Aus den Kampf-Erfahrungen der Bochumer Opelaner können die Belegschaften bei Opel wie auch bei PSA wichtige Lehren ziehen
15.02.17 - Die Meldung über einen möglichen Kauf von Opel und Vauxhall durch den französischen Autokonzern PSA, zu dem Peugeot und Citroen gehören, kam gestern für die Öffentlichkeit und die Beschäftigten völlig überraschend. Die Reaktionen der Kolleginnen und Kollegen in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach schwanken zwischen Wut, Entsetzen, zum Teil Hilflosigkeit – aber auch der Bereitschaft, sich zur Wehr zu setzen. Immerhin gehören die Belegschaften von Opel und PSA zu den kampferprobtesten in Europa - viele Kämpferinnen und Kämpfer aus Bochum und Aulnay sind heute in anderen Werken tätig. Sie haben die Fackel der Kämpfe weitergetragen und verfügen über exzellente Erfahrungen auch mit über Ländergrenzen hinweg organisierten Streikaktionen.
„Das ist der Hammer, wir müssten jetzt solange die Bänder anhalten bis die Geschäftsleitung hierher kommt und uns sagt, was Sache ist.“ Viele befürchten massive Einschnitte. „Zwei Hersteller mit Problemen und gleichen Käuferschichten, das kann nur Werkschließungen bedeuten.“ Die Führung von GM versucht dagegen die Belegschaften bei Opel zu beruhigen. GM-Chefin Mary Barra wendet sich noch am 14. Februar an die „Lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ mit der Bitte: „Bitte lassen Sie sich nicht von der wichtigen Arbeit ablenken, die Sie leisten.“ Man werde alles tun, dass „die Interessen aller Beteiligten gewahrt bleiben.“ Das zeigt ihr Unsicherheit über die Reaktionen der Belegschaften.
GM und PSA haben in einer gemeinsamen Erklärung am 14. Februar die Gespräche über einen möglichen Kauf von Opel und Vauxhall von GM bestätigt. Ziel sei, „die Rentabilität und operative Effizienz zu verbessern.“ Eine Einigung sei noch nicht sichergestellt. Seit 2012 gibt es bereits eine Zusammenarbeit zwischen PSA und Opel.
Die Gespräche zwischen PSA und GM sind eine Reaktion auf den verschärften Konkurrenzkampf auf dem weltweiten Automobilmarkt. Während Opel mit dem Ampera über ein ausgereiftes E-Auto verfügt, hat PSA noch nichts entsprechendes vorzuweisen. Eine mögliche Fusion ist Bestandteil der bevorstehenden internationalen Strukturkrise im Zusammenhang mit der Umstellung auf Elektromobilität in der weltweiten Autoindustrie. Von ihr sind auch die Automobilarbeiterinnen und -arbeiter bei VW, Daimler usw. betroffen! Hinzu kommt die sogenannte protektionistische Politik der neuen US-Regierung unter Donald Trump. Sie verspricht US-Monopolen riesige Unterstützung, wenn sie in den USA produzieren.
Eine mögliche Verbindung von Opel mit PSA reiht sich ein in eine Welle von weltweiten Großfusionen. Diese Fusionen sind Ausdruck des sich verschärfenden Konkurrenzkampfs. 2015 und 2016 lagen diese Fusionen auf Rekordniveau - zusammen im Volumen von über 10 Billionen US-Dollar.¹ Nur die größten Monopole werden überleben.
Dem verschärften Konkurrenzkampf sind auch die kriminellen Abgasmanipulationen aller Auto-Konzerne geschuldet. Was bei VW aufgeflogen ist, wird auch von den anderen betrieben - rücksichtlos gegen Mensch und Natur.
38.000 Beschäftigte bei Opel und 59.000 bei PSA betrifft der mögliche Zusammenschluss. Durch ihn würde PSA mit 16 bis 17 Prozent Marktanteilen in Europa hinter VW (24 Prozent) zum zweitgrößten Autokonzern in Europa aufsteigen. PSA-Chef Carlos Tavares verspricht sich von einen Zusammenschluss Einsparungen beim Händlernetz, Preisvorteile beim Einkauf gegenüber Zulieferern und einen Technologie-Transfer.
Die Befürchtungen von Kolleginnen und Kollegen, dass dies zu Werksschließungen und damit massiver Arbeitsplatzvernichtung führt, ist völlig berechtigt. Carlos Tavares hat bereits mit brutaler Hand Peugeot „saniert“, das Werk in Aulnay bei Paris 2013 geschlossen und 8.000 Arbeitsplätze bei Peugeot vernichtet. GM/Opel hat 2013 mit nackter Erpressung Zugeständnisse der Belegschaft erpresst. Nur die Bochumer Belegschaft hat sich dem nicht gebeugt, statt dessen Rückgrat gezeigt und bis zum Schluss erhobenen Hauptes ihre Arbeitsplätze verteidigt.
