Mittwoch, 25. September 2019

[Chiapas98] Fall Iguala in Mexiko: Richter lässt 24 Polizisten frei (amerika21 vom 21.09.2019)



Von Leticia Hillenbrand

Mexiko-Stadt.
 Der mexikanische Richter Samuel Ventura Ramos hat 24 Lokalpolizisten freigelassen, die im 
Zusammenhang mit dem Verschwindenlassen der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa im Bundesstaat 
Guerrero inhaftiert waren.
Damit sind schon 77 von insgesamt 142 mutmaßlichen Tätern wieder aus der Haft entlassen worden. Der
Staatssekretär für Menschenrechte, Alejandro Encinas, kritisierte die Entscheidung des Richters: "Die
Freilassung ist ordnungswidrig, da sie während der Feiertage stattgefunden hat. Außerdem gibt es kein
 Profil des Richters Samuel Ventura Ramos, da er in dem Justizsystem nicht registriert ist. Darüber wird
nun eine genaue Ermittlung durchgeführt." Dies sagte er bei der täglichen Pressekonferenz des Präsidenten
Andrés Manuel López Obrador.
Ramos hat bereits am 30.August den mutmaßlich wichtigsten Hintermann im dem Fall der 43
Lehramtsstudenten, Gildardo López Astudillo, alias El Gil, freigesprochen.
Encinas berichtete außerdem, dass gegen diejenigen Staatsbeamten, die ihre Verantwortung bei der
Ermittlung nicht wahrgenommen haben, nun ermittelt wird: "Die Generalstaatsanwaltschaft (Fiscalía
General de la República, FGR) soll den Ex-Generalstaatsanwalt, Jesús Murillo Karam, und Tomás Zerón
de Lucio als damaligen Zuständigen für die Kriminalpolizei zur Rechenschaft ziehen".
Sowohl Murillo Karam als auch Zerón wird Beweismanipulation im Fall Iguala vorgeworfen, um mit einer
offiziellen Erklärung den Fall frühzeitig abzuschließen. Diese Erklärung besagt, dass die 43 jungen Männer
von Bundespolizisten an die Drogenbande "Guerreros Unidos" übergeben wurden. Drei Mitglieder der Bande
sollen dann die Lehramtsstudenten in einer Müllkippe lebend verbrannt haben. Diese Version der
Geschehnisse wurde dann von offizieller Seite als "die historische Wahrheit" verkündet.
Die Eltern der bis heute verschwundenen jungen Männer hatten sich am 11. September mit López Obrador
 getroffen und folgende Forderungen gestellt: Die Generalstaatsanwaltschaft soll seriös und gründlich in dem
Fall ermitteln; es soll eine Zusammenarbeit zwischen FGR, Bundespolizei und dem Militär stattfinden, um den
Verbleib der 43 jungen Männern aufzuklären.
Bei dem Treffen mit den Eltern gab Generalstaatsanwalt Alejandro Gertz Mareno bekannt, dass die
 Ermittlungen in dem Fall Iguala neu beginnen werden. "Aufgrund der Unregelmäßigkeiten," so Gertz:
"Dabei werden die von den unabhängigen Experten vorgeschlagegenen Ermittlungslinien übernommen".
Die 43 Lehramtsstudenten sind in der Nacht zum 27. September 2014 in der kleinen Stadt Iguala von
Bundespolizisten angegriffen und verschleppt worden. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur.
Die Eltern haben auch für dieses Jahr eine globale Protestaktion gegen das Verschwindenlassen ihrer
Kinder organisiert. Die Aktion, die seit dem 15. September läuft, wird auch in Deutschland, England,
Frankreich und den USA solidarisch begleitet.
Tags: Ayotzinapa [9] Verschwindenlassen [10] Justizsystem [11]

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