„… Die Stadien errichten Wanderarbeiter, die großteils vom indischen Subkontinent kommen. Nachdem Menschenrechtsorganisationen über unhaltbare Zustände auf den Baustellen berichtet hatten, versprach die Regierung, gegen Ausbeutung und verzögerte Lohnauszahlungen vorzugehen. Schlichtungsstellen wurden eingerichtet. Wenn eine Firma Konkurs anmeldet und deshalb ausstehende Gehälter nicht zahlen kann, soll ein staatlich finanzierter Unterstützungsfonds einspringen. Doch fast zwei Jahre nach der angekündigten Arbeitsmarktreform hat sich nichts geändert: Ein am Donnerstag veröffentlichter Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International belegt, dass im vergangenen Halbjahr hunderte Mitarbeiter dreier zugesperrter Bau- und Reinigungsfirmen das Land verlassen haben, ohne ihre ausständigen Gehälter erhalten zu haben. Die Schlichtungsstellen, die laut katarischem Arbeitsrecht binnen sechs Wochen eine Entscheidung treffen müssten, sind nämlich personell so dünn besetzt, dass die Bearbeitung von Klagen oft Monate dauert, und wenn sie zu einer Entscheidung gelangen, bedeutet das nicht, dass der Kläger sein Geld erhält: Dafür ist oft eine weitere Klage vor einem Zivilgericht erforderlich. In 1.620 Fällen, die Amnesty seit März 2018 verfolgte, erhielt kein einziger Beschwerdeführer eine Entschädigung aus dem staatlichen Fonds, der seit der Einführung vor einem Jahr keine Auszahlung getätigt hat…“ – aus der Meldung „WM-Ausrichter Katar brach Versprechen, Gastarbeiter besser zu behandeln“ am 19. September 2019 im Standard.at aus Anlass des neuen Berichtes von ai über die (Nicht) Entwicklung der Arbeitsbedingungen in Katar. Siehe dazu auch diesen Bericht von amnesty international, einen Beitrag über die realen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen – und den Hinweis auf unseren letzten Beitrag dazu – schon weil der deutlich macht, wie man in Katar an seinen Lohn kommen kann, wenn wieder einmal ein Unternehmen betrügt:
- „All work, no pay: The struggle of Qatar’s migrant workers for justice” am 19. September 2019 bei amnesty international ist der oben erwähnte vorgelegte neue Bericht, der sich vor allem mit drei Unternehmen befasst, die mehrere Monate lang über 2.000 Bauarbeiter um ihre Löhne betrogen haben – und eben, was aus den Klagen geworden ist. Nichts.
- „Arbeitsmigranten in Katar: “Irgendwann sind die Menschen am Limit”“ am 21. September 2019 bei Web.de ist ein Interview von Marie-Christine Fischer mit Regina Spöttl (ai) über die Arbeitsbedingungen in Katar, speziell in den beobachteten drei Unternehmen, worin sie unter anderem darauf verweist: „… Bei allen drei Unternehmen herrschte die gleiche Misere: Es gibt keinen Arbeitsschutz. Die Menschen hausen in Unterkünften, die jeder Beschreibung spotten. Und vor allem: Die Arbeiter wurden wieder und wieder mit großer Verzögerung bezahlt oder bekamen schlicht gar keinen Lohn. Irgendwann sind die Menschen am Limit. Nicht nur, dass sie selbst nichts zum Leben haben: Viele müssen Kredite bedienen, die sie für Vermittlungsgebühren und den Flug nach Katar aufgenommen haben. Dazu kommt die Belastung, kein Geld nach Hause schicken zu können, obwohl sie gekommen sind, um die Familie unterstützen und ihre Kinder zur Schule schicken zu können. [Wovon leben die Menschen, wenn sie monatelang keinen Lohn bekommen?] Man fragt sich wirklich, wie das geht. Ich denke immer wieder an einen Mann aus Nigeria, der erzählt hat, dass er ein Jahr lang Lebensmittelreste aus Mülltonnen gegessen hat. Die Menschen machen irgendwie weiter, manchmal auch, weil sie vom Arbeitgeber bedroht oder an der Ausreise gehindert werden…“
- Siehe dazu zuletzt: „Es gibt ein Abkommen, es gibt Zusagen. Alles in Ordnung auf Katars WM-Baustellen. Die Einzigen, die das anders sehen, sind die Bauarbeiter: 1.000 treten in den Streik“ am 12. August 2019 im LabourNet Germany
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