Der 2013 erpresste sogenannte "Sanierungstarifvertrag" versprach den verbleibenden Opel-Werken einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Diese Zusage galt bis zum 31. Dezember 2016 - also bis vor wenige Wochen. Ist das Zufall?
Kritik gibt es von Seiten der Bundes- und Landesregierungen, wie auch der rechten Gewerkschaftsführungen als Co-Managern, dass sie von den Gesprächen nicht informiert worden seien. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland stehen dieses Jahr Wahlen an. Die sollen nicht durch Arbeiterkämpfe „gestört“ bzw. zusätzlich politisiert werden. Carlos Tavares hat sich bereits bei Angela Merkel zu einem Gespräch angemeldet. Die einzelnen Landesregierungen machen sich nach dem „Sankt Florians-Prinzip“ - verschon mein Haus, zünd andere an - jeweils für „ihre Standorte“ stark.
GM und PSA haben auch die Gewerkschaften und Betriebsräte nicht informiert. Dagegen protestieren IG Metall und Gesamtbetriebsrat zurecht. Viele Kolleginnen und Kollegen erwarten jetzt, dass die Gewerkschaften sich über die Ländergrenzen hinweg für den Erhalt aller Arbeits- und Ausbildungsplätze einsetzen. Ein Kollege aus Eisenach: „Das Ganze beweist wieder nur, dass man GM kein Wort glauben kann. Es wird Zeit, dass die IG Metall jetzt den Kampf organisiert, statt mit denen zu Mauscheln und auf Vertrauen zu setzen.“
Wenn die IG-Metall-Bezirksleitung und der Gesamtbetriebsrat von Opel allerdings erklären, einen möglichen Verkauf „vorbehaltlos“ zu prüfen, hört sich das nicht nach entschlossenem Widerstand an. Was jetzt ansteht ist ein gemeinsamer Kampf der Automobilarbeiter zur Verteidigung ihrer Arbeitsplätze über Ländergrenzen hinweg. Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Wie sagte doch eine Opel-Kollegin aus Rüsselsheim: „Wenn es so kommen sollte, werden die französischen und deutschen Kampferfahrungen zusammen kommen, das kann uns nur helfen.“ Dabei sollten die Kolleginnen und Kollegen aus dem Opel-Streik 2004 in Bochum lernen: dort sind die Kolleginnen und Kollegen sofort in einen selbständigen Streik getreten, haben damit die Initiative in die Hand bekommen und die Schließung des Werkes verhindert - für mehr als zehn Jahre!
Ganz im Gegensatz zur Bundesregierung wird die Internationalistische Liste/MLPD die Unterstützung des Kampfs der Automobilarbeiter zu einem festen Bestandteil ihres Wahlkampfes machen.
„Das ist der Hammer, wir müssten jetzt solange die Bänder anhalten bis die Geschäftsleitung hierher kommt und uns sagt, was Sache ist.“ Viele befürchten massive Einschnitte. „Zwei Hersteller mit Problemen und gleichen Käuferschichten, das kann nur Werkschließungen bedeuten.“ Die Führung von GM versucht dagegen die Belegschaften bei Opel zu beruhigen. GM-Chefin Mary Barra wendet sich noch am 14. Februar an die „Lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ mit der Bitte: „Bitte lassen Sie sich nicht von der wichtigen Arbeit ablenken, die Sie leisten.“ Man werde alles tun, dass „die Interessen aller Beteiligten gewahrt bleiben.“ Das zeigt ihr Unsicherheit über die Reaktionen der Belegschaften.
GM und PSA haben in einer gemeinsamen Erklärung am 14. Februar die Gespräche über einen möglichen Kauf von Opel und Vauxhall von GM bestätigt. Ziel sei, „die Rentabilität und operative Effizienz zu verbessern.“ Eine Einigung sei noch nicht sichergestellt. Seit 2012 gibt es bereits eine Zusammenarbeit zwischen PSA und Opel.
Die Gespräche zwischen PSA und GM sind eine Reaktion auf den verschärften Konkurrenzkampf auf dem weltweiten Automobilmarkt. Während Opel mit dem Ampera über ein ausgereiftes E-Auto verfügt, hat PSA noch nichts entsprechendes vorzuweisen. Eine mögliche Fusion ist Bestandteil der bevorstehenden internationalen Strukturkrise im Zusammenhang mit der Umstellung auf Elektromobilität in der weltweiten Autoindustrie. Von ihr sind auch die Automobilarbeiterinnen und -arbeiter bei VW, Daimler usw. betroffen! Hinzu kommt die sogenannte protektionistische Politik der neuen US-Regierung unter Donald Trump. Sie verspricht US-Monopolen riesige Unterstützung, wenn sie in den USA produzieren.
