dass der dunkle Schatten, der sich 
über die Jahre immer bedrohlicher auf die Air Berlin legte, nicht die 
Beschäftigten zu verantworten hatten, sondern einzig und allein der 
unterirdischen Leistung des Managements geschuldet war. Wer jetzt mit 
dem Finger auf das Cockpitpersonal zeigt, versucht nur vom eigenen 
Versagen für die gegenwärtige Misere abzulenken! (...) Es scheint, 
dass in der augenblicklichen Gemengelage die einzigen, die rational 
mit der Situation umgehen, jene Piloten sind, die in Wahrnehmung ihrer 
Verantwortung für die Sicherheit der Passagiere ihren Flugdienst nicht 
wahrnehmen (können), weil Sie es vorsätzlich oder fahrlässig - 
versäumt haben, den Beschäftigten Perspektiven für die Zukunft 
aufzuzeigen. Der psychische Druck speziell auf die Piloten ist immens. 
Wie kann unter solchen Umständen ein sicherer Flugbetrieb 
gewährleistet werden?..." Offener Brief von Air-Berlin-Kapitän Hans 
Albrecht, ein früherer Betriebsrat, dokumentiert am 13.09.2017 bei 
Austrian Wings
https://www.austrianwings.info/2017/09/feiern-nicht-krank-air-berlin-piloten-wehren-sich/

Siehe zum Hintergrund der Arbeitskampfmethode unser Dossier: [Sickout 
am Beispiel TUI Fly] Krank oder Streik? Krankheit als Kampfmittel?
http://www.labournet.de/?p=105414

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