Eine mögliche Verbindung von Opel mit PSA reiht sich ein in eine Welle von weltweiten Großfusionen. Diese Fusionen sind Ausdruck des sich verschärfenden Konkurrenzkampfs. 2015 und 2016 lagen diese Fusionen auf Rekordniveau - zusammen im Volumen von über 10 Billionen US-Dollar.¹ Nur die größten Monopole werden überleben.
Dem verschärften Konkurrenzkampf sind auch die kriminellen Abgasmanipulationen aller Auto-Konzerne geschuldet. Was bei VW aufgeflogen ist, wird auch von den anderen betrieben - rücksichtlos gegen Mensch und Natur.
38.000 Beschäftigte bei Opel und 59.000 bei PSA betrifft der mögliche Zusammenschluss. Durch ihn würde PSA mit 16 bis 17 Prozent Marktanteilen in Europa hinter VW (24 Prozent) zum zweitgrößten Autokonzern in Europa aufsteigen. PSA-Chef Carlos Tavares verspricht sich von einen Zusammenschluss Einsparungen beim Händlernetz, Preisvorteile beim Einkauf gegenüber Zulieferern und einen Technologie-Transfer.
Die Befürchtungen von Kolleginnen und Kollegen, dass dies zu Werksschließungen und damit massiver Arbeitsplatzvernichtung führt, ist völlig berechtigt. Carlos Tavares hat bereits mit brutaler Hand Peugeot „saniert“, das Werk in Aulnay bei Paris 2013 geschlossen und 8.000 Arbeitsplätze bei Peugeot vernichtet. GM/Opel hat 2013 mit nackter Erpressung Zugeständnisse der Belegschaft erpresst. Nur die Bochumer Belegschaft hat sich dem nicht gebeugt, statt dessen Rückgrat gezeigt und bis zum Schluss erhobenen Hauptes ihre Arbeitsplätze verteidigt.
Der 2013 erpresste sogenannte "Sanierungstarifvertrag" versprach den verbleibenden Opel-Werken einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Diese Zusage galt bis zum 31. Dezember 2016 - also bis vor wenige Wochen. Ist das Zufall?
Kritik gibt es von Seiten der Bundes- und Landesregierungen, wie auch der rechten Gewerkschaftsführungen als Co-Managern, dass sie von den Gesprächen nicht informiert worden seien. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland stehen dieses Jahr Wahlen an. Die sollen nicht durch Arbeiterkämpfe „gestört“ bzw. zusätzlich politisiert werden. Carlos Tavares hat sich bereits bei Angela Merkel zu einem Gespräch angemeldet. Die einzelnen Landesregierungen machen sich nach dem „Sankt Florians-Prinzip“ - verschon mein Haus, zünd andere an - jeweils für „ihre Standorte“ stark.
GM und PSA haben auch die Gewerkschaften und Betriebsräte nicht informiert. Dagegen protestieren IG Metall und Gesamtbetriebsrat zurecht. Viele Kolleginnen und Kollegen erwarten jetzt, dass die Gewerkschaften sich über die Ländergrenzen hinweg für den Erhalt aller Arbeits- und Ausbildungsplätze einsetzen. Ein Kollege aus Eisenach: „Das Ganze beweist wieder nur, dass man GM kein Wort glauben kann. Es wird Zeit, dass die IG Metall jetzt den Kampf organisiert, statt mit denen zu Mauscheln und auf Vertrauen zu setzen.“
Wenn die IG-Metall-Bezirksleitung und der Gesamtbetriebsrat von Opel allerdings erklären, einen möglichen Verkauf „vorbehaltlos“ zu prüfen, hört sich das nicht nach entschlossenem Widerstand an. Was jetzt ansteht ist ein gemeinsamer Kampf der Automobilarbeiter zur Verteidigung ihrer Arbeitsplätze über Ländergrenzen hinweg. Für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Wie sagte doch eine Opel-Kollegin aus Rüsselsheim: „Wenn es so kommen sollte, werden die französischen und deutschen Kampferfahrungen zusammen kommen, das kann uns nur helfen.“ Dabei sollten die Kolleginnen und Kollegen aus dem Opel-Streik 2004 in Bochum lernen: dort sind die Kolleginnen und Kollegen sofort in einen selbständigen Streik getreten, haben damit die Initiative in die Hand bekommen und die Schließung des Werkes verhindert - für mehr als zehn Jahre!
Ganz im Gegensatz zur Bundesregierung wird die Internationalistische Liste/MLPD die Unterstützung des Kampfs der Automobilarbeiter zu einem festen Bestandteil ihres Wahlkampfes machen.